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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sind immer Barbaren gewesen, alle, wie sie da waren!“
    Shelby legte nachdenklich den Kopf zur Seite und sah ihr Gegenüber prüfend an. „Man hat den MacGregors von jeher nachgesagt, dass sie schlechte Verlierer sind.“
    Das Gesicht des Seniors wurde fast so rot wie sein Haar. „Verlierer? Hah! Noch ist kein Campbell geboren worden, der einem MacGregor im offenen Kampf gegenübergetreten wäre. Diese Meuchelmörder!“
    „Gleich werden wir die ganze Familiengeschichte in ungekürzter Fassung hören“, flüsterte Caine. „Du hast nichts mehr im Glas, Dad“, sagte er laut, in der Hoffnung, ihn abzulenken. „Shelby, wie wäre es mit einem Drink?“
    „Ja, gern.“ Sie schaute zu Caine auf und zwinkerte ihm zu. „Scotch pur – ohne Wasser und Eis.“ Dann wandte sie sich wieder dem alten Herrn zu. „Wären die MacGregors klüger gewesen, hätten sie nicht ihr Land, ihre Kilts und ihren Namen verloren. Könige“, fuhr sie ungerührt fort, als der Senior wie ein Walross schnaufte, „pflegen empfindlich zu reagieren, wenn jemand versucht, sie vom Thron zu stürzen.“
    „Könige!“ stieß der alte MacGregor verächtlich hervor. „Was ist schon ein englischer König! Kein treuer Schotte braucht einen englischen König, der ihm Vorschriften macht, wie er auf seinem eigenen Grund und Boden leben soll.“
    Shelbys Lippen umspielte ein Lächeln, als Caine ihr das Glas reichte. „Ein wahres Wort. Darauf kann auch ich trinken.“
    „Ha!“ Daniel MacGregor hob sein Glas und leerte es in einem Zug. Dann setzte er es krachend auf den Tisch neben seinem Sessel.
    Mit leicht hochgezogener Braue musterte Shelby den Inhalt ihres Glases. Dann tat sie es dem Herrn des Hauses gleich.
    Dieser stutzte einen Moment lang, blickte auf Shelbys leeres Glas, dann auf sie. Es war totenstill im Raum. Seine Augen sprühten Feuer, ihre jedoch blieben kühl und herausfordernd. Er erhob sich aus seinem Sessel, überragte Shelby um Haupteslänge – ein Bär von einem Mann mit feurrotem Haar. Shelby legte in einer herausfordernden Geste die Hände auf die Hüften. Biegsam wie eine Weidenrute stand sie vor ihm mit ihren Locken, die genauso leuch tend rot waren wie seine. Alan wünschte sich, diese Szene im Bild festzuhalten.
    Plötzlich warf sein Vater den Kopf in den Nacken und lachte schallend, lange und aus tiefstem Herzen. „Beim gütigen Himmel“, rief er, „ist das ein Mädchen!“
    Im nächsten Augenblick zog er Shelby an seine Brust, und alle wussten, dass sie ihm willkommen war.
    Beim Abendessen saß Shelby an Daniel MacGregors Seite. Bewundernd strich sie mit den Fingerspitzen über den Rand ihres Tellers. „Das ist ja Wedgewoods Aspiskollektion aus dem späten achtzehnten Jahrhundert!“ staunte sie. „Ein wunderschönes Gedeck, vor allem der Gelbton ist einzigartig und sehr, sehr selten.“
    „Ein Erbstück von meiner Großmutter“, erzählte Anna MacGregor. „Es war ihr Ein und Alles. Dass die Farbe besonders wertvoll ist, wusste ich nicht.“
    „Blautöne, Lila, Grün und Schwarz wurden öfter hergestellt, mit Hilfe von Oxidfärbung. Dieses Muster habe ich nur einmal im Museum gesehen.“
    „Eure Aufregung wegen eines Tellers kann ich nicht begreifen“, warf Daniel ein.
    „Dich interessiert viel mehr, was daraufgelegt wird“, neckte Serena ihren Vater.
    „Shelby ist Töpferin“, erklärte Alan beiläufig.
    „Töpferin?“ fragte Daniel erstaunt. „Du machst Töpfe?“
    „Unter anderem“, erwiderte Shelby trocken.
    „Unsere Mutter verstand sich auch darauf“, warf Diana ein. „Als ich noch klein war, habe ich sie oft an ihrer Scheibe sitzen sehen. Es ist unglaublich, was aus einem To nklumpen entstehen kann. Weißt du noch, Justin?“
    „Ja, du hast Recht. Manchmal verkaufte sie ein paar Stücke in der Stadt. Verkaufen Sie Ihre Sachen auch?“ fragte er Shelby. „Oder ist es für Sie ein Hobby?“
    „Ich besitze ein Geschäft in Georgetown“, erwiderte Shelby.
    „Anerkennenswert.“ Daniel MacGregor nickte. Handel in jeder Form war ihm vertraut. „Demnach verkaufst du eigene Produkte. Hast du Erfolg?“
    Shelby drehte ihr Weinglas zwischen den Fingern. „Ich bilde es mir ein.“ Sie warf die Stirnhaare zurück und fragte Alan. „Würdest du mich als clevere Geschäftsfrau bezeich nen, Senator?“
    „O ja! Du hast keinerlei Organisationstalent, aber du produzierst, führst den Laden und lebst nach deinem Geschmack“, stimmte Alan zu.
    „Ich mag ausgefallene Komplimente“, erklärte Shelby,

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