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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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verstehen? Nein. Sie verkörperten eine andere, rücksichtslose und tödliche Spezies.
    Derek saß stumm neben Jenny und streichelte sanft ihre Hand.
    » Miss Gunders? « , fragte Perlson noch einmal.
    Macie nickte. Kälte lag in ihrem Blick. » Nach dem Basketballspiel waren wir alle in der Umkleide. « Sie beugte sich vor und sagte zu Derek: » Du hast super gespielt, Derek. «
    » Danke, Macie. « Er hörte nicht auf, Jennys Hand zu streicheln.
    Macie sah mich feindselig an und fuhr fort: » Wir waren gerade beim Umziehen, da ist ein Zettel aus ihrem Spind gefallen. «
    Sie sagte nicht einmal meinen Namen. Stand ich so weit unter ihr? Ich rieb an meinem Stein, bis mein Daumen beinahe taub wurde.
    » Und dann? «
    » Jenny hat den Zettel aufgehoben. «
    » Hat Miss Gillmansen gefragt, ob sie ihn zurückhaben kann? «
    » Ja « , gab Macie zu. » Sie hat sogar Bitte gesagt. « Das letzte war weniger eine Bemerkung über meine höflichen Umgangsformen als eine verbale Ohrfeige. Als wäre Bitte zu sagen ein Zeichen von Schwäche.
    » Hm. Und von wem war der Zettel? «
    » Von ihrer Mutter. «
    » Oh « , sagte Perlson. » Und was geschah dann? «
    » Also, wir haben ihn natürlich gelesen. « Macie verdrehte die Augen.
    » Laut gelesen? «
    » Ja. «
    » Und dann hat Miss Gillmannsen Sie angegriffen? «
    » Nein « , fiel Jenny ein. Sie sah mich mit ihrem guten Auge an. » Ich wollte den Zettel zerreißen. « Sie drückte Dereks Hand. Er erwiderte beruhigend den Druck. » Das war wirklich scheißgemein– huch. « Sie schlug die Hand vor den Mund. » Entschuldigung. «
    Perlson nickte gnädig und bedeutete ihr, fortzufahren.
    » Es war wirklich fies von uns. Ich kann verstehen, dass sie ausgerastet ist. Also, diese ganze Sache mit ihrer Mom… «
    Derek drückte wieder ihre Hand und ich meinte, in seinen Augen einen warnenden Blick zu erkennen. Aber Jenny plapperte weiter und Derek quetschte weiter ihre Hand. Wollte er sie zum Schweigen bringen oder ermutigen? Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nicht mehr, was ich glauben sollte.
    Jenny quasselte. » Sie wissen ja– erst ihr Versagen in der Zehnten, dann die Belastung mit der armen gestörten Sarah « – sie setzte den Eisbeutel gerade lang genug ab, um sich mit ihrem Zeigefinger an die Stirn zu tippen– » und dann noch Derek, der sie ständig zappeln lässt, nur um mich eifersüchtig zu machen… « Sie schüttelte betrübt ihren Kopf.
    Derek ließ ihre Hand los. Er sah mich an. Sein Blick enthielt keine Botschaft für mich– ich konnte nichts darin lesen. Mir wurde schlecht. Mich zappeln lassen? Auch wenn ich das nicht glauben wollte, es bestätigte alle meine Zweifel und Unsicherheiten. Jungs wie Derek verschwendeten keine Zeit auf Mädchen wie mich.
    » Derek « , sagte Harnek mit empörter Stimme.
    Er hatte genug Anstand, den Blick zu senken.
    » Aber jetzt ist alles okay « , sagte Jenny mit einem liebenswürdigen Lächeln und fuhr gleichgültig fort. » Ich möchte nicht, dass sie bestraft wird. So wie sie lebt– also, das ist Strafe genug. «
    Macie neben ihr sah grinsend zu mir herüber. » Ja. Ihr Leben ist so was von mies. Wenn man so leben muss– also, sie hat schon genug zu leiden « , meinte sie zustimmend. » Mir macht das nichts mehr aus. «
    Perlson schluckte fassungslos. Das hatte er wahrscheinlich nicht erwartet. » Nun, meine Damen. Das ist sehr großzügig von Ihnen. Aber werden Ihre Eltern damit einverstanden sein? «
    Jenny und Macie lachten in ihrer typischen, berechnenden Manier. » Natürlich, Herr Konrektor Perlson. « In diesem Augenblick wurde mir klar, dass sie zu Hause das Sagen hatten. Über ihre Eltern herrschten. Eine erschreckende Vorstellung.
    Jenny und Macie erhoben sich gleichzeitig. Jenny streckte ihre Hand aus, worauf Derek sich ebenfalls erhob und sie ergriff. Sein Kopf hing herab, als sei sein Halswirbel abgeknickt. Ich versuchte zu begreifen, was in der Zeit geschehen war, in der er das Büro verlassen und mit den beiden Mädchen wiedergekommen war. War sein Gerede nur heiße Luft gewesen?
    » Dann können wir also zum Schluss kommen « , sagte Harnek. » Donnerwetter. « Sie sah auf die Uhr. » Ganz pünktlich. «
    Derek machte die Tür auf, aber bevor Macie und Jenny hinausgingen, blieben sie noch einmal stehen. » Wir vergeben dir, Jessica. « Und dann verschwanden sie kichernd aus meinem Blickfeld.
    Derek gönnte mir keinen einzigen Blick, als er hinter ihnen die Tür schloss.
    Harnek tätschelte mein Knie. »

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