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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Anscheinend vergaben mir alle mein schlechtes Benehmen und nur ich war die Nachtragende. Wirklich absurd. Meine Mutter wäre stolz auf mich gewesen. Ha, ha.
    Ich wühlte in meinem Rucksack und holte mein Buch hervor. Dann lehnte ich mich in meinem Sitz zurück, schlug das Buch beim Lesezeichen auf und begann zu lesen. Ich war noch nicht weit gekommen, da spürte ich seinen Blick auf mir. Na ja, zumindest auf meinem Buch.
    Er hatte seine Stirn in skeptische Falten gelegt.
    Ich klappte das Buch zu. » Was ist? «
    » Wen das Leben beißt? «
    Ich schaute mir den Titel des Buches an und lächelte. » Genau. « Meine Antwort sollte nicht nur den Buchtitel bestätigen.
    Er streckte seine Hand aus und wackelte mit den Fingern. » Zeig mal. «
    Ich zögerte einen Moment, denn ich dachte an die elektrisierende Wirkung dieser Finger. Vorsichtig reichte ich ihm das Buch, sagte mir aber die ganze Zeit, dass es mir völlig egal war, was er davon hielt.
    Er überflog den hinteren Buchdeckel. » Echt jetzt? Vampire? «

9
    I ch schnappte mir das Buch und warf ihm einen Wie-kannst-du-es-wagen-mein-Buch-zu-beurteilen- Blick zu.
    Das ließ ihn offenbar kalt, denn er wiederholte: » Vampire? «
    » Vampire sind zurzeit total heiß « , informierte ich ihn sachlich, als hinge die Qualität eines Buches von Massentrends ab.
    » Heiß? Ich habe immer gedacht, Untote seien kalt. «
    Ich schmunzelte. Verdammt. Er hat mich zum Lächeln gebracht. Ich versuchte, meine Mimik schnell wieder unter Kontrolle zu bringen, aber er hatte meine Reaktion natürlich bemerkt.
    Und erwiderte mein Lächeln.
    » Ich sollte eigentlich andere Sachen lesen, Anna Karenina zum Beispiel « , seine Miene wurde immer skeptischer, » aber Vampirbücher sind gerade total angesagt « , erklärte ich und blätterte durch die Seiten. » Sie lesen sich schnell und bringen mich auf andere Gedanken « , rechtfertigte ich mich. Obwohl ich eigentlich nicht wusste, warum ich mich Pietr gegenüber rechtfertigen sollte.
    » Ich finde das nicht fair « , erwiderte er.
    » Was? «
    » Dass sich immer alles um Vampire dreht, obwohl es doch viele andere– Ungeheuer– gibt, über die man schreiben könnte. «
    Ich sah ihn an. » Was zum Beispiel– oder besser gesagt: wer? « , wollte ich wissen.
    Er lächelte. Sein Lächeln war genauso perfekt wie Dereks. » Ich glaube, sie würden wer vorziehen « , meinte er und nickte. » Werwölfe zum Beispiel. «
    Ich rümpfte die Nase über diesen Vorschlag. » Werwölfe? « Ich schüttelte den Kopf und überlegte, ob sie Vampire auf der Beliebtheitsskala schlagen könnten. » Warum Werwölfe? «
    Er lehnte sich zurück und drückte seine Knie gegen den Vordersitz, sodass seine Füße lose herunterbaumelten. Seine Füße, die in riesigen Sneakern steckten.
    Ich wurde rot.
    » Überleg doch mal « , sagte er. » Im Leben geht es doch immer um Verwandlung, stimmt doch? Wir wachsen, wir verändern uns, wir entwickeln uns hoffentlich zu besseren Menschen… « Er hob die Hände. » Wer verkörpert diese Verwandlung besser als Werwölfe? «
    » Okay. Interessant. Aber Vampire– also die Personen, die sie lieben, sie müssen sie immer überleben… das ist so tragisch. «
    Seine Augen verdüsterten sich, sein Gesicht erstarrte. Er sah an mir vorbei aus dem Fenster, als suchte er etwas. » Da. Es ist doch keine Kunst, ewig zu leben, bis man kapiert, wie alles läuft, bis man alles gesehen hat– bis man alles hinkriegt. Da. Das ist doch total ätzend. «
    » Außerdem « , sagte ich und zupfte ihn am Ärmel, um ihn aus seiner plötzlichen schlechten Laune zu reißen, » verwandeln sich Werwölfe meines Wissens nach nur beim Licht des Vollmonds. Vampire müssen ständig mit ihrer Gier nach Blut zurechtkommen. «
    Er sah mich forschend an. Dann seufzte er. Als hätte er in meinem Gesicht nicht gefunden, wonach er suchte. » Da. Das habe ich vergessen « , meinte er achselzuckend. » Wahrscheinlich hast du recht. Vampire sind deshalb auch viel ungewöhnlicher. «
    » Außerdem glaub ja nicht, dass ich an so was glaube « , zog ich ihn auf.
    Seine Mundwinkel zuckten nach oben. » Haruschi. Gut « , sagte er. » Das ist auf jeden Fall besser. « Er erhob sich, der Bus hielt an einer Haltestelle. » Ich muss hier aussteigen « , sagte er. » Ach– Sarah hat mir was für dich mitgegeben. « Er wühlte in seiner Hosentasche. » Hier. « Er drückte mir den Zettel in die Hand, ich musste ein Zittern unterdrücken, als er mich berührte. » Bis dann.

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