Zwischen Mond und Versprechen
gummiartig und hüpften mir vom Pfannenwender direkt auf seinen Teller. Aber er merkte es anscheinend gar nicht.
Ich bot ihm von unseren Pralinen an. Die Dose auf dem Küchentisch wurde ständig nachgefüllt. Obwohl er zugab, Schokolade zu mögen, behauptete er, sie erwidere seine Gefühle nicht und er sei nicht gewillt, sich länger mit unerwiderter Liebe herumzuschlagen. Echt komisch, der Junge.
Ich war so viel mit Pietr zusammen, dass mir langsam die feinen Unterschiede zwischen seinem Auftreten in der Schule und seinem Verhalten bei mir auffielen.
In der Schule trug er immer diese Kette, die er seit seinem zweiten Tag auf der Junction High anhatte. Aber wenn wir zwei zusammen waren, trug er sie nie. Ich hatte ihn darauf angesprochen. » Das ist eine Zauberkette. Ein Puffer, um Mädchen abzuhalten– ein Dämpfer für meine unleugbaren unwiderstehlichen Reize. «
Er hatte gegrinst. So ein Angeber.
» Und warum trägst du sie nicht, wenn du hier bist? « , fragte ich weiter.
» Du bist anscheinend immun gegen meine Reize. Aber ich gebe zu, dass ich mir bei dir keine Chance entgehen lassen will « , erwiderte er gelassen.
Ich verdrehte die Augen und sagte, er könne von Glück reden, dass ich Gummistiefel anhätte, denn der Mist, den er von sich gäbe, stünde schon knöchelhoch. Dann sagte ich noch: » Und ich habe auch einen Puffer gegen dich « und hob grinsend meinen Troststein hoch.
» Hast du den immer dabei? « , fragte er mich, nicht mehr ganz so übermütig.
» Fast immer « , versicherte ich und reckte das Kinn.
» Hui. « Er kratzte sich am Kinn und sah den Stein an. » Und trotzdem küsst du mich. «
» Das ist ein Troststein, Pietr « , entgegnete ich. » Und wenn ich dich küsse, brauche ich erst recht Trost « , entgegnete ich schnippisch und wich einer Ladung Heu aus.
Wenn wir zusammen waren, achtete Pietr nicht so auf die Zeit wie sonst. Als ich das Amy einmal abends am Telefon erzählte, witzelte sie, er achte deshalb nicht auf die Zeit, weil er bei mir Zeit gewänne.
Ich war fast immer mit Pietr allein, sodass ich ständig auf der Hut sein musste, nicht in eine Ecke gezerrt und geküsst zu werden. Immer wieder musste ich ihn daran erinnern, dass wir nur eine Arbeitsbeziehung hatten.
Er versicherte mir, dass er in diesem Punkt ganz meiner Meinung sei. Er arbeite ernsthaft an unserer Beziehung. So oft es ihm möglich sei. Und zum Beweis küsste er mich wieder.
» Die verrückte Wanda ist die Möchtegernfreundin von meinem Dad « , klärte ich ihn auf und hob die Augenbrauen. Es gab Dinge, die ich mit Pietr nicht diskutieren wollte. Zum Beispiel Wandas unermüdliche Versuche, sich meinen Dad zu angeln.
Hunter und Maggie sprangen von ihrem Platz unter dem Tisch hevor, wo sie darauf gewartet hatten, dass ein paar Essensreste für sie abfielen. Aber nun wollten sie lieber Pietr folgen. So etwas Verrücktes. Pietr folgte mir, meine Hunde folgten Pietr.
» Oh. «
» Genau. « Ich machte die Tür auf und dort stand sie: Wanda McGregor. Sie war ungefähr eine Woche vor Pietrs Familie in die Stadt gekommen. Sie half ehrenamtlich in der Schule mit, arbeitete in der Stadtbücherei– stand aber irgendwie immer im Weg. Sie interessierte sich für Dad und schmiss sich ihm an den Hals.
» Hi, Jessie « , grüßte sie lächelnd.
» Jessica « , korrigierte ich sie und sah sie kühl an. Ausnahmsweise sah sie einigermaßen ausgeruht aus. Ihre Augenfältchen waren nicht so tief wie sonst. Vielleicht weil sie ihren albernen blonden Pferdeschwanz so straff nach hinten gezogen hatte.
Wanda musterte mich abschätzend. Wahrscheinlich rechnete sie sich aus, dass ich das Einzige war, was ihrem Glück im Wege stand. Sie sollte sich nur nicht täuschen, Annabelle Lee musste sie auch noch mit einkalkulieren.
Pietr schob mich von hinten an und nahm seine Jacke. Überrascht machte Wanda einen Schritt zur Seite. Ich meinte ganz kurz, Angst in ihren Augen aufblitzen zu sehen, aber sie fing sich sofort wieder und setzte stattdessen eine eher neugierige Miene auf.
» Wer ist denn dein kleiner Freund? « , fragte sie.
Pietr nahm eine drohende Haltung ein und stellte sich neben mich. Er starrte Wanda mit einem wilden Blick an, so hatte ich ihn bisher nur Derek anstarren sehen.
In Hunters Kehle kam ein Knurren auf.
» Dass du es nur weißt « , sagte ich zu Hunter und tätschelte seinen Kopf, » wenn du so weitermachst, bringe ich dich noch in eine Hundeerziehungsanstalt. « Ich sah von Pietr zu Wanda und
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