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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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zwischen mir und dem blutigen Ernst kein Fernsehschirm aufgestellt war.
    Seine Zähne schlugen schnappend aufeinander, als er auf mich zu stieß, eine höhnische Aufforderung zur Flucht– eine letzte Chance. Aber meine Füße waren wie am Boden festgewachsen, als wäre ich in frischem Zement stecken geblieben. Und dann verschwamm alles vor meinen Augen. Ein Arm schoss vor, nur wenige Zentimeter von meiner Nase entfernt. Eine Bewegung, die ein paar lose Haarsträhnen von mir zum Flattern brachte. Eine Hand erfasste die breite Hundebrust und schleuderte das knurrende Biest mit einer Leichtigkeit zurück, als würde ein zorniges Kind seine Puppe wegwerfen!
    Der Hund jaulte und landete schwer auf dem glatten Boden der Sporthalle. Wieder griff er an, diesmal raste er auf meinen Beschützer zu, ohne auf die Befehle seines Herrchens zu achten. Ich drehte mich um, um zu sehen, wer sein Leben für mich riskierte. Meine Welt geriet ins Wanken. Ganz. Langsam.
    Der Hund hatte uns beinahe erreicht, als Pietr sich duckte und die Starthaltung eines Läufers einnahm. Sein Gesicht war nun auf der gleichen Höhe wie das Gebiss des heranstürmenden Hundes.
    Ich riss entsetzt die Augen auf, es war der reinste Wahnsinn, dessen Zeuge ich hier wurde!
    Und dann, Pietr und der Hund berührten sich beinahe, grinste Pietr. Seine Lippen wichen zurück und entblößten sein ungewöhnlich perfektes Gebiss, er sah dem Hund gelassen in die Augen.
    Einen Sekundenbruchteil lang meinte ich zu sehen, wie Pietrs Zähne sich verlängerten.
    Der Hund jaulte und ruderte panisch mit den Füßen, um sein Tempo zu stoppen. Seine weit aufgerissenen Augen enthüllten plötzlich eine Angst, die meiner nicht nachstand. Mit einem entsetzten Geheul drehte er sich um, verlor das Gleichgewicht und krabbelte wie wahnsinnig nach hinten, eine Spur gelber Nässe hinterlassend. Der Drogenhund blieb erst stehen, als er sich hinter den Beinen seines Herrchens in Sicherheit gebracht hatte. Dort krümmte er sich zitternd und winselnd zusammen.
    Hinter mir richtete Pietr sich wieder auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Mein Blick schnellte von seiner ruhigen Gestalt zu den von Schrecken gepackten Zuschauern. Die ganze Schülerschaft war wie erstarrt. Wie betäubt.
    Hinter mir hörte ich jemanden flüstern. » Das war echt krass. «
    Pietr hatte mir das Leben gerettet und sich ein hohen Respekt verschafft.
    Dieser Meinung war auch der Kriminalbeamte. Er sagte etwas zu Perlson und dieser kam auf uns zu, während Mrs Hahn dafür sorgte, dass der Rest der Klasse sich setzte.
    » Ihr zwei kommt mit mir « , sagte er zu Pietr und mir. » Wir müssen eine genaue Durchsuchung vornehmen. Das war ein Drogenspürhund. «
    Ich musste ihm zustimmen, wennschon mir sein Tonfall nicht gefiel. Was immer man von diesem winselnden Hundebündel halten wollte, ein paar Minuten zuvor, als ich das glatte Parkett der Turnhalle betreten hatte, war es in der Tat ein Drogenspürhund gewesen.
    » Tja, Pietr, du bist noch nicht lange bei uns und schon musst du aufs Rektorat « , kommentierte Perlson beim Hinausgehen. » Miss Gillmansen « – er sah zu mir herüber– » ich will nicht hoffen, dass Sie bei mir als Vielfliegerin einchecken wollen. «
    » Mr Perlson « , setzte ich an, » ich weiß wirklich nicht, warum dieser Hund ausgerastet ist. «
    Perlson sah mich skeptisch an. » Es war ein Drogenspürhund. Man sollte annehmen, dass… «
    Ich blieb mitten in dem hallenden Korridor stehen. » Mr Perlson, ich weiß, dass mein Verhalten… «
    » …unberechenbar war? « , half mir Pietr etwas zu bereitwillig weiter.
    » Ja. Danke für die Formulierung. « Ich nagte auf meiner Unterlippe und versuchte, mich zu konzentrieren. » Aber ich habenoch nie irgendwelche Drogen genommen. Ich habe schon so viel Durcheinander in meinem Leben, dass ich so was ganz bestimmt nicht auch noch brauche. «
    Perlson musterte mich eingehend. Ich meinte, eine gewisse Milde in seinem Blick zu bemerken. » Ich denke, wir sollten die Angelegenheit im Schutz meines Büros zu Ende diskutieren. «
    Ich nickte, setzte mich an die Spitze und ging meinem Schicksal entgegen. Pietr holte mich mit großen Schritten ein und schon waren wir außer Hörweite von Perlson.
    » Was zum Teufel war denn mit dem Hund los? « , fragte ich, den Blick starr nach vorn gerichtet. » Schnüffelhunde sind doch bestens ausgebildet… Es ist mehr als merkwürdig, dass er sich so verhalten hat. «
    » Mein Pulli. Habe ich dir doch gesagt « ,

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