Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
Vom Netzwerk:
wenn er unfassbar gut aussah.
    Die Vorhanggestelle wurden weggerollt. Pietr und ich standen vornüber gebeugt und schnürten unsere Schuhe zu. Ich lachte wieder. Diesmal, weil die Situation so absurd war.
    Officer Kent berichtete, dass unsere Taschen und Schließfächer clean seien und dass er einfach nicht verstünde, warum der Drogenhund ausgeflippt war. Pietr zuckte mit den Schultern, als hätte auch er keine Ahnung.
    Aber ich wusste, dass er etwas damit zu tun hatte. Ich hatte nur keinen blassen Schimmer, was es war.
    » Hey! Du hast deinen Ausweis verloren « , sagte ich und hob ihn auf.
    » Danke. Ist mir wahrscheinlich beim Umziehen runtergefallen « , meinte Pietr und streckte die Hand danach aus.
    Ich warf einen kurzen Blick darauf. » Wow. Nicht schlecht, dein Ausweisbild. Nur die Augen sind knallrot. « Ich sah genauer hin. » Die sehen aus, als würden sie glühen. «
    » Ich war auf den Blitz nicht gefasst– das war echt gemein. « Er lachte leise und wedelte mit seiner ausgestreckten Hand, vielleicht, um mich abzulenken.
    In dem Moment, als ich ihm den Ausweis zurückgeben wollte, fiel mein Blick auf sein Geburtsdatum. » Du hast ja bald Geburtstag. « Ich sah ihn befremdet an. » Du wirst siebzehn? Ich hätte gedacht, du bist älter. «
    » Ja, das denken viele. «
    Ich legte die Karte in seine Hand, als Officer Kent mit der nächsten Überraschung aufwartete. » Eure Eltern « , er warf Pietr einen missmutigen Blick zu, » Vormünder sind benachrichtigt worden und warten wahrscheinlich schon im Rektorat. «
    » Das ist nicht Ihr Ernst? « Ich wusste, es war sein Ernst. » Was haben Sie ihnen gesagt? «
    » Die Wahrheit. «
    Ich biss die Zähne zusammen. Kent merkte sehr wohl, dass ich genauere Informationen brauchte.
    » Dass es einen Zwischenfall mit einem Drogensuchhund gegeben hat. «
    » Und dass ich beinahe von einem totgebissen worden bin, haben Sie nicht erzählt? « Ich war fassungslos und brachte kaum ein Wort heraus.
    Officer Kent drehte sich um. » Kommt mit, damit wir es endlich hinter uns bringen. «
    Die Nachricht verdarb mir gründlich die Laune. Dazu kam, dass Pietr in wenigen Tagen Geburtstag hatte und er mir nichts davon gesagt hatte. » Machst du eine Party? «
    » Was? Ach, der Geburtstag. Njet. Ist bei uns nicht üblich. «
    » Bist du ein Zeuge Jehovas? «
    Er lachte und meine Stimmung hellte sich etwas auf. » Njet. «
    » Und was machst du dann an deinem Geburtstag– wie feierst du ihn? «
    » Ich glaube, da gibt es nicht viel zu feiern « , sagte er.
    Seine Stimme hatte sich verändert. Sie klang schwerer. Gequält.
    » Ich habe am ersten Geburtstag. Bei mir gibt es immer eine Party « , sagte ich. » Du bist eingeladen. Das ist auch nicht mehr lang hin. «
    » In manchen Kulturen hat der erste November eine magische Bedeutung. Es heißt, die Toten kommen zu Besuch « , erwiderte er nachdenklich.
    Ich musste weitergehen– vor mir lag das Rektorat und Pietr ging direkt hinter mir– aber der Gedanke, was mich an meinem Geburtstag erwarten könnte, brachte mich beinahe ins Stolpern. Eine Wiedervereinigung mit den Toten? Darauf war ich ganz sicher nicht vorbereitet.
    Zumindest musste sich Pietr darum keine Gedanken machen.
    Mein Vater lehnte an der Theke des Sekretariats und sah mir ernst entgegen. Neben ihm stand Alexi und blickte ebenso ernst drein.
    Als wir eintraten, kam Konrektor Perlson aus seinem Büro. » Officer Kent. «
    » Konrektor « , erwiderte Kent und drehte sich zu Dad und Alexi um. » Ein Drogenspürhund « , er sah mich an und bemerkte meine verschränkten Arme und meine starre Miene, » hat erst Jessica angegriffen und dann Pietr. Daraufhin mussten wir sie und ihre Sachen auf Drogen hin untersuchen. «
    » Moment « , sagte Dad. » Greifen diese Hunde immer an? «
    » Das war äußerst ungewöhnlich « , gestand Kent. » Jedenfalls hatten sie nichts am Leib oder in ihren Sachen, deshalb dürfen sie jetzt gehen. «
    Dad umarmte mich so überschwänglich, dass er mich dabei vom Boden hochhob. » Ich konnte es nicht glauben, als der Anruf kam « , sagte er. Er setzte mich wieder ab und wandte sich an Officer Kent. » War der Hund denn auf etwas Bestimmtes angesetzt worden? «
    » Nein, der Drogenhund war zu Demonstrationszwecken bei einer Antidrogenveranstaltung dabei.«
    » Das klingt nach einer ziemlich seltsamen Form von Demonstrationszweck « , meinte Dad und tätschelte meinen Kopf. Er sah Alexi und Pietr an und sagte zu Alexi: » Sie scheinen sich keine

Weitere Kostenlose Bücher