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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Freitag noch nicht da gewesen waren.

    War er groß oder richtig groß?, hatte Betsy Neal gefragt.
    Richtig groß, hatte Tess geantwortet … aber nicht so groß wie dieser Mann. Ihren Vergewaltiger hatte sie auf knapp zwei Meter geschätzt, als er aus seinem Pick-up gestiegen war (aus diesem Pick-up, das stand für sie fest). Gewaltiger Wanst, baumdicke Oberschenkel und türbreite Schultern. Aber dieser Mann hier musste mindestens zwei Meter zehn groß sein. Sie hatte Jagd auf einen Riesen gemacht und einen Leviathan erlegt.
    »O Gott!«, sagte Tess, und der Wind riss ihr die Worte aus dem Mund. »O mein Gott, was habe ich getan?«
    »Du hast mich erschossen, Tess«, sagte der vor ihr liegende Mann … und das klang angesichts des Lochs in seinem Kopf und des zweiten in seiner Kehle durchaus vernünftig. »Du bist hingegangen und hast Big Driver erschossen, genau wie du es vorhattest.«
    Ihre Kräfte verließen sie. Sie sank neben ihm auf die Knie. Über ihr lächelte der Mond vom stürmischen Himmel herab.
    »Der Ring«, flüsterte sie. »Die Mütze. Der Pick-up.«
    »Ring und Mütze trägt er, wenn er auf die Jagd geht«, sagte Big Driver. »Und er fährt den Pick-up. Wenn er auf die Jagd geht, bin ich mit einem Sattelzug von Red Hawk auf der Straße unterwegs, und wenn irgendjemand ihn sieht - vor allem sitzend -, glaubt derjenige, mich zu sehen.«
    »Weshalb sollte er das tun?«, fragte Tess den Toten. »Du bist sein Bruder .«
    »Weil er verrückt ist«, sagte Big Driver geduldig.
    »Und weil das schon früher funktioniert hat«, sagte Doreen Marquis. »Als sie noch jünger waren und Lester Schwierigkeiten mit der Polizei hatte. Die Frage ist, ob Roscoe Strehlke wegen dieser ersten Sache Selbstmord verübt hat - oder weil Ramona den großen Bruder dazu gezwungen hat, die Schuld auf sich zu nehmen. Vielleicht
wollte Roscoe auch reinen Tisch machen, und Ramona hat ihn deswegen umgebracht. Und seine Ermordung als Selbstmord hingestellt. Wie war’s wirklich, Al?«
    Zu diesem Thema schwieg Al jedoch. Wie ein Grab.
    »Ich will Ihnen sagen, was meiner Meinung nach passiert ist«, sagte Doreen im Mondschein. »Ich glaube, dass Ramona wusste, dass Ihr kleiner Bruder, wenn er im Vernehmungsraum an einen halbwegs cleveren Polizeibeamten geriete, etwas gestehen könnte, das weit schlimmer wäre, als im Schulbus ein Mädchen zu befummeln, im örtlichen Seufzergässchen Liebespaare zu beobachten oder welche Bagatellstraftat man ihm sonst anlasten wollte. Ich glaube, sie hat Sie dazu überredet, die Schuld auf sich zu nehmen, und ihren Ehemann dazu, den Mund zu halten. Oder sie hat ihn so unter Druck gesetzt, dass er nicht anders konnte. Und weil die Polizei das Mädchen nie aufgefordert hat, den Täter zu identifizieren, oder weil es keine Anzeige erstattet hat, sind Ramona und Lester damit durchgekommen.«
    Al sagte nichts.
    Tess dachte: Ich knie hier und rede mit imaginären Stimmen. Ich habe den Verstand verloren.
    Trotzdem wusste ein Teil von ihr, dass sie versuchte, bei Verstand zu bleiben . Das konnte sie nur, wenn sie begriff, wie alles passiert war, und sie glaubte, dass die Geschichte, die sie mit Doreens Stimme erzählte, die Wahrheit war oder ihr zumindest sehr nahekam. Sie basierte auf Vermutungen und unbewiesenen Schlussfolgerungen, aber sie klang logisch. Und sie passte mit Ramonas letzten Äußerungen zusammen.
    Du blöde Fotze, du weißt nicht, wovon du redest!
    Und: Sie verstehen nicht. Das ist ein Fehler.
    Es war ein Fehler, das stimmte. Alles, was sie in dieser Nacht getan hatte, war ein Fehler gewesen.
    Nein, nicht alles. Sie war mitschuldig. Sie hat alles gewusst.

    »Hast du es gewusst?«, fragte Tess den Mann, den sie erschossen hatte. Sie streckte eine Hand aus, um Strehlke am Arm zu fassen, und ließ sie dann sinken. Unter dem Ärmel würde er noch warm sein. Sich einbilden, er lebe noch. » Hast du es gewusst?«
    Er gab keine Antwort.
    »Lassen Sie es mich mal versuchen«, sagte Doreen. Und mit ihrer freundlichen Mir-können-Sie-alles-erzählen-Stimme einer alten Lady, die in Romanen immer wirkte, fragte sie: » Wie viel haben Sie gewusst, Mr. Driver?«
    »Ich hatte manchmal einen Verdacht«, sagte er. »Aber die meiste Zeit hab ich nicht darüber nachgedacht. Ich musste mich um die Firma kümmern.«
    »Haben Sie jemals Ihre Mutter gefragt?«
    »Schon möglich«, sagte er, und Tess fand den Blick seines merkwürdig schielenden rechten Auges ausweichend. Aber wer konnte das in diesem abenteuerlichen

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