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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte melken müssen). »Lassen wir sie einfach friedlich weiterleben.« Aber nun hatten wir eine Verwendung für Elpis, und ihr Tod konnte einen weit nützlicheren Zweck erfüllen, als ein paar zähe Steaks zu liefern.
    Zwei Tage nach Lesters Besuch legten mein Sohn und ich ihr ein Halfter an und führten sie um den Stall herum. Auf halbem Weg zum Brunnen blieb Henry stehen. Seine Augen glitzerten vor Verzweiflung. »Papa! Ich rieche sie!«
    »Lauf ins Haus, und hol dir ein paar Wattebäusche für die Nase. Sie sind auf ihrer Kommode.«
    Obwohl er den Kopf gesenkt hielt, sah ich seinen raschen Blick aus den Augenwinkeln heraus, bevor er wegtrabte. Das ist alles deine Schuld, besagte dieser Blick. Alles deine Schuld, weil du nicht loslassen konntest.
    Trotzdem bezweifelte ich nicht, dass er mir bei der vor uns liegenden Arbeit helfen würde. Unabhängig davon, was er von mir dachte, war jetzt auch sein Mädchen involviert, und er wollte nicht, dass Shan erfuhr, was er gemacht hatte. Zwar war ich es, der ihn dazu gezwungen hatte, aber das würde sie niemals verstehen.
    Wir führten Elpis zu dem Holzdeckel, vor dem sie begreiflicherweise zurückscheute. Also gingen wir auf die andere Seite hinüber, spannten die Zaumriemen wie Bänder beim Maibaumtanz und zerrten sie mit Gewalt auf das morsche Holz. Der Deckel knackte unter ihrem Gewicht … bog sich durch … hielt aber. Die alte Kuh stand mit hängendem
Kopf da, sah so stur und dumm wie immer aus und ließ ihre gelbgrünen Zahnstummel sehen.
    »Was jetzt?«, fragte Henry.
    Just als ich sagen wollte, das wisse ich auch nicht, zerbrach der Holzdeckel mit einem lauten, spröden Knall in zwei Teile. Wir ließen die Halfterriemen nicht los, obwohl ich einen Augenblick lang glaubte, wir würden mit ausgerenkten Armen in diesen verdammten Brunnen gezogen werden. Dann löste der Zaum sich und kam nach oben geschnellt. Er war auf beiden Seiten gerissen. Unten begann Elpis vor Schmerzen zu muhen und mit den Hufen an die gemauerte Brunnenwand zu trommeln.
    »Papa!«, kreischte Henry. Er hatte die Fäuste so fest gegen den Mund gepresst, dass sich die Fingerknöchel in die Oberlippe gruben. »Mach, dass sie aufhört!«
    Elpis stieß ein lange nachhallendes Stöhnen aus und trommelte weiter mit den Hufen gegen den Stein.
    Ich packte Henry am Arm und zerrte den Stolpernden ins Haus zurück. Dort stieß ich ihn auf Arlettes Versandhaussofa und wies ihn an, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis ich ihn holen käme. »Und denk daran, dass die ganze Sache fast vorbei ist.«
    »Die ist nie vorbei«, sagte er und wälzte sich auf dem Sofa auf den Bauch. Er hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu, obwohl Elpis hier drinnen nicht zu hören war. Sicherlich hörte Henry sie dennoch weiter, ich tat das nämlich immer noch.
    Ich holte mein Gewehr zur Schädlingsbekämpfung von der Anrichte. Es war nur ein Kaliber.22, aber es würde genügen. Und wenn Harlan Schüsse hörte, die über die Felder zwischen seiner Farm und meiner hallten? Auch die würden zu unserer Geschichte passen. Das heißt, wenn Henry sich lange genug zusammenreißen konnte, um sie zu erzählen.

    Nun etwas, was ich aus dem Jahr 1922 gelernt habe: Es erwarten uns stets schlimmere Dinge. Man glaubt, das Allerschlimmste gesehen zu haben: diese eine Sache, die alle Albträume, die man je gehabt hat, zu einem grotesken Horror vereinigt, der tatsächlich existiert, und der einzige Trost ist, dass es nichts Schlimmeres geben kann. Auch wenn es etwas gäbe, würde man bei seinem Anblick überschnappen und nichts mehr davon wahrnehmen. Aber es gibt Schlimmeres, und trotzdem schnappt man nicht über und macht irgendwie weiter. Man begreift vielleicht, dass es für einen auf dieser Welt nie wieder Freude geben wird, dass durch die eigene Tat alles, was man zu gewinnen hoffte, unerreichbar geworden ist, und wünscht sich vielleicht, man wäre selbst tot - aber man macht weiter. Man erkennt, dass man in einer selbst geschaffenen Hölle ist, aber man macht trotzdem weiter. Weil einem nichts anderes übrigbleibt.
    Elpis war auf die Leiche meiner Frau gestürzt, aber Arlettes grinsendes Gesicht war weiter ganz deutlich zu sehen, war weiter der sonnenhellen Welt zugekehrt, schien mich weiter anzusehen. Und die Ratten waren zurückgekommen. Die in ihre Welt stürzende Kuh hatte sie zweifellos in das Rohr zurückgetrieben, das ich später für mich Rattenboulevard nennen würde, aber dann hatten sie frisches Fleisch gewittert und

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