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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Minute zu galoppieren. Der Taxifahrer musste etwas im Innenspiegel bemerkt haben … vielleicht hing seine Frage aber auch nur mit den sichtbaren Spuren von Gewalt auf ihrem Gesicht zusammen.
    »Alles okay, Ma’am?«
    »Bestens«, sagte sie. »Ich hatte bloß nicht vor, heute Vormittag hierher zurückzukommen.«
    »Das tun wenige«, sagte der Fahrer. Er kaute auf einem Zahnstocher herum, der eine lässige langsame Reise von einem Mundwinkel zum anderen machte. »Ihre Schlüssel sind doch hier, oder? Sie haben sie beim Barkeeper abgegeben, oder nicht?«
    »Oh, da gibt’s keine Schwierigkeiten«, sagte sie heiter. »Aber sie bewahren noch etwas anderes auf, was mir gehört - die Lady, die angerufen hat, wollte nicht sagen, was, und ich komme nicht um alles in der Welt darauf, was es sein könnte.« Großer Gott, ich rede wie eine meiner alten Detektivinnen .
    Der Taxifahrer ließ den Zahnstocher zum Ausgangspunkt zurückwandern. Das war seine einzige Antwort.
    »Sie bekommen zehn Dollar extra, wenn Sie warten, bis ich wieder rauskomme«, sagte Tess, indem sie zu dem Rasthaus hinübernickte. »Ich möchte sichergehen, dass mein Wagen anspringt.«
    »Kein Problem«, sagte der Taxifahrer.
    Und wenn ich schreie, weil er mir drinnen au flauert, kommen Sie schleunigst gerannt, okay?
    Aber das hätte sie nie gesagt, auch wenn sie es hätte tun können, ohne völlig übergeschnappt zu klingen. Der Taxifahrer war fünfzig, dick und kurzatmig. Wenn das Ganze
eine Falle war, würde er dem Riesen hoffnungslos unterlegen sein … und in einem Horrorfilm wäre es eine.
    Zurückgelockt, dachte Tess trübselig. Durch den Anruf der Freundin des Riesen zurückgelockt, die so verrückt ist wie er.
    Eine törichte, paranoide Idee, aber der Weg zum Eingang des Stagger Inn erschien ihr lang, und auf dem harten, unbefestigten Untergrund klangen ihre Sportschuhe sehr laut: stampf-polter-stampf. Der Parkplatz, der nachts ein Automeer gewesen war, war jetzt bis auf vier Autoinseln leer, eine davon ihr Expedition. Er stand ganz weit hinten - klar, der Riese würde nicht gewollt haben, dass ihn jemand beim Abstellen beobachtete -, und sie konnte den linken Vorderreifen sehen. Er war ein alter schwarzer Reifen, der nicht zu den drei anderen passte, aber er schien die richtige Größe zu haben. Der Kerl hatte ihr den Reifen gewechselt. Natürlich hatte er das getan. Wie hätte er sonst von seiner … seiner … herkommen sollen?
    Von seiner Freizeitoase aus. Von seiner Killzone aus. Er ist damit hergefahren, hat ihn geparkt, ist zu dem verlassenen Laden zurückgegangen und mit seinem alten F- 1 50 fortgefahren. Gut, dass ich nicht früher zu mir gekommen bin; er hätte mich benommen umherirren sehen, und ich wäre jetzt nicht hier.
    Sie sah sich um. In einem der Filme, an die sie jetzt ständig denken musste, hätte sie bestimmt gesehen, wie das Taxi davonraste (und mich meinem Schicksal überlässt) , aber es stand noch da. Sie winkte dem Fahrer zu, und er winkte zurück. Alles in Ordnung. Ihr Wagen war hier, aber der Riese nicht. Der Riese war in seinem Haus (seinem Schlupfwinkel ), schlief sich wahrscheinlich noch von den Anstrengungen der vergangenen Nacht aus.
    An der Tür hing ein Schild, auf dem WIR HABEN GESCHLOSSEN stand. Tess klopfte an, aber drinnen reagierte
niemand. Sie legte eine Hand auf den Türknopf, und als er sich drehen ließ, fielen ihr wieder unheimliche Filmszenen ein. Die wirklich dummen Plots, in denen der Türknopf sich immer drehen lässt und die Heldin (mit zittriger Stimme) ruft: »Ist hier jemand?« Jeder weiß, dass es verrückt wäre, dort reinzugehen, aber sie tut’s trotzdem.
    Tess sah sich noch einmal nach dem Taxi um, das weiter an seinem Platz stand, erinnerte sich daran, dass sie in ihrer Reservehandtasche einen geladenen Revolver hatte, und ging trotzdem hinein.

24
    Sie betrat ein Foyer, das sich auf der Parkplatzseite über die ganze Gebäudelänge erstreckte. An den Wänden hingen Werbefotos: Bands in Leder, Bands in Jeans, eine Mädchenband in Miniröcken. Jenseits der Garderobenständer lag eine provisorische Bar; dort gab es keine Hocker, sondern nur ein Geländer, an dem man einen Drink bekommen konnte, während man auf jemanden wartete oder weil die Bar drinnen überfüllt war. Über den ordentlich aufgereihten Flaschen leuchtete ein einzelnes rotes Schild: BUDWEISER.
    Du magst Bud, Bud mag dich, dachte Tess.
    Sie nahm ihre Sonnenbrille ab, um beim Weitergehen nicht gegen etwas zu rennen, und

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