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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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streiten“, gestand er, als er ihr die Tür zum Eiscafé aufhielt. Nicht das, in dem er früher gearbeitet hatte. Wahrscheinlich hatte er dort Hausverbot.
    „Ich wollte dir lediglich meine ‚Ruggiero-hat-dafür-gesorgt-dass-ich-gefeuert-wurde‘-Geschichte erzählen. Also wenn du sie hören willst, musst du dir im Klaren darüber sein, dass der Typ eine wichtige Rolle darin spielt, die dir mit Sicherheit gegen den Strich geht – aber es ist wahr.“ Er zuckte die Achseln. „Du brauchst mir kein Wort zu glauben, aber –“
    „Jetzt fang schon an!“, knurrte Leslie und ließ sich ihm gegenüber an einem Tisch am Fenster nieder. Antonio bestellte einen großen Eisbecher mit viel Sahne und Obst. Leslie pickte sich ab und zu eine Erdbeere heraus, während sie seinem Bericht lauschte, der ihr, wie sie feststellen musste, tatsächlich nicht besonders gefiel.
    „Also“, begann Antonio, „letztes Jahr … da hat er dich mir vor der Nase weggeschnappt, der Großkotz mit seiner schleimigen Machoart –“
    „Antonio!“
    „Tut mir leid, ich muss Frust ablassen! Also, ich denke, du weißt, dass ich ziemlich verknallt in dich war“, er errötete leicht, „und als ich begreifen musste, dass ich wirklich keine Chance bei dir hatte, weil du dich längst unsterblich in Ruggiero verliebt hattest –“
    „Hatte ich nicht ! Ich –“
    „Lass mich ausreden, Leslie!“ Er schob sich einen Löffel Sahne in den Mund. „Als ich das begriffen hatte, wurde ich mächtig wütend auf den Typen und das wäre okay gewesen, solange ich nichts von dem Unsinn angestellt hätte, den ich aber leider angestellt habe . Ich war so sauer auf Ruggiero, dass ich ein bisschen was über seine geschäftlichen Pläne bei der Polizia ausgeplaudert habe, was ihn natürlich erheblich verärgert hat. Verständlich, wenn man an so schmutzigen Geschäften beteiligt ist, wie er. Naja, ich riskierte also mein Leben, als ich zur Polizia ging und tags darauf brannte das gesamte Eiscafé nieder. Das ‚Conte‘ . Einen Teil konnte die Feuerwehr noch retten, aber alles andere war vollkommen im Eimer. Deshalb wurde es komplett renoviert – und ich“, er lächelte grimmig, „gefeuert. Weil mein alter Boss natürlich irgendwie rausgekriegt hat, wem er das alles zu verdanken hatte – und mit wem ich mich angelegt hatte – und glaub mir, der Alte hatte gehörig Angst um sein Leben, und als er dann erfuhr, dass er ‚nur‘ weiterhin sein Schutzgeld bezahlen musste – da war er aber erleichtert und hat mich kurzerhand rausgeworfen. Armer Kerl …, da ist nichts zu machen, aber ich habe dazu gelernt. Und, wenn ich ehrlich bin, gehörigen Respekt vor Ruggiero bekommen – was ich dir natürlich nie gesagt habe, verstanden?“ Er schob sich einen Löffel Eis in den Mund. „Dieses Gespräch hat nicht statt gefunden“, fügte er hastig hinzu. Dann aß er seelenruhig sein Eis weiter.
    Und Leslie saß stocksteif da und versuchte, all das, was sie soeben gehört hatte, zu ordnen und zu verarbeiten – wobei sie von all dem nur die Hälfte, wenn nicht sogar gar nichts verstanden hatte. Schutzgeld?! Was für einen Quatsch faselte Antonio da eigentlich?
    „Ich sagte doch, es verschlägt dir die Sprache“, sagte er.
    „Äh …“, machte Leslie, „ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen … Polizia ? Schutzgeld? Schmutzige Geschäfte? Äh – ich bin sicher, dass du dich gewaltig täuschst!“ Antonio hob unbeeindruckt eine Augenbraue.
    „Tue ich das?“, fragte er und schwieg eine Weile. Scheinbar dachte er darüber nach, wie er ihr das Ganze schonend beibringen konnte.
    „Die Ruggieros sind seit Jahrzehnten eine der mächtigsten Familien der Cosa Nostra “, sagte er schließlich. Leslie schwieg. Schaute ihn verblüfft an. Und dann lachte sie laut auf.
    „Das glaubst du ja wohl selber nicht“, sagte sie. „Raffaellos Vater war Politiker, deswegen ist er so reich. Er wurde von irgendwelchen Fanatikern auf der Straße niedergeschossen.“
    Antonio nickte ernst. Viel zu ernst. „Ich weiß“, entgegnete er. „Ganz Italien hat den Fall des großen Capos Salvatore Massimo Ruggiero im Fernsehen mit angesehen.“
    „ Capo ?!“
    „Mafiaboss.“
    „Lass den Quatsch!“, rief Leslie. Allmählich war sie so verwirrt, dass sie nicht mehr wusste, was sie Antonio nun glauben sollte und was nicht. Am besten gar nichts. Das konnte alles nicht wahr sein! Was bildete sich Antonio eigentlich ein? Sich ein solches Märchen auszudenken, bloß, weil

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