Zwischen Olivenhainen (German Edition)
ihm zu, aber mit den Gedanken war sie schon wieder bei einer gewissen Person, die sich verflucht nochmal endlich melden könnte. Leslie hatte Raffaellos neue Handynummer nicht, außerdem war sie der Meinung, dass es vielleicht besser war zu warten, bis er sich meldete.
„Die ist hübsch“, bemerkte Antonio. „Woher hast du die?“ Aus sieben Metern Tiefe von deinem Erzfeind, dachte Leslie.
„Gefunden“, sagte sie stattdessen. „In Mondello.“ Antonio blickte kurz zu ihr auf, während er den mikroskopisch kleinen Draht durch das Loch in der Muschel fädelte.
„Wann wart ihr denn da?“, fragte er. „Anne sagte, sie wäre die ganze Woche zu Hause gewesen – und dann habe ich sie nur kurz hier getroffen, als –“
„Als ihr Gosetti über den Weg gelaufen seid. Ich weiß“, sagte Leslie. Antonio hielt ihr den fertigen Anhänger entgegen, mit spitzen Fingern – und seine Miene verfinsterte sich.
„Warst du mit Ruggiero unterwegs?“, fragte er grimmig.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als mit der Wahrheit herauszurücken. Sie nickte. Antonio lachte ironisch auf.
„Als ob der sich am öffentlichen Strand in Mondello blicken lässt“, sagte er verächtlich. „Aber vielleicht wollte er nicht ganz so pingelig auf dich wirken, um –“
„Er hat dort seine Jacht liegen“, unterbrach Leslie ihn. Sie spürte, wie wütend es sie machte, dass Antonio Raffaello nach Strich und Faden schlecht machte und über ihn herzog.
„Seine Jacht?“ Antonio wirkte fast erstaunt, aber es war nur gespielt. „Dann wollte er wie ein Angeber auf dich wirken. Dieser elende Großkotz – ich weiß, ich hab’ das Ding schon mal gesehen. Und wenn du mich fragst, ist das nicht mehr lustig, mit so einem … Schiff in der Öffentlichkeit rumzutuckern und dann auch noch großkotzig ein Mädchen darauf einzuladen!“ Er musterte Leslie eingehend. „Was hat er mit dir angestellt? Wollte er dich rumkriegen, dass du mit ihm –“
„Hör schon auf damit!“, rief Leslie erbost. Konnte der Typ sich denn nie zusammenreißen?!
„Er hat mich nicht angerührt, wenn du das meinst! Wir waren schwimmen und ansonsten haben wir nur geredet, verflucht! Was hat er dir eigentlich getan, dass du ihn so sehr hasst?“ Antonio schwieg. Er würde es ihr mit Sicherheit nicht verraten. Natürlich nicht. Wie hatte sie auch darauf hoffen können?
„Er hat dafür gesorgt, dass ich gefeuert wurde und mich kein anderes Lokal einstellen wollte“, sagte Antonio kühl.
„Was?!“, entfuhr es ihr. Sie glaubte ihm nicht eine Sekunde.
„ Sì “, sagte er ernst. „Wenn du mehr wissen willst, musst du ihn fragen. Mir würdest du sowieso nicht glauben.“ Doch in diesem Moment war sie so überrascht, dass sie ihm wahrscheinlich beinahe alles abgekauft hätte.
„Bitte“, sagte sie leise, „erzähl du es mir.“ Flehend sah sie ihn an – und konnte sehen, wie er sich wand.
„Wenn du morgen herkommst und ich dich auf ein Eis einladen darf – dann mach ich’s“, sagte er und grinste, aber es wirkte eine Spur zu ernst. „Ich hole dich auch ab, wenn du willst.“
„Nein, nicht nötig“, sagte sie. Was hatte sie von ihm auch erwartet? Antonio, das Schlitzohr, das war nur zu typisch für ihn. Aber was um Himmels Willen nutzte ihm ein Eis mit ihr? Er stand doch nicht immer noch auf sie?
„Gut“, sagte sie dann entschlossen, „gut, ich komme. Drei Uhr?“ Antonio nickte.
Die Fahrt auf der Vespa am nächsten Tag kam Leslie ungewohnt lang vor, nachdem sie nur noch Raffaellos superschnellen Maserati gewöhnt war. Die Sonne brannte heiß vom wolkenlosen Himmel auf ihre nackten Schultern und Beine hinab, aber mittlerweile war sie fast schon so braun geworden, wie Raffaello, also machte es ihr nichts aus. Sie verfluchte sich nur dafür, dass sie am Morgen einen hellblauen, leichten Rock angezogen hatte, der bei dem Fahrtwind flog und flatterte, wie eine Fahne. Antonio erwartete sie vor Albertos Pizza Express .
„Ich habe wirklich befürchtet, du lässt mich sitzen“, begrüßte er sie, aber dann grinste er. „Schön, dass du doch gekommen bist.“
„Warum sollte sich dich sitzen lassen?“, entgegnete sie fast ein wenig gekränkt. Antonio zuckte nur mit den Achseln.
„Wegen Ruggiero oder was weiß ich“, sagte er, dann schlenderte er voraus und Leslie ging grummelnd neben ihm her.
„Im Ernst, Antonio“, sagte sie, „du übertreibst es ziemlich mit deinen Bemerkungen.“
„Eigentlich hatte ich nicht vor, mich mit dir zu
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