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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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grimmig. Gosetti hob die Augenbrauen.
    „Triffst du dich mit Ruggiero?“, fragte er.
    „Geht Sie nichts an.“
    „Nur zu.“ Er zuckte die Achseln. „Ich weiß es sowieso.“ Sie hatte das Gefühl, dass er das nur so sagte. Um sie zu verunsichern. Sie stierte ihn nur noch wütender an. Blödmann. Allwissender. Himmel, konnte er nicht einfach verschwinden und sie in Ruhe lassen?
    „Hallo, Mr. Gosetti!“, rief Anne. Sie klang beinahe schon fröhlich. Sie trat hinter Leslie und schob sie beiseite. Leslie fragte sich, ob sie die ganze Zeit über gewusst hatte, dass er Commissario war. „Kommen Sie rein“, sagte Anne. „Wollen Sie was trinken?“ Herrgott. Leslie verdrehte die Augen. Schleimte Anne sich jetzt bei dem Commissario ein, nur um einen Verbündeten gegen Raffaello zu gewinnen? Ätzend.
    „Ich gehe mich umziehen“, sagte sie schnell und wollte im Bad verschwinden, doch Mr. Gosetti winkte sie zu sich. Er seufzte und blickte sie ernst an.
    „Eigentlich wollte ich mich mit dir unterhalten“, sagte er.
    „Ich aber nicht“, gab sie patzig zurück.
    „Du wirst es nicht vermeiden können, Leslie. Irgendwann hättest du es sowieso erfahren. Ob von mir oder Ruggiero.“ Er hielt inne, um in seiner Aktentasche zu kramen.
    „Die sind übrigens wunderbar geworden“, sagte er und legte einige Fotos auf den Küchentisch. Leslie erstarrte, als sie erkannte, dass es tatsächlich die waren, die ihren Kuss mit Raffaello bewiesen. Scheiße.
    „Mir doch egal“, murmelte sie, aber das war es nicht. Anne glotzte entsetzt auf die Fotos. Dann zu Leslie und wieder auf die Fotos.
    „Also, Freundschaft würde ich das nicht mehr nennen“, sagte Gosetti gelassen und steckte die Fotos weg. „Pass auf, wie weit du gehst.“ Leslie antwortete nicht. Starrte ihn nur verbissen an. Und fragte sich, was er damit meinte.
    „Was wollten Sie mir jetzt sagen?“, fragte sie, möglichst desinteressiert. Gosetti wies auf den Stuhl, auf dem sie eben noch gesessen hatte. Aber Leslie schüttelte den Kopf. Sie blieb stehen. Stattdessen ließ sich Anne vor Gosetti nieder. Himmel, musste sie sich unbedingt so verhalten? Mr. Gosetti holte tief Luft.
    „Ich dachte mir, ich erzähle die ein wenig mehr über deinen Freund“, sagte er gelassen, obwohl Leslie ihn ohne Unterlass musterte, „damit du vollkommen im Klaren darüber bist, mit wem du es zu tun hast. Und was der werte Herr so treibt.“
    „Kommen Sie einfach auf den Punkt!“, knurrte Leslie genervt. Sie hatte vor, das, was er zu erzählen hatte, gleich wieder zu vergessen. Wenigstens in den Hintergrund zu schieben und nicht mehr daran zu denken. Dem Ganzen keine große Bedeutung beizumessen. So schlimm konnte es wirklich nicht sein, wenn Anne darüber noch nichts im Internet gefunden hatte.
    „Salvatore Massimo Ruggiero war nicht ganz so größenwahnsinnig, wie sein Sohn, Leslie“, sagte Mr. Gosetti. „Er hielt sich aus den schmutzigsten Geschäften raus, war altmodisch, und – wenn man von den illegalen Geschäften und dutzenden Morden absieht – ein ehrenwerter, gewissenhafter Mann.“ Ach! Aber Raffaello, der angeblich ‚erst‘ drei Leute auf dem Gewissen hatte, war es nicht?
    „Raffaello ist das genaue Gegenteil seines Vaters. Er denkt modern, der heutigen Zeit angemessen – und er legt großen Wert darauf, aus seinen Geschäften Profit zu schlagen. Geld zu machen. Und das gelingt ihm. Bis jetzt hat er sich noch relativ unauffällig verhalten, brav die Geschäfte seines Vaters weitergeführt, aber das reicht ihm anscheinend nicht.“ Gosetti kratzte sich am Schnauzbart. Wie sie das Ding hasste. Wie eine tote Maus klebte es unter seiner Nase. Sie verzog das Gesicht.
    „Nun bekam er ein Angebot von einem ‚Freund‘ und stieg bald darauf in den Drogenhandel, der zwischen Italien und den USA geführt wird, ein. Soweit wir wissen, macht er damit Milliarden im Jahr. Und es ist eines der schmutzigsten Geschäfte, auf das er sich hätte einlassen können, Leslie. Er besitzt ganze Hotelketten und Firmen in Italien – und auch ein paar in den USA. In Miami, wo er einige Verwandte hat.“
    Leslie schwieg. Ließ das alles auf sich einwirken. Drogen? Ach du Scheiße! Und irgendwie bezweifelte sie das nicht eine Sekunde. Sie stellte sich Raffaello vor. Immer schick angezogen, so zuvorkommend und höflich ihr gegenüber – und konnte den Mann, den sie kannte einfach nicht mit Gosettis Behauptungen in Verbindung bringen.
    „Und was geht mich das an?“, fragte sie

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