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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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schließlich, doch etwas verunsichert. Gosetti erhob sich von seinem Stuhl.
    „Ich wollte dir nur einen Eindruck von dem Mann geben, den du zu kennen glaubst, Leslie“, sagte er ernst. „Ich sollte dich vor ihm warnen, aber wahrscheinlich bringt das nichts. Ich kann dir nur versichern, dass wir alles, was in unserer Macht steht, tun, um dich zu schützen und dir die Augen zu öffnen. Es wäre so schade um dich, Leslie. Anne ist sicher meiner Meinung.“ Die nickte eifrig. Es wäre so schade um dich , hallte es in Leslies Kopf wider. Was zur Hölle sollte das bedeuten? Aber eigentlich konnte sie es sich denken.
    „Er bringt mich nicht einfach um!“, rief sie wütend. Gosetti musterte sie, beinahe traurig, wie ihr schien, dann drehte er sich um und ging auf die Tür im Flur zu.
    „Es gab mal eine Frau“, sagte er, als er die Klinke herunter drückte, „die war die Freundin eines Mannes, der dem Clan der Spaventos angehörte. Als sie sich von ihm trennte und zu uns kam, um gegen ihn auszusagen, fanden wir ihre Überreste einen Monat später in einem Säurefass.“ Dann öffnete er die Tür, trat hinaus in das gleißende Sonnenlicht – und blieb wie angewurzelt stehen. Außer seinem Auto stand noch ein weiteres in der Einfahrt. Ein schwarzer Maserati.
    „Sieh an“, sagte Mr. Gosetti, als er Raffaello erkannte, der lässig und vollkommen in schwarz gekleidet, an seinem Wagen lehnte. „Sie wollen Leslie abholen?“ Raffaello maß Gosetti mit herablassendem Blick. Doch er blieb höflich.
    „Ich sah Ihr Auto und dachte mir, ich warte lieber hier draußen, bis Sie weg sind“, entgegnete er kühl. Leslie trat hinter Mr. Gosetti und Anne hervor und ging zögernd auf Raffaello zu. Warum nur musste Gosetti hier sein?
    „Hi“, murmelte sie, als sie bei ihm angekommen war. Er lächelte, blickte jedoch zu Gosetti auf, der noch immer auf der Türschwelle stand und wartete. Sie fragte sich, auf was. Und dann begriff sie, warum auch Raffaello keine Anstalten machte, sich zu bewegen: Gosetti würde ihnen folgen. Wenn nicht er, dann einer seiner Leute. Jetzt sah sie auch den jungen Mann, der in Gosettis Wagen auf dem Beifahrersitz saß. Da konnte er lange warten.
    „Hallo Leslie“, sagte Raffaello und wandte sich ihr zu. Seine Miene war vollkommen entspannt, aber sein Blick wirkte gehetzt. „Steig’ schon mal ein, ich komme gleich. Mach schon, avanti “, fügte er flehend hinzu, als sie sich nicht gleich rührte.
    Eigentlich hatte sie auf ihn warten wollen, aber dann stieg sie doch in sein Auto, zog die Tür aber nicht ganz zu, um mit anhören zu können, was draußen gesprochen wurde. Doch Raffaello wechselte ins Italienische. Mist. Sie musste dringend diese Sprache lernen. Keine Sekunde später saß er neben ihr, schmiss den Motor an und dann fuhr er so schnell los, dass sie laut aufschrie. Sie blickte über die Schulter zurück und sah nur noch eine dichte Staubwolke, die ihr die Sicht nahm. Mit quietschenden Reifen sauste der Maserati um die Kurve, dann waren sie auf der Autobahn angekommen. Und Raffaello gab noch mehr Gas. Leslie klammerte sich am Sitz fest und starrte entsetzt durch die Windschutzscheibe nach draußen, wo die Zypressen, Pinien und die dürren Büsche in schwindelerregendem Tempo an ihnen vorüber rasten.
    „Ein Tod in Salzsäure wäre mir echt lieber“, jammerte sie und blickte zu Raffaello hinüber. Der lachte auf und verringerte das Tempo sogar ein kleines bisschen.
    „Soll ich dich vorher K. o. schlagen oder willst du lebendig ins Fass?“, fragte er grinsend.
    „Was?!“
    „War ein Scherz!“ Er schien sich köstlich zu amüsieren.
    „Ich würde dich nie schlagen, glaub mir“, sagte er. Aber in ein Fass voll Säure würde er sie werfen …?
    „Haha“, machte Leslie, „nicht witzig.“ Doch dann musste auch sie grinsen. So schlimm, wie Gosetti behauptet hatte, konnte er doch gar nicht sein! Wo war die Kaltblütigkeit, die Skrupellosigkeit aus sämtlichen Filmen? In diesem Moment bezweifelte sie wirklich alles, was der Commissario über Raffaello erzählt hatte. Es schien einfach absurd. Sie dachte an letztes Jahr. Damals war er der Sohn des Capos gewesen. Nicht so wichtig. Ohne viel Einfluss. Drogen – so ein Quatsch. Niemals! Dann fiel ihr der Koffertausch ein. Als sie versehentlich seinen am Flughafen mitgenommen hatte. Nur deswegen hatte sie ihn überhaupt kennengelernt.
    „Was war in dem Koffer?“, fragte sie – und seltsamerweise schien er ganz genau zu wissen, was

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