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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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sie meinte.
    „Drogen“, sagte er.
    „Was?!“
    „Quatsch!“ Er lachte. „Wir Ruggieros sind nicht am Drogenhandel beteiligt. Mein Vater hat immer darauf geachtet, dass wir seriös bleiben.“
    „Seriös?“, sagte sie spitz.
    „Du weißt, was ich meine, Leslie.“
    „Hm. Klar.“ Sie grinste – und fühlte sich belogen.
    „Achtest du auch darauf?“, fragte sie ihn vorsichtig. Sie hatte Angst, zu weit zu gehen. Ihn nach Dingen zu fragen, die sie eigentlich gar nicht wissen wollte. Und die er ihr vermutlich nicht verraten würde. Seine Miene wurde ernst und ganz kurz zuckte seine Hand zu seiner Sonnenbrille, die an seinem Hemd steckte, doch er setzte sie nicht auf. Gott sei Dank.
    „Soweit ich es mir leisten kann, ja“, sagte er. Sie schwieg. Schaute aus dem Fenster. Spürte den Wind im Haar. Dann holte sie tief Luft.
    „Gosetti hat mir erzählt, du wärst in den Drogenhandel eingestiegen.“ Seine Finger schlossen sich fester um das Lenkrad. Er setzte seine Sonnenbrille auf. Scheiße. Jetzt hatte sie es vermasselt. Er antwortete nicht auf ihre Frage und Leslie nahm das als Bestätigung hin. Es stimmte also. Gosetti hatte die Wahrheit gesagt. Sie spürte, dass sie die Stille im Auto nicht mehr aushielt. Vielleicht war es besser, das Thema zu wechseln.
    „Die haben echt Fotos von … unserem Kuss“, sagte sie. Seine Miene hellte sich auf.
    „ Molto bene “, sagte er und grinste. Und als er in den Rückspiegel sah, fluchte er.
    „Was ist?“, fragte Leslie, doch sie konnte sich denken, wer die ganze Zeit über hinter ihnen herfuhr.
    „Die folgen uns“, sagte er knapp. „Halt’ dich fest!“ Dann trat er so fest aufs Gas, dass sie mit dem Rücken ruckartig in den Sitz gepresst wurde. Ein kurzer, entsetzter Aufschrei entfuhr ihr.
    „Raffaello!“, schrie sie über den Fahrtwind hinweg, der ihr um die Ohren peitschte. „Ich will wirklich nicht sterben!“ Er überholte eine Reihe Autos, die in normalem Tempo vor ihnen herfuhren.
    „Wirst du nicht“, sagte er gelassen und schoss um die nächste Kurve. „Ich häng nur Gosetti ab, sonst müssen wir woanders hinfahren.“
    „Wohin willst du denn?“, schrie sie.
    „Zu mir nach Hause. Hab’ ich dir doch versprochen.“
    „Oh“, machte Leslie leise, aber das hörte er nicht. Plötzlich bekam sie ein seltsam mulmiges Gefühl im Bauch. Jetzt war sie ganz und gar nicht mehr so versessen darauf, mit ihm zu kommen. Allein mit ihm in einem Haus. Oh Gott, oh Gott! Sie malte sich lieber nicht aus, auf welche Gedanken er da kommen könnte. Aber so weit kam es nicht.
    „Kursänderung“, verkündete er irgendwann. Er nickte nach rechts auf die nächste Ausfahrt. „Da hätten wir abbiegen müssen, aber die stehen da. Wir fahren nach Palermo rein und sehen, was sich mit dem Tag so anfangen lässt, okay?“ Sie nickte. Fast war sie ein bisschen erleichtert. Aber irgendwie auch enttäuscht. Sie hätte sich gerne sein Haus angesehen. Wahrscheinlich war es genauso protzig, wie das seiner Eltern. Sie verfluchte Gosetti im Stillen.
    „Hey, tut mir leid, Leslie, aber ich habe keine Lust, dass die mein ganzes Privatleben knipsen. Und dazu gehörst du nun mal seit einiger Zeit. Ich will dich raushalten, so gut es geht, verstehst du?“, sagte er. Er hatte seine Sonnenbrille abgesetzt und sah so lange zu ihr herüber, dass sie Angst bekam, er könnte gegen den nächsten Baum fahren oder eine Kurve übersehen. Sie nickte. Aber sie sagte nichts. Sie gehörte zu seinem ‚Privatleben‘. Ob sie wollte oder nicht, sie musste sich eingestehen, dass sie sich riesig über das, was er gesagt hatte, freute. Als er das Lächeln sah, das auf ihren Lippen lag, schien er erleichtert aufzuatmen.
    Eine halbe Stunde später waren sie in der Innenstadt angekommen und Raffaello grummelte andauernd vor sich hin, weil es in dem dichten Verkehr nahezu unmöglich war, die anderen Autos zu überholen. Doch er schaffte es trotzdem, sich ein Hupkonzert einzuhandeln.
    „Hast du Lust auf ein Eis?“, fragte er sie.
    Doch Leslie schüttelte den Kopf.
    „Ich auch nicht“, gab er zu und lächelte schief. „Und was hältst du von einem Mittagessen? Einem richtig schicken?“ Ach du Schreck.
    „Äh … ich hab’ keinen Hunger“, sagte sie schnell, aber das war gelogen. Ihr Magen knurrte. Die paar Cornflakes, die sie am Morgen gegessen hatte, waren längst verdaut. Doch auf Raffaellos Gesicht war abzulesen, dass es zu spät war, sich zu entscheiden. Er schien begeistert zu sein von

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