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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Wieder nichts. Vorsichtig drückte Leslie die Türklinke herunter und schlüpfte in den Raum.
    Es war dunkel, keine Lampe leuchtete und sie wollte sich gerade enttäuscht wieder umdrehen, als ein Windstoß den weißen Vorhang am Balkonfenster aufblähte. Silbernes Mondlicht fiel herein und der seidene Stoff sah aus wie ein Geist. Die Tür zum Balkon stand offen, als Leslie sich durch den Vorhang kämpfte. Draußen leuchtete der Mond hell und klar in der Nacht. Raffaello stand mit dem Rücken zu ihr, die Arme auf das steinerne Geländer gestützt. Er schien einfach nur in die Dunkelheit hinauszublicken. Wahrscheinlich dachte er über irgendetwas Wichtiges nach. Eine kleine Ablenkung würde ihm schon nicht schaden. Ein Grinsen stahl sich auf Leslies Gesicht, während sie leise von hinten auf ihn zu schlich und ihm dann blitzschnell beide Hände über die Augen legte. Mit einem leisen Aufschrei fuhr er zusammen und drehte sich so schnell um, dass sie ihm nicht mehr auszuweichen konnte. Sie stieß direkt mit ihm zusammen.
    „Leslie!“, entfuhr es ihm sichtlich überrascht, aber dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Ich hatte schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr kommen“, sagte er. „Wehe, wenn du mich noch mal so erschreckst!“ Sie grinste nur.
    „Erschießt du mich dann?“
    „Hm“, machte er, „vielleicht aus Reflex?“ Aber dann lachte er, und bevor sie reagieren konnte, hatte er sie in seine Arme geschlossen und küsste sie so lange, bis sie nach Luft schnappen musste. Er grinste.
    „Was verschafft mir die Ehre?“ Sie pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Ich … hab’ dich irgendwie vermisst“, murmelte sie dann. Und das war die Wahrheit. Unter normalen Umständen hätte sie es wahrscheinlich gar nicht zugegeben, nicht vor ihm jedenfalls, aber er hatte sich einfach zu lange mafiös verhalten.
    „Hast du?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Seine Augen blitzten amüsiert auf. Dann ließ er sie los und Leslie trat neben ihn an das Geländer. Von seinem Balkon aus konnte man den gesamten Eingangsbereich überblicken. Und einen Teil des riesigen Parks, der wahrscheinlich ein Garten sein sollte. Raffaello trug jetzt nicht mehr den unheimlichen, schwarzen Anzug, sondern Jeans und ein olivgrünes Hemd. Auch sein pechschwarzes Haar stand wieder in alle Richtungen von seinem Kopf ab.
    „Ich mag dich viel lieber so“, sagte Leslie und zupfte an seinem Hemd.
    „Wie?“
    „Ohne diesen mafiösen Anzug. Darin siehst du nicht aus, als wärst du du.“ Er lächelte, stützte die Ellenbogen auf den massiven Stein auf und sah sie von der Seite her an.
    „Willst du das Hemd auch noch haben?“, fragte er und machte grinsend Anstalten, es aufzuknöpfen.
    „Lass das!“, zischte sie. Er zuckte nur die Schultern, ließ es aber so weit offen. Manchmal hatte sich Leslie gefragt, ob man sich sehr wehtat, wenn man gegen seinen Waschbrettbauch boxte. Ausprobieren wollte sie es lieber nicht.
    „Ich soll dich übrigens von Mario grüßen“, sagte er nach einer Weile. Überrascht schaute sie zu ihm herüber.
    „Er hält auf Sizilien die Stellung“, erklärte Raffaello, „solange ich weg bin.“
    „Ach so. Gruß zurück“, murmelte Leslie. Sie hatte keine Lust, sich erneut etwas anhören zu müssen, das mit mafiösen Machenschaften zu tun hatte. Eigentlich wollte sie ihn nur noch umarmen und küssen, bis er vom Balkon fiel, aber das tat sie nicht. Vorsichtshalber.
    „Serafina hat es mir gesagt“, sagte sie.
    „Was?“
    „Dass sie mit ihm verlobt ist.“ Raffaello nickte.
    „Hm“, machte er. „Hätte ich dir wahrscheinlich auch irgendwann gesagt. Du scheinst schon eine Freundin gefunden zu haben.“
    „Ja, sie ist ganz nett. Ich gehe morgen mit ihr in die Stadt.“ Er blickte sie mit stechendem Blick an.
    „Ich habe veranlasst, dass du das Gelände nicht verlässt. Zu deinem Schutz“, sagte er. Leslie verzog das Gesicht.
    „Ich denke, ich brauche dich nicht über meine Einstellung dazu zu informieren“, sagte sie spitz und zu ihrem Erstaunen lächelte er.
    „Du bist so stur“, sagte er grinsend.
    „Ich weiß.“ Er griff nach einer ihrer Haarsträhnen.
    „Dann werde ich dir den Spaß nicht verderben können …“, murmelte er leise.
    „Das heißt, du hinderst mich nicht daran?!“ Das hatte sie nicht erwartet. Nur erneute Meinungsverschiedenheiten. Aber sie hätte sich sowieso nichts von ihm sagen lassen.
    „Wenn Lorenzo mit euch fährt, mache ich mir keine

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