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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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nickte. Und Leslie erschrak über sich selbst, als sie diese Tatsache als selbstverständlich hinnahm – jedenfalls überraschte es sie nicht.
    „Dieser Spavento scheint ja nicht unbedingt viele Freunde zu haben“, stellte sie fest.
    „Oh, er hat viele. Sehr viele. Er ist ein angesehener Mann in seinen Kreisen. Er hat nur ebenso viele Feinde, wie Freunde.“ Serafina machte sich daran, Leslie mit dem Gemüse zu helfen.
    „Raffaello hat sich mit ihm angelegt“, murmelte Leslie und Serafina nickte und verdrehte die Augen.
    „ Sì “, sagte sie. „Er hätte das nicht tun sollen. Spavento ist mächtig und Raffaello ist ihm ein Dorn im Auge, seit er den Platz seines Vaters eingenommen hat. Dann mischte er sich auch noch in einige von Spaventos Geschäfte ein. Es gelang ihm, einen Großteil davon zu übernehmen und für sich zu nutzen, was Spavento natürlich ziemlich verärgert hat.“
    „Sprichst du von … Drogenhandel?“, fragte Leslie vorsichtig. Serafina hob eine Augenbraue, dann nickte sie.
    „Raffaello ist klug, aber er nutzt diese Klugheit nicht angemessen aus“, sagte sie. „Spavento ist alt und gerissen. Die beiden passen einfach nicht zusammen.“ Leslie erinnerte sich an das, was Gosetti über Raffaello gesagt hatte: „ Er ist jung, rebellisch, leichtsinnig und sehr von sich überzeugt. “ Wahrscheinlich hatte er damit recht gehabt.
    „Er hat Spavento herausgefordert, einen Krieg angezettelt. Er wollte testen, wer der Stärkere ist, was wiederum ein Fehler war. Raffaello ist leichtsinnig – ich schätze, er hat Ärger bekommen mit seinen Leuten wegen des Krieges. Und er hat gemerkt, dass er noch nicht so viel Erfahrung hat, wie Spavento. Es gibt auf jeden Fall Probleme, sonst wäre er nicht zu uns gekommen.“ Leslie kaute auf ihrer Unterlippe herum.
    „Dann glaubst du nicht, dass es … nur um mich geht? Und irgendwen, der mich … töten will?“, fragte sie und Serafina schüttelte den Kopf.
    „Nein“, sagte sie. „Da ist noch etwas Anderes. Irgendwas läuft da im Untergrund und dein werter Freund versucht, es alleine zu regeln. Aber manchmal sollte man die Hilfe, die einem angeboten wird, auch annehmen.“ Sie arbeiteten weiter.
    „Warum erzählst du mir das alles?“, fragte Leslie irgendwann. Serafina zuckte die Achseln.
    „Ich bin damit aufgewachsen, aber man hat mich aus all dem immer rausgehalten. Das habe ich irgendwann nicht mehr akzeptiert – und jetzt bin ich im Geschäft. Ich werde die Stelle meines Vaters einnehmen.“
    „Oh“, machte Leslie und schauderte.
    „Und daher weiß ich, wie es ist, wenn man im Unklaren gelassen wird, Leslie.“ Serafina zwinkerte ihr zu.
    „Die anderen versammeln sich heute Abend alle im Esszimmer und essen zusammen“, sagte sie. „Du bist natürlich auch eingeladen. Es wird um Geschäfte gehen, aber ich setze mich für dich ein, in Ordnung?“
    „Nein“, sagte Leslie. „Wenn sie mich eigentlich nicht dabeihaben wollen – wenn Raffaello das nicht will – dann können die mir gestohlen bleiben mit ihrer Männerwelt und ihrem Geschäftskram.“ Trotzig hieb sie auf die Karotten ein. Serafina sah sie mitfühlend von der Seite an.
    „Weißt du was?“, sagte sie. „Ich werde den Herren ihr Essen bringen, und wenn du willst, essen wir beide in meinem Zimmer. Da ist es ruhig und bei Frauengesprächen haben die anderen sowieso nichts mitzureden.“ Leslie musste grinsen. Und nickte.
    Sie traf Raffaello an diesem Abend nicht wieder, was sie nicht weiter störte, denn irgendwie saß ihr immer noch die Wut im Magen. Sie zwang sich, nicht an ihn zu denken, was ihr auch ganz gut gelang, und als sie im Flur auf dem Weg zu Serafina einer Gruppe von Raffaellos Leuten über den Weg lief, machte sie, dass sie davon kam. Mit diesen Männern wollte sie nichts zu tun haben. Einzig Roberto lächelte ihr aufmunternd zu, ansonsten schritten alle mit todernsten Gesichtern an ihr vorbei. Serafina erwartete sie bereits in ihrem Zimmer. Ein großer Topf voll mit Nudeln und Soße stand mitten auf dem Tisch draußen auf der Terrasse und Leslie merkte, wie hungrig sie eigentlich war. Wenn da nicht die Tintenfischarme gewesen wären, die zwischen den Nudeln und dem Gemüse hervorlugten.
    Eine Weile aßen sie schweigend, und nachdem Serafina ihr einen Tintenfischarm aufgenötigt hatte, musste Leslie zugeben, dass es gar nicht mal so schlecht schmeckte.
    „Du wirkst irgendwie bedrückt“, sagte Serafina irgendwann.
    „Streit mit Raffaello“, murmelte

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