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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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fröhliche Blitzen, das sonst immer in seinem Blick lag, wenn er einen Spaß machte, konnte sie nicht entdecken.
    „Hör mal, Leslie“, sagte er und beugte sich zu ihr herunter. Er roch wunderbar frisch geduscht und diese plötzliche Nähe und ein Blick in seine tiefbraunen Augen, ließen sie gleich jegliche Wut vergessen. Sie schluckte.
    „Ich lege es nicht darauf an, mich mit dir zu streiten“, sagte er. „Ich denke, wir sollten das Thema vergessen. Du machst dir heute einen schönen Tag mit Serafina, o. k.?“ Aber er klang, als wäre ihm nicht wohl dabei.
    „Und du hast zu tun“, knurrte sie, doch sie war längst nicht mehr wütend auf ihn. Verdammt aber auch. Er lächelte entschuldigend. Dann küsste er sie auf den Mund, endlos lange und das, was möglicherweise noch von ihrer Wut übrig geblieben war, löste sich auf der Stelle in Luft auf.
    Nachdem er gegangen war, blieb Leslie alleine auf dem Bett sitzen, pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und dann stand sie irgendwann auf, um unter die Dusche zu gehen, nachdem sie noch lange über das, was Raffaello über Anne gesagt hatte, und Marios Anruf nachgedacht hatte. Und natürlich darüber, wie sie etwas über Raffaellos Pläne erfahren konnte. Was wahrscheinlich unmöglich war.

38
    Serafina erwartete sie in der riesigen Eingangshalle des Palazzos . Sie begrüßte Leslie fröhlich und stakste dann auf ihren hohen Schuhen die breite Treppe hinab auf ein blitzweißes Cabrio zu, das davor parkte. Ein Ferrari. Offenbar hatte nicht nur Raffaello eine Schwäche für sauteure Autos. Sein Wagen stand doch tatsächlich ein wenig abseits im Schatten einer hohen Palme. Sie fragte sich, wer sich die Mühe gemacht hatte, ihn extra hierher nach Kalabrien zu transportieren, nur weil Raffaello nicht ohne seinen heiß geliebten Maserati leben konnte. Aber vielleicht hatte er auch auf die Jacht gepasst …
    „Ich dachte mir schon, dass du bei Raffaello warst“, sagte sie, als sie ihren Autoschlüssel zückte. „Ist wenigstens wieder alles in Ordnung?“ Leslie nickte. Von dem Beinahe-Streit wollte sie lieber nicht erzählen. Serafina zwinkerte ihr zu und hielt ihr die Beifahrertür auf, doch dann verzog sie das Gesicht.
    „Ich fürchte, ich muss mich noch zwei Minuten gedulden“, seufzte sie, den Blick auf die Treppe gerichtet. Raffaello kam auf sie zu, seine Miene wirkte fast etwas unsicher.
    „Was gibt’s? Willst du mitkommen und uns beim Schuhekaufen beraten?“, begrüßte Serafina ihn und grinste, doch Raffaello beachtete sie nicht. Mit ernstem Gesicht wandte er sich an Leslie.
    „Komm bitte kurz mit“, sagte er leise, drehte sich um und ging voraus. Zögernd folgte Leslie ihm, nachdem Serafina ihr aufmunternd zugenickt hatte, um eine Ecke des Palazzos . Sie stieß mit Raffaello zusammen, als er sich hastig zu ihr umdrehte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verunsicherte sie ziemlich.
    „Ich …“, begann er, schaute sich flüchtig nach allen Seiten um, bevor er etwas aus seiner Jackentasche zog. Eine schlichte, weiße Schachtel mittlerer Größe.
    „Ich will, dass du das hier bei dir trägst“, sagte er eindringlich. Sein Blick bohrte sich fast flehend in ihren.
    „Was … ist das?“, fragte Leslie und hob den Deckel an. Schock. „Kommt nicht in die Tüte!“, stieß sie erschrocken hervor. „Ich bin kein Auftragskiller!“ In der Schachtel lag eine kleine, handliche Pistole. Silbrig glänzend und angsteinflößend. Raffaello seufzte und nahm sie heraus.
    „Leslie, bitte“, flehte er. „Nur … damit ich weiß, dass du nicht ganz ungeschützt bist. Pass auf, so lädt man die.“ Er hantierte an der Waffe herum, es klackte, dann hielt er ihr das entsetzliche Teil entgegen. Er machte den erschreckenden Eindruck, als habe er schon tausendmal eine Pistole geladen.
    „Ganz im Ernst, Raffaello“, sagte sie mit zittriger Stimme, „ich drück da nicht drauf!“ Sie nahm die Waffe mit spitzen Fingern entgegen und tippte vorsichtig auf den Abzug. Das Metall war kühl, angenehm kühl in dieser Mittagshitze, aber ihr lief ein Schauer über den Rücken.
    „Das wird auch wahrscheinlich gar nicht nötig sein“, entgegnete er leise. „Ich will nur, dass du sie dabei hast.“ Leslie schluckte.
    „Und … wie hält man … so was?“, fragte sie, hob den Arm und zielte auf eine Palme, die wenige Meter neben ihnen auf dem sauber geschnittenen Rasen wuchs. Raffaello riss ihr den Arm herunter und nahm die Waffe entgegen.
    „Himmel, Leslie!“,

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