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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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und starrte ungläubig ihr Handy an. Irgendwie hatte sie sich Anne zum Feind gemacht. Und sie wusste genau, woran das lag.
    „Deine nette Freundin, hm?“, fragte Raffaello, während er mit einem riesigen Kochlöffel in einem noch größeren Topf herumrührte.
    „Ja“, knurrte Leslie.
    „Was wollte sie? Die Polizia herschicken?“ Es klang, als würde er grinsen.
    „Ich soll meine Mutter anrufen und ihr … naja, sagen, was los ist.“ Raffaello zuckte die Schultern.
    „Tu es“, sagte er leichthin.
    „Was?!“
    „ Sì .“
    „Und was bitte soll ich ihr erzählen?!“, rief Leslie entsetzt. „ Sorry , Mom, ich muss hierbleiben, wegen –“ Tja, wegen was eigentlich? Weil Raffaello „ Ti amo “ zu ihr gesagt und sich das verdammt ernst angehört hatte? Weil sie sich nun mal rettungslos in ihn verliebt hatte?
    „Die fällt aus den Socken!“, rief sie verzweifelt. Raffaello drehte sich zu ihr um und musterte sie beinahe schon amüsiert. Kläglich sah sie zu ihm auf.
    „Sag ihr einfach die Wahrheit“, schlug er vor.
    „Das mit der Mafia?!?“
    „Nein, natürlich nicht. Würde sie dir auch nicht abkaufen, nehme ich an.“ Ratlos stieß Leslie die Luft aus und raufte sich das Haar.
    „Dass du mich kennengelernt hast“, sagte Raffaello schlicht.
    „Oh“, machte Leslie nur. Na, das würde ihre Mom sicher freuen.
    „Ich … werd’s nachher machen …“, murmelte sie.
    Vielleicht.
    „Ruf sie jetzt an“, sagte Raffaello.
    „Aber –“
    „Dann hast du’s hinter dir. Oder soll ich das für dich erledigen?“ Shit .
    „Nein, bloß nicht!“, entfuhr es ihr entsetzt.
    „Hm“, machte er nur und hob eine Augenbraue, bevor er sich wieder seinem Rezept zuwandte. Unschlüssig starrte Leslie auf ihr Handy hinunter, drehte und wendete es in den Händen – bis Raffaello es ihr aus der Hand nahm und interessiert damit begann, das Telefonbuch zu durchsuchen.
    „Aha“, sagte er schließlich und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, „Abigail McEvans, alias: Mom.“ Er hob das Handy ans Ohr.
    „ NICHT! “, kreischte Leslie fassungslos, sprang auf, war mit einem Satz bei ihm und entriss ihm ihr Handy. Oh verflucht, das Ding wählte schon!
    „Bei McEvans?“, quäkte Benny am anderen Ende der Leitung in den Hörer.
    „Herrgott, Benny! Du bist nicht bei McEvans – du bist ein McEvans!“, korrigierte Leslie ihren kleinen Bruder automatisch.
    „Leslie!!“, schrie er ihr ins Ohr, so laut, dass sie den Hörer schnell ein ganzes Stück weit weghielt. „Oh, Leslie! Leslie, wo bist du?? Mom hat gesagt, dein Flugzeug fliegt nicht – wurdest du entführt? Ich meine mit dem Flugzeug und so? Kommst du wieder??“ Ach herrje. Leslie seufzte. Aus den Augenwinkeln meinte sie, Raffaello grinsen zu sehen. Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
    „Nein, Benny, es ist alles in Ordnung –“.
    „Aber warum bist du dann noch nicht da?“ Fast klang er beleidigt. Leslie schloss für Sekunden die Augen.
    „Benny, gib mir bitte mal Mom, ja?“, sagte sie, bemüht, ihre Stimme nicht zittrig klingen zu lassen. Gott, wie sollte sie ihrer Mutter erklären, was aus Raffaellos Mund so einfach und verständlich klang? Es war ein Ding der Unmöglichkeit. Sie hätte Benny gar nicht sagen brauchen, dass er seine Mutter holen sollte, denn im Hintergrund konnte Leslie schon ihre aufgeregte Stimme hören. Anscheinend versuchte sie schon die ganze Zeit über, Benny das Telefon aus den Händen zu nehmen. Schließlich, nach Bennys hastig genuscheltem „Tschüss, Leslie, bis bald“, hatte sie es geschafft. Leslie holte tief Luft.
    „Hi, Mom“, brachte sie zögernd hervor. Einen Moment lang blieb es still.
    „Leslie!“, rief ihre Mutter dann und Leslie konnte nicht ausmachen, ob ihre Stimme besorgt oder tadelnd klang – oder erfreut. Oder alles zusammen. „Schatz, warum – was ist los? Ich habe dich angerufen, weil – hattest du dein Handy nicht an?! Du hast es doch immer an! Ich habe Anne angerufen, weil –“ Sie holte tief Luft. „Wie geht’s dir?“, fragte sie schließlich, nachdem sie sich etwas gefasst hatte.
    „Gut“, sagte Leslie und dachte gleichzeitig darüber nach, dass das tatsächlich der Wahrheit entsprach und nicht nur eine höfliche Antwort auf eine höfliche Frage war.
    „Also, das Flugzeug hatte eine Panne, richtig?“, wollte ihre Mutter wissen. „Wann geht der nächste Flug? Sicher bald, oder? Wo bist du jetzt? Ist Anne auch da? Soll ich euch einen Kuchen backen, als Stärkung,

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