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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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Nacken. „… schießen“, krächzte sie nur noch und hatte alle Mühe damit, auf den Beinen zu bleiben. Der Boden schien zu schwanken.
    „Bitte“, sagte Raffaello seelenruhig, „ich hindere dich nicht daran.“ Wieder spürte sie seinen Atem am Hals. Kurz darauf seine Lippen. Leslie riss sich zusammen, straffte die Schultern, kniff ein Auge zusammen, doch bevor sie abdrücken konnte, legte sich Raffaellos Daumen auf den Abzugshahn und er sicherte die Waffe.
    „Lass das“, sagte er leise. „Nicht, dass was schief geht.“ Er wusste genau, dass er sie aus der Fassung gebracht hatte. Beinahe war ihr das peinlich.
    „Hm“, krächzte sie nur und ließ die Pistole einfach fallen, als er sie an den Schultern zu sich herumdrehte. Seine dunklen Augen blitzten. Sie schluckte.
    „Du … hattest nie vor, mir hier das Schießen beizubringen, hm?“
    „Nein“, gab er grinsend zu, „nicht eine Sekunde.“ Er küsste sie auf den Mund.
    „Und nachdem ich erfahren habe, dass ich dich damit aus der Fassung bringen kann, dachte ich mir, ich versuch’s einfach mal.“ Leslie holte scharf Luft.
    „Du bist so –“, stieß sie hervor, aber er ließ sie gar nicht erst richtig zu Wort kommen und schon im nächsten Moment musste sie sich gegen einen der dicken Baumstämme lehnen, um nicht einfach umzufallen von seinen aufdringlichen Küssen.
    „Wie wär’s, wenn wir woanders hin-“, nuschelte sie zwischendurch, doch Raffaello kümmerte sich nicht im Geringsten um ihre hoffnungslosen Vorschläge und schon hatte er einen Träger ihres Kleides von ihren Schultern geschoben und schließlich ließ sie sich einfach nur noch küssen und wartete ab – bis eine Stimme hinter ihnen ertönte und Raffaello wie vom Donner gerührt herumfuhr, das Hemd weit aufgeknöpft, die Haare in alle Richtungen abstehend.
    „Oh, verzeiht, ich wollte nicht stören“, sagte Mario fast ein wenig schockiert. „Aber Raffaello, dein Auto ist endlich da, deine Leute sind angekommen und – nun, da gibt es noch einen wichtigen Anruf aus Rom … Ich habe ja geklingelt, aber es war niemand da … Also bin ich einfach reingegangen.“ Er warf Leslie einen seltsamen Blick zu.
    „Hallo, Leslie“, sagte er und zwinkerte. Raffaello schien aufzuatmen.
    „Gott sei Dank, du bist’s“, seufzte er erleichtert und scheinbar schien ihm die Tatsache, dass er mit offenem Hemd dastand und Mario einen wirklich unpassenden Zeitpunkt erwischt hatte, nicht im Mindesten zu stören.
    „Hat der Anruf nicht Zeit bis nachher?“ Er warf Leslie einen gequälten Blick zu. Die hatte sich zu Tode erschrocken wieder beide Träger über die Schultern gestreift, hatte sich fest mit dem Rücken an den Baumstamm gepresst und war knallrot geworden, als sie Marios Blick begegnet war. Was hatte er auch unbedingt hier suchen müssen? Doch Mario schien sich von seinem Schock erholt zu haben. Er warf Raffaello einen vernichtenden Blick zu und sagte irgendetwas auf Italienisch, woraufhin dieser ergeben die Hände hob und sich dann zu Leslie umdrehte, nicht ohne peinlich berührt zu lächeln.
    „Tut mir leid“, sagte er, „ich … muss arbeiten.“ Er trat auf sie zu, drückte ihr einen extralangen Kuss auf die Lippen, wobei ihr nicht entging, dass er dabei zu Mario hinüberschielte, und murmelte dann: „Lass uns das heute Abend nachholen, ja?“
    Dann folgte er Mario zwischen die Olivenbäume, während er noch hastig sein Hemd zuknöpfte und Leslie hörte, wie Mario wie wild auf ihn einredete. Vielleicht war es eine Standpauke, dass er sich nicht immer nur um seinen Spaß kümmern sollte, vielleicht war es aber auch schon der Bericht über den ach so wichtigen Anruf. Heute Abend, dachte sie grimmig. Aber da wusste sie noch nicht, dass daraus nichts werden würde.
    Sie vertrieb sich den restlichen Tag damit, im Pool zu schwimmen – Raffaello hatte sie Gott sei Dank dieses Mal nicht eingeschlossen –, sich ein Thunfischsandwich zu machen und die Vorräte, die er gekauft hatte, und die noch immer in den Tüten auf der Anrichte lagen, in den Kühlschrank zu räumen.
    Der Tag neigte sich immer weiter seinem Ende zu und Leslie blickte in regelmäßigen Abständen auf die Uhr, aber der Zeiger kroch in rasendem Tempo weiter über das Ziffernblatt, ohne dass Raffaello zurückkam. Schließlich, um halb elf, klingelte ihr Handy – und hastig stürzte sie darauf zu.
    „Leslie?“, sagte Raffaello am anderen Ende der Leitung. „Ich muss heute noch auf‘s Festland,

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