Zwischen Olivenhainen (German Edition)
zur Terrassentür und drückte die Klinke herunter. Auch sie war verschlossen.
„Scheiße“, knurrte Leslie, blieb einen Moment nachdenklich stehen, dann machte sie sich auf die Suche nach der Tür, die vom Waschraum zum Pool führte. Von außen konnte man sie perfekt erkennen, von innen nicht ganz so gut. Haufenweise Anzüge hingen auf verschiedenen Bügeln an einem Haken, der an der hellen Tür befestigt war und auf den ersten Blick konnte man sie für einen Teil der Wand halten. Leslie drehte den Türknauf. Verschlossen.
„Mist!“, entfuhr es ihr. Er hatte sie eingesperrt. In seinem eigenen Haus. Mafiakiller hin oder her – das war zu viel des Guten! Aufgebracht lief sie zurück in die Küche, klemmte sich die Tüte Cantuccini unter den Arm und verzog sich damit auf einen Stuhl, den sie direkt vor der Eingangstür platzierte – natürlich so weit entfernt, dass sie sich noch öffnen ließ –, schob sich einen Keks nach dem anderen in den Mund – und wartete.
„So was nennt man Freiheitsberaubung!“, begrüßte sie ihn, als Raffaello keine Stunde später die Tür aufstieß. Vor Schreck ließ er sämtliche Einkaufstüten, mit denen er beladen war, fallen und Leslie meinte sogar gesehen zu haben, wie seine rechte Hand blitzschnell an seinen Gürtel wanderte – wo seine Pistole versteckt war.
„Du kannst mich doch nicht einfach einschließen!“, sagte sie vorwurfsvoll und sah zu ihm auf. Einen Moment lang sah er verwirrt aus, dann lächelte er erleichtert auf, als sich gegen ihren Willen ein Grinsen auf ihr Gesicht stahl.
„ Scusi “, sagte er, während er sich bückte, um die Tüten aufzusammeln. „Unerlässliche Sicherheitsvorkehrungen.“ Frisches Obst und Gemüse waren aus den Taschen gerollt, in einer konnte Leslie Fleisch und Nudeln erkennen.
„Ich habe mir nur gedacht, da wir jetzt zu zweit sind, können wir nicht mehr nur von Tiefkühlpizza und Oliven leben“, sagte er. Leslie stand großzügig auf und half ihm, die Einkäufe in die Küche zu tragen. Das meiste Zeug, das er gekauft hatte, kannte sie nicht, aber ungenießbar sah es nicht aus.
„Sicherheitsvorkehrungen, hmpf“, machte sie verächtlich, während sie interessiert eine riesige Wassermelone betrachtete, die um einiges größer war als ein Fußball. Raffaello seufzte und drehte sich zu ihr um.
„Ich habe bereits veranlasst, dass sich jemand um die Killer von Spavento kümmert“, sagte er, „aber bis nicht irgendwer Entwarnung gibt, werde ich kein weiteres Risiko eingehen.“ Ihr war nur allzu klar, was er mit ‚kümmern‘ meinte. Vermutlich würde man bald irgendwo im Landesinneren im hohen Gras zwei Leichen finden. Oder auch nicht. Sie schluckte. Eigentlich hätte sie diese Gewissheit aus der Fassung bringen müssen.
„Hunger auf ein richtiges Frühstück?“, fragte Raffaello – und Leslie nickte, auch wenn sie noch recht satt war von den vielen Cantuccini , die sie gegessen hatte.
Sie saß einfach nur da und sah ihm zu, während er sich daran machte etwas zuzubereiten, das sehr an englisches Frühstück erinnerte. Vielleicht hatte er England mit Schottland verwechselt, aber das machte nichts. Was zählte, war schließlich die Geste. Anfangs hatte Leslie darauf bestanden ihm zu helfen, doch er hatte sie nur auf einen Stuhl am Tisch gedrückt, sich ein Handtuch über die Schulter geworfen und sich an die Arbeit gemacht. Sie hätte nicht gedacht, dass er kochen konnte, aber vielleicht hatte Mario es ihm beigebracht.
Ihr Handy klingelte. Laut und durchdringend klang ‚ Release Me ‘ an ihre Ohren und beinahe war es Leslie, als zuckte Raffaello zusammen. Herrgott, er war doch nicht immer so schreckhaft gewesen?
„Antonio will wissen, warum wir wieder hier sind“, sagte Anne, als Leslie ihr Handy ans Ohr gehoben hatte.
„Auch schön, dich zu hören“, entgegnete sie vorwurfsvoll.
„Hm“, machte Anne grimmig, „also, ist dir irgendetwas bekannt, das ich ihm verraten dürfte?“
„Nein“, log Leslie.
„Dann nicht.“ Beinahe klang es, als wolle sie schon auflegen, doch dann sagte sie: „Deine Mom kommt um vor Sorge. Sie hat bei mir angerufen, weil du nicht zu erreichen warst. Verflucht, hat dein Mafioso dir dein Handy abgenommen oder so? Egal, ich hab’ ihr gesagt, dass es ’ne Flugzeugpanne gab und du ihr alles erklären wirst. Und zwar heute! Sie wollte wissen, wann wir zurückkommen – und ich hab’ mich gefragt, ob wir jemals zurückkommen!“ Dann legte sie einfach auf. Leslie saß da
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