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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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sie.

9
    Leslie erwachte früh am nächsten Morgen. Sie hatte das Gefühl, nur einen sehr leichten Schlaf gehabt zu haben. Ihr Unterbewusstsein schien sie daran erinnert zu haben, dass sie furchtbar aufgeregt war und pünktlich zu ihrem Treffen mit Raffaello zu erscheinen hatte.
    Hellwach überzeugte sie sich davon, dass Anne noch schlief (das tat sie, tief und fest) und warf dann einen Blick auf ihren Wecker. Viertel vor sechs. Na klasse. Sie war um Stunden zu früh aufgewacht. Raffaello würde sie erst um neun abholen, hatte er gesagt. Fast hätte sich Leslie wieder zurück in die Kissen sinken lassen, aber dann fiel ihr siedend heiß ein, dass Anne und Melissa auf keinen Fall von ihrem Date erfahren durften – noch nicht jedenfalls. Gequält zog sie eine Schnute und machte sich daran, so leise wie nur irgend möglich ins Bad zu schleichen, um zu duschen.
    Um diese Zeit wurde das Frühstück erst zubereitet, außerdem hatte sie keinen Hunger, und so sah sich Leslie gezwungen, gleich nach draußen zu gehen und vor dem Eingang zu warten, bis Raffaello auftauchen würde. Bestimmt war er noch nicht einmal wach. Wahrscheinlich schlief er noch tief und fest.
    Sie langweilte sich zu Tode, während sie auf dem Bürgersteig auf und ab ging. Shit , sie würde noch über drei Stunden hier rumhängen können – und gerade, als sie sich über die frühmorgendliche Hitze ärgerte und den schweren, süßlichen Duft des herannahenden Tages einatmete, drang plötzlich Musik an ihre Ohren, die immer lauter und lauter wurde.
    Sie erkannte das Lied sofort, weil es von Robbie Williams war: ‚ Old Before I Die ‘ und sie wippte mit dem Fuß im Takt mit.
    Das schwarze Cabrio, das mit heruntergelassenen Scheiben direkt vor ihr mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam, ließ sie erschrocken einige Schritte zurückspringen, bevor sie den Fahrer des teuren Gefährts erkannte: Raffaello saß am Steuer und grinste ihr zu. Er trug tatsächlich die Badehose, von der er gestern noch geredet hatte und das weiße Hemd, das er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte, trug er offen. Leslie blickte ihm vorsichtshalber nur in die dunklen Augen. Seine Sonnenbrille steckte in seinem wirren, schwarzen Haar und er trommelte zum Takt des Songs, den er in voller Lautstärke aufgedreht hatte, auf dem Lenkrad herum.
    „ Buon giorno , Leslie“, brüllte er gegen die Musik an und Leslie schaute sich unbehaglich um. Sie befürchtete, dass gleich einer der Hotelangestellten herauskommen würde, weil sich einige der vornehmen Gäste über diesen Lärm am frühen Morgen beschwerten. Raffaello beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete ihr die Tür.
    „Steig ein“, sagte er und schnell ließ sich Leslie auf den schwarzen Ledersitz neben ihm fallen und zog die Tür zu. Bevor sie sich richtig anschnallen konnte, hatte Raffaello auch schon Gas gegeben, vollendete eine hundertachzig Grad Wendung und sauste mit ihr die Hauptstraße hinunter. Ein wenig flau im Magen und mit zittrigen Händen hielt sich Leslie am Sitz fest. Entsetzt kniff sie die Augen zusammen, als Raffaello den teuren Wagen geschickt zwischen Autos, die langsamer fuhren, als er, vielleicht, weil sie nicht ganz so lebensmüde waren, hindurch lenkte. Er stellte die Musik etwas leiser, scheinbar, weil er zu der Erkenntnis gekommen war, dass man sich bei der Lautstärke äußerst schlecht unterhalten konnte.
    „Ich dachte, du kommst erst um neun?“, fragte sie ihn nach einer Weile. Er lenkte den Maserati von der Hauptstraße hinunter und bald erreichten sie eine Autobahn, die sich lang und mehr oder weniger gerade bis zum Horizont erstreckte.
    „Ja, entschuldige“, sagte er. „Ich hätte dir vorher Bescheid geben müssen. Der Liegeplatz meines Bootes hat sich gestern unerwartet geändert.“ Er lächelte entschuldigend, wandte den Blick aber nicht von der Straße ab. Sie waren so gut wie alleine unterwegs um diese Uhrzeit, außer ihnen fuhren nur noch drei andere Autos, die lange nicht so protzig aussahen, wie Raffaellos Cabrio, vor ihnen in den frühen Morgen hinein, aber auch die hatten sie bald hinter sich zurückgelassen.
    „Wo fahren wir hin?“, fragte Leslie.
    „Nach Tindari“, entgegnete er, „ dort gibt es eine Lagune mit traumhaften Badeplätzen. Einer meiner Freunde hat die ‚Madonna‘ gestern Abend noch dorthin gefahren, ohne es mir zu sagen.“ Er fuhr sich durch das glänzende Haar. „Er hat deswegen etwas Stress mit mir bekommen und sofort angeboten, sie wieder

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