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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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war immer recht anständig gewesen, wenn auch auf seine Machoart.
    „Du hast ein eigenes Boot?“, fragte sie ihn mit großen Augen. Es nutzte nichts, ihn noch zu fragen, sie konnte sich auch so vorstellen, dass er eines besaß. Wer Armani T-Shirts trug, der hatte allemal genug Geld, um sich ein Sportboot leisten zu können und sei es auch noch so klein. Außerdem boten sich die Lage hier auf Sizilien, die Sonne und das Meer, gerade dazu an. Wenn nicht hier, wo dann? dachte Leslie.
    Raffaello nickte. „ Sì “, sagte er, „es ist nicht allzu groß, aber ganz passabel.“ Klang da Stolz in seiner Stimme mit?
    „Und wann kommst du morgen?“, fragte sie.
    „Sagen wir … um neun?“
    „Okay.“ Ich freue mich, sagte sie nicht, obwohl sie genau das tat.
    „Ich freue mich schon“, sagte er und er hätte nichts anderes zu sagen brauchen, um ihren Puls ein wenig in die Höhe schießen zu lassen.
    Sie überquerten die Straße – Raffaello kannte sich aus damit, wie man am besten zwischen dem dichten Verkehr hindurch sprang, ohne von einem der vielen Autos überfahren zu werden. Und Leslie bekam es schon mit der Angst zu tun, weil sie dachte, er brächte sie zurück zu Anne und Melissa, aber er verlangsamte seine Schritte vor dem alten Hotel, in dem Mr. Gosetti verschwunden war, und blieb schließlich stehen.
    „War nett, dich so zufällig wieder zu treffen“, sagte er und grinste.
    „Sehr zufällig“, entgegnete sie spitz. Irgendwie wollte sie sich noch nicht von ihm verabschieden.
    „Ich schätze, deine Freundinnen sind bald mit essen fertig“, sagte er und blickte auf seine goldene Armbanduhr. „Außerdem bin ich sowieso – …“ Mitten im Satz versagte ihm die Stimme. Sein Blick verdüsterte sich, es war Leslie, als legte sich augenblicklich ein Schatten auf sein Gesicht. Die tiefe Falte zwischen seinen Brauen erschien und mit einem Mal wirkte er angespannt.
    „ Merda “, fluchte er leise. Sein Blick war über Leslies Kopf geglitten und an einem bestimmten Punkt hinter ihr hängen geblieben. Sie hatte nicht genug Zeit, sich umzudrehen, bevor er mit den Worten: „ Scusi , ich muss dringend los, bis morgen dann“, auf dem Absatz kehrt machte und mit großen Schritten die Straße in die entgegengesetzte Richtung hinuntereilte. Irgendwann verschwand er hinter einer Kurve, aber Leslie starrte ihm noch immer verwirrt nach, obwohl er längst nicht mehr zu sehen war.
    Wen oder was Raffaello auch gesehen haben mochte – es schien ihm absolut nicht behagt zu haben. Wie nett, dachte sie, aber vielleicht auch eher enttäuscht, wie nett, dass er mich hat stehen lassen. Sie zog kurz in Erwägung, morgen früh einfach nicht aufzutauchen, aber dann siegte ihre Vernunft. Er wird schon seine Gründe gehabt haben, dachte sie, doch das nahm ihr nicht das mulmige Gefühl, das sich überall in ihrem Magen ausbreitete. Vielleicht war es besser, einfach schnell zu Anne und Melissa zu gehen.
    „Hallo, Leslie“, sagte plötzlich jemand hinter ihr. Sie drehte sich um, leicht erschrocken, weil Mr. Gosetti sie so plötzlich aus ihren Gedanken gerissen hatte.
    „Hallo Mr. Gosetti“, sagte sie. Er lächelte mild und verschränkte die Hände auf dem Rücken.
    „Wo sind denn die anderen Zwei?“, fragte er, als ging es um eine völlige Belanglosigkeit.
    „Spaghetti essen“, sagte Leslie, „da drüben.“ Sie zeigte nach rechts, wo in einiger Entfernung die Werbeaufschrift: Albertos Pizza Express aufleuchtete. Und strich sich nervös das lange Haar aus der Stirn.
    „Hm. Na dann …“ Mr. Gosetti schwieg kurz.
    „Haben Sie Mittagspause?“, fragte Leslie ihn dann, um überhaupt etwas zu sagen. Immerhin war er ihr Gastgeber und somit verlangte es die Höflichkeit, einigermaßen freundlich zu ihm zu sein und nicht gleich wieder zu verschwinden. Obwohl ihr genau das lieber gewesen wäre.
    Er nickte. „Ja, Gott sei Dank.“
    „Sind denn die Vorträge interessant?“, fragte Leslie.
    „Hm, im Großen und Ganzen schon“, brummte Mr. Gosetti, aber sie hatte das Gefühl, dass er mit den Gedanken ganz woanders war. Immer wieder sah er sich suchend um, aber er schien nicht zu finden, nach was er Ausschau hielt. Als Leslie ihn näher betrachtete, merkte sie, wie gehetzt er wirkte.
    „Es geht um ziemlich wichtige … Angelegenheiten“, sagte er. „Sag mal … wer war denn gerade der junge Mann, der da bei dir stand?“ Er schaute ihr prüfend in die Augen. Leslie fühlte sich zunehmend unwohl in seiner Gegenwart

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