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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
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gewesen. Kindisch und unüberlegt. Sie hätte allein kommen können, wie er es gesagt hatte und ihm trotzdem klarmachen können, dass er keine Chance hatte. Sie fühlte sich elend. Sie stand auf, Melissas verwirrte Fragen beachtete sie nicht. Antonio stand hinter dem Tresen. Als er sie kommen sah, griff er nach einem Staubtuch und verschwand damit nach draußen, um die Tische zu säubern und die gestreifte Markise auszufahren. Das Windspiel klingelte leise, als die Tür hinter ihm zufiel. Leslie atmete tief durch – dann folgte sie Antonio nach draußen. Er blickte nicht auf, als sie zu ihm trat. Eine Weile brachte sie keinen Ton hervor. Ein Auto fuhr vorbei, die Musik lautstark aufgedreht, doch Leslie war zu beschäftigt, um zu merken, dass sie die Musik kannte. Vespas knatterten vorbei, ein Auto hupte.
    „Hör zu“, begann Leslie zögernd, „es tut mir leid. Ich – “
    „Es muss dir nicht leidtun“, sagte Antonio. Er klang müde. Das Staubtuch warf er sich über die Schulter, als er sich wieder aufrichtete.
    „Doch, muss es. Es war schrecklich kindisch von mir“, beharrte sie. Da fasste Antonio sie am Arm und blickte ihr fest in die Augen. Er roch ein bisschen nach Eis.
    „Du hast mir schön deutlich zu spüren gegeben, dass ich keine Chance habe, Leslie“, sagte er verbittert. „ Va bene , meinetwegen, das muss ich dann wohl akzeptieren.“
    „Du hast mich reingelegt“, entgegnete Leslie trotzig. Ihre Schuldgefühle waren mit einem Mal verflogen. „Selber schuld.“ Antonio verdrehte die Augen und seufzte.
    „Ich weiß, dass das unfair war, aber ich habe keinen anderen Weg gesehen, dir näher zu kommen. Und da der Ruggierosohn in Rom ist …“
    „… Hast du gedacht, du versuchst es einfach mal, hm?“ Jetzt wurde Leslie wütend. Was bildete er sich eigentlich ein? „Soll ich dir was verraten?“, zischte sie, „ich –“
    „Liebst du ihn?“, fragte Antonio plötzlich.
    „Was?!“, entfuhr es ihr entsetzt.
    „Liebst du Ruggiero?“ Sie öffnete den Mund. Und bekam ihn nicht mehr zu. Versuchte, etwas zu sagen, aber er hatte sie zu sehr überrumpelt mit dieser absurden Frage. Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, aber Antonio hielt ihren Arm fest und im gleichen Moment war es ihr schon wieder egal.
    „I-ich“, stotterte sie mit gepresster Stimme. „Ich – er ist ein Macho, der –“ Antonio blickte ihr scharf in die Augen.
    „Sprich es aus, Leslie“, sagte er. „Du belügst dich selbst.“
    „Lass mich los“, knurrte sie. „Ich liebe ihn nicht, warum kapiert das keiner, verflucht nochmal?“ Doch Antonio lachte nur trocken auf.
    „Weil man Lügen normalerweise leicht durchschaut“, sagte er, dann ließ er ihren Arm los. Sie hatte das Gefühl, das Blut ströme ihr kribbelnd zurück in die Finger. War sein Griff so fest gewesen? Sie hatte das dringende Bedürfnis, ihm an den Kopf zu werfen, dass zwischen lieben und verliebt sein ein großer Unterschied bestand, aber sie ließ es bleiben. Vorsichtshalber.
    „Leslie“, sagte Antonio ernst, „wenn du dich mit ihm einlässt, gerätst du vielleicht in Sachen, von denen du gar nichts wissen willst.“ Was sollte das nun schon wieder heißen? Dachte er etwa, er könnte sie jetzt verunsichern und so Raffaello schlecht machen?
    „Was meinst du damit?“, fuhr sie ihn an. „Na los, fang schon an über ihn herzuziehen!“
    „Das wirst du selber herausfinden müssen“, sagte Antonio.
    „Wenn du’s weißt, warum sagst du es mir dann nicht?“, fragte sie, bemüht, sich nicht mehr ganz so aufzuregen.
    Antonio lächelte matt. „Weil ich mich nicht mit dir streiten will“, sagte er. „Und ich will in keine Schwierigkeiten reingezogen werden. Das ist alles.“ Er drehte sich um und wollte gehen, aber dieses Mal war es Leslie, die ihn am Arm festhielt. Widerwillig wandte er sich zu ihr um.
    „Tut mir wirklich leid“, sagte Leslie. Sie stupste die Stacheln auf seinem Kopf an, die er mit viel Gel aus seinen schwarzen Haaren geformt hatte.
    „Willst du es jetzt auf die Art aus mir rauskriegen?“, entgegnete Antonio argwöhnisch. Leslie schüttelte den Kopf.
    „Gut“, sagte Antonio. „Dann gib mir noch eine Chance. Morgen?“
    Das hatte sie sich wirklich nicht so vorgestellt. Was sollte sie nur antworten? Er hatte keine Chance, das wusste er doch selbst. Sie rang mit sich. Sie könnte morgen ein Eis mit Antonio essen, ihm erklären, dass außer Freundschaft nichts drin sein würde und dann würde sie sowieso

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