Zwischen Olivenhainen (German Edition)
helfen“, knurrte Anne, aber Leslie hob die schwerste Tasche hoch und reichte sie Antonio.
„Wenn du so was wie ein Auto hättest …?“, sagte sie und Antonio grinste.
„Wartet hier – rührt euch nicht vom Fleck! Ich bin in fünf Minuten wieder da!“ Dann war er im dichten Verkehr verschwunden.
„Wie kämen wir auf die Idee?“, murmelte Anne ironisch und kaute lustlos auf ihrem Brot herum. „Der hat wirklich Nerven …“
Kurze Zeit später tauchte Antonio tatsächlich mit dem alten, klapprigen Lieferwagen wieder auf, mit dem er ihnen die Vespa gebracht hatte. Er half Leslie und Anne beim Einladen und dann überließ er Anne, deren Augen angesichts des Autos strahlten, den Schlüssel.
„Vielleicht fährst du die Einkäufe erst mal zu eurem Haus“, meinte er. „Dann kommst du zurück, gibst mir den Wagen und ich lade euch auf eine Pizza oder Spaghetti ein. Was sagt ihr?“
„Super, ganz super“, murrte Anne und Leslie schätzte, dass es ihr nicht wirklich passte, zuerst nach Hause zu fahren. Aber dann tat sie es doch und mit einem Mal kam Leslie der Gedanke, dass Antonio sie vielleicht nur hatte loswerden wollen. Er schien Anne nicht besonders zu mögen. Entweder das, oder, was noch viel schlimmer war, er legte es darauf an, mit ihr alleine zu sein. Oh Gott, bloß nicht schon wieder dieses Theater. Aber sie lächelte Antonio freundlich zu.
„Komm, gehen wir schon mal vor“, sagte er, aber Leslie protestierte, indem sie versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass Anne überhaupt keine Ahnung hatte, wo sie die Pizzeria finden sollte.
„Sie ist ein großes Mädchen und wird uns schon finden“, spöttelte Antonio und deutete auf die gegenüberliegende Straßenseite. Riesige Buchstaben prangten an einem der Häuser: „ Albertos Pizza Express “. Wenige Augenblicke später saß Leslie gegenüber von Antonio an einem der Tische am Fenster. Sie hatte sein Angebot, ihr etwas zu trinken zu besorgen, abgelehnt, denn ihr war immer noch schlecht von dem vielen Wasser, das sie getrunken hatte.
„Warum hast du Anne allein losgeschickt?“, fragte Leslie spitz. Antonio setzte eine Unschuldsmiene auf.
„Damit euer Essen nicht verdirbt“, behauptete er.
„Jetzt lüg doch nicht“, entgegnete sie vorwurfsvoll. Er seufzte.
„ Va bene “, sagte er geschlagen. „Sie geht mir ein wenig auf die Nerven mit ihrer ewigen Nörgelei, wenn ich in der Nähe bin.“
„Warum sagst du das nicht gleich?“ Doch er hob nur entschuldigend die Schultern. Sie schwiegen eine Weile.
„Erzählst du mir jetzt, warum du gefeuert wurdest?“, fragte Leslie schließlich. Antonio sah sie fast ein wenig erschrocken an.
„Besser nicht“, murmelte er.
„Na gut“, sagte Leslie, schaute aus dem Fenster und tat, als wäre sie beleidigt.
„Hör zu“, begann Antonio, aber plötzlich hörte sie nicht mehr zu. Ihr Blick war auf eine bestimmte Person draußen auf der Straße geheftet. Zuerst machte ihr Herz einen entsetzten Hüpfer, dann konnte sie es nicht glauben und redete sich ein, dass da draußen nie im Leben ein gewisser, gut aussehender Sizilianer sein konnte – was sollte ihn auch hierher verschlagen? Und dann war der Mann hinter der nächsten Straßenecke verschwunden. Leslie schnappte nach Luft.
„Leslie?“ Antonio berührte ihren Arm und sie zuckte zusammen, jäh aus ihren Gedanken gerissen.
„Was ist los?“, fragte er verständnislos.
„Ich dachte, da wäre – ach, nicht so wichtig“, stotterte sie verwirrt. Ganz langsam beruhigte sich ihr Herzschlag. Sie hatte sich geirrt. Ganz eindeutig. Er war nie und nimmer hier. Das wäre zu viel des Guten gewesen. An Zufall würde sie dann nicht mehr glauben.
„Schöne Kette“, bemerkte Antonio.
„Was? Ach, ja …“ Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie mit dem Anhänger herumspielte.
„Woher hast du die?“, fragte Antonio.
„Von … jemandem geschenkt bekommen.“
„Aha.“ Sie sah ihm an, dass er nicht zufrieden war mit dieser Antwort. Wieder schwiegen sie eine Weile, während Leslie den Hals reckte, um besser aus dem Fenster sehen zu können. Der Typ von eben war nicht mehr zu sehen. Aber er hatte ihm zum Verwechseln ähnlich gesehen.
„Denkst du noch an … ihn …?“, fragte Antonio schließlich.
„An wen?“ Aber sie wusste genau, wen er damit meinte.
„Na, an den Ruggierosohn.“ Wie abfällig das klang.
„Ach so“, murmelte Leslie. „Nein.“ Er glaubte ihr nicht.
„Tust du doch“, sagte er.
„Manchmal“,
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