Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Wirthl
Vom Netzwerk:
entgegnete er.
    „Also, ich fürchte, du musst bei uns bleiben, zum Pizzaessen und Berichterstatten, Antonio“, sagte Leslie und grinste. Antonio war mehr als einverstanden – er war höchst erfreut – aber er bezweifelte doch, dass ihm sein Boss einfach so Feierabend geben würde. Das hatte Leslie natürlich nicht bedacht.
    „Freitag wäre gut“, sagte Antonio, „da habe ich frei.“ Er grinste. Sie verabredeten also, dass Antonio sie am Freitagnachmittag besuchen kommen und mit ihnen am Strand Pizza essen würde. Als er gerade zur Tür hinausging, rief Anne ihm noch etwas nach:
    „Leslie ist tabu in diesem Sommer, mein Lieber, capito ?“ Antonio antwortete nicht.
    „Ach und: Du hast nicht zufällig etwas, das mindestens zwei Räder hat, mit dem man in die Stadt fahren könnte, um die alltäglichen Dinge des Lebens zu kaufen?“, fügte Anne hoffnungsvoll hinzu.
    „Mal sehen, was sich machen lässt“, entgegnete Antonio eine Spur kühler, was Leslie auf Annes unangebrachtes Verhalten zurückführte. Sie hätte den armen Kerl ja nicht unbedingt gleich wieder vergrätzen müssen. Aber jetzt war er schon fast den halben Schotterweg hinuntergefahren auf seiner roten Vespa und keine Sekunde später auf die Landstraße abgebogen.
    „Du bist wirklich nett“, sagte Leslie spitz.
    „Wieso?“, entgegnete Anne mit Unschuldsmiene. „Ich denke nicht, dass dir daran gelegen ist, wieder so was durchzumachen – und mir übrigens auch nicht. Das ist unser Urlaub, den versaut uns keiner – ganz besonders kein Junge, klar?“ Leslie nickte. Sie war Annes Meinung, außerdem interessierte sie sich noch nicht einmal für Antonio.
    „Dann ist’s ja gut“, sagte Anne zufrieden. „So, und jetzt lass uns mal die Pizza essen, die ist sicher schon eiskalt.“ Wobei Leslie das bezweifelte, denn bei dieser Hitze, selbst am Abend, konnte einfach nichts und niemand abkühlen.
    Keine zehn Minuten später saßen Anne und Leslie am Strand, aßen Pizza, die tatsächlich nicht mehr gerade warm war, und schauten der Sonne zu, die langsam in den Wellen des Mittelmeeres versank. Rechts und links endete die kleine Bucht an zwei hohen, grasbewachsenen Felsen aus dunklem Lavastein und irgendwo, fünf Meter über ihnen die Felswand hinauf, stand ihr Ferienhaus einsam und verlassen am Ende der Welt. Der Weg, der hinunter zur Bucht führte, war steil, schmal und übersät von groben Steinen – Leslies Füße taten jetzt noch weh. Sie hatte auf Annes Vorschlag hin darauf verzichtet, ihre Sandalen anzuziehen und war barfuß gegangen.
    „Und?“, fragte Anne irgendwann in das Wellenrauschen hinein.
    „Und?“, entgegnete Leslie.
    „Toll“, sagte Anne.
    „ Jep “, sagte Leslie. Mehr gab es nicht zu sagen an diesem Abend. Außerdem hatte jede von ihnen den Mund voll mit Pizza.
    Gleich am nächsten Morgen hämmerte jemand gegen die Tür. Da Leslie schon früh aufgewacht war, tappte sie in die Diele, um nachzusehen, wer sie um diese Uhrzeit schon wecken wollte. Es war Antonio. Gleich neben ihm lehnte eine schwarze Vespa an der Hauswand, in der Auffahrt stand ein roter Lieferwagen mit der Aufschrift, die auch auf Antonios Kappe prangte.
    „Morgen“, nuschelte Leslie.
    „ Ciao !“, sagte Antonio fröhlich. „Ich hab’ nicht viel Zeit, aber die hier“, er deutete auf die Vespa, „die hier habe ich euch mitgebracht. Eine Zweite konnte ich leider nicht kriegen …“ Leslie bedankte sich freudestrahlend.
    „Kannst du so ein Ding eigentlich fahren?“, fragte Antonio.
    „Ähm, klar“, entgegnete Leslie, aber er glaubte ihr kein Wort. Also zeigte er ihr schnell, wo der Gashebel und die Bremse waren, und was man sonst noch wissen musste, um auf dem Ding zu überleben. Dann verabschiedete er sich hastig, sprang in seinen Lieferwagen und fuhr in Richtung Landstraße davon.
    Die Nacht saß noch in den dichten Büschen rings um das Haus, Grillen zirpten und in der Ferne konnte Leslie das Meer rauschen hören. Die Dämmerung schritt weiter voran und bald hing die Sonne schwer über dem Meer und tauchte es in blassgoldenes Licht. Allmählich verblasste auch das Licht der Sterne, die man hier wunderbar in der Nacht am wolkenlosen Himmel sehen konnte. Vorsichtig schwang sich Leslie auf die schwarze Vespa und drehte den Zündschlüssel herum – und würgte das Gefährt gleich wieder erschrocken ab, als es anfing, laut zu knattern. Dann saß sie einige Sekunden da und lachte sich über sich selbst kaputt. Sie probierte es wieder und

Weitere Kostenlose Bücher