Zwischen Olivenhainen (German Edition)
dieses Mal funktionierte es. Zaghaft zog sie an dem Gashebel und die Vespa machte einen Satz nach vorne und Leslie würgte sie vor Schreck erneut ab. Himmel, das war ja schwerer, als sie angenommen hatte. Vielleicht sollte sie Antonio bitten, ihr ein paar Fahrstunden zu geben? Der dritte Versuch gelang ihr, die Vespa bewegte sich vorwärts, wenn auch noch etwas wacklig. Die Finger fest um den Lenker geklammert drehte Leslie eine Runde in der Auffahrt, dann noch eine und noch eine und plötzlich machte es ihr richtig Spaß.
„Hast du dafür auch ’nen Führerschein?“, fragte Anne plötzlich hinter ihr und Leslie würgte das knatternde Ding wieder ab.
„Danke sehr!“, fluchte sie, aber dann grinste sie Anne zu. „Nö“, sagte sie, „Antonio hat das Teil vorbeigebracht, während du seelenruhig gepennt hast.“ Aufgeregt kam Anne auf sie zugelaufen. Sie trug noch ihr Nachthemd und das hellblonde Haar stand ihr wirr zu allen Seiten vom Kopf ab.
„Cool“, sagte sie. „Lass mich auch mal! Ich wollte schon immer mal auf so ’nem Ding fahren.“ Leslie stieg ab und überließ das schwarze Gefährt Anne, die freudestrahlend und vor Aufregung ganz hibbelig, einige Runden drehte. Natürlich konnte sie es um Einiges besser, als Leslie, kein Wunder, denn sie hatte immerhin schon ihren Führerschein und somit auch mehr Übung im Fahren jeglicher Fortbewegungsmittel.
„Cool!!“, jauchzte Anne, gab Gas und sauste den Weg bis zur Landstraße hinunter und kam dann mit Vollgas zu Leslie zurück, die sich mit einem Hechtsprung ins Gebüsch retten musste, um nicht von Anne über den Haufen gefahren zu werden. Doch Anne fand die Bremse natürlich rechtzeitig und lachte sich kringelig über den entsetzten Gesichtsausdruck ihrer Freundin.
Den Vormittag verbrachten Anne und Leslie damit, ein wenig auf der Vespa zu üben und nachmittags trauten sie sich, sich mithilfe einer Landkarte, auf den Weg nach Palermo zu machen. Die Fahrt dauerte endlos lange, die ach so tolle Vespa war zu langsam für die Autobahn und so mussten sie verwirrende Umwege auf Landstraßen einlegen, und als sie schließlich in der Stadt angekommen waren, hatte Leslie das Gefühl, einen Sonnenbrand auf den Schultern zu haben und Anne nuschelte:
„Hast du was zu Trinken eingesteckt? Ich verdurste …“ Daran hatte natürlich keine von ihnen gedacht. Planlos und spontan in den Urlaub – das war Annes Devise gewesen, aber spätestens jetzt musste sie einsehen, dass es nicht ratsam war, alles spontan zu entscheiden und Hals über Kopf aufzubrechen. Sie fanden einen kleinen Supermarkt im Stadtinneren – Gott sei Dank hatte Anne ihre Kreditkarte mitgenommen – und kauften so viel, wie sie in drei riesigen Tüten tragen konnten: Spaghetti, Spaghetti und nochmals Spaghetti. Pizza, Soße, Orangensaft, Milch und Wasser. Das sollte vorerst zum Überleben genügen, meinte Anne und Leslie fragte sich, wie um Himmels Willen sie die drei schweren Taschen zu zweit auf der kleinen Vespa zurück nach Hause transportieren sollten.
„Supi“, sagte Anne und ließ sich erschöpft auf dem schwarzen Sitz nieder. Sie hatten die Vespa am Straßenrand vor dem Geschäft geparkt.
„Und jetzt?“, fragte Leslie.
„Abwarten, Sonnenbrand kriegen – und Wasser trinken“, entgegnete Anne trocken. „So wird das Zeug wenigstens leichter.“ Das taten sie. Sie tranken, bis ihnen schlecht wurde und Anne regte sich darüber auf, dass man sich als Führerscheinneuling keinen gottverdammten Mietwagen leisten konnte.
„Ist doch beknackt!“, knurrte sie und kaute auf ihrer Flasche herum. Leslie sagte nichts. Sie saß hinter Anne auf dem Sattel und schaute sich einfach nur um. Nichts hatte sich verändert. Der Verkehr war dicht wie eh und je, die Häuser standen noch an derselben Stelle und haufenweise Menschen eilten den Gehweg entlang.
„Wir hätten was kaufen sollen, das man nicht erst kochen muss“, murrte Anne. „Ich hab’ so Hunger!“ Seufzend nahm Leslie Annes Kreditkarte und verschwand noch einmal im Geschäft, um Brot und Marmelade zu kaufen. Dann saßen sie beide schweigend und schwitzend in der prallen Hitze, kauten auf einem Stück Brot herum, tranken ab und zu einen Schluck Wasser – aber die Tüten wollten einfach nicht leichter werden.
„Kann man euch helfen?“, fragte plötzlich jemand hinter ihnen. Anne und Leslie fuhren herum. Antonio hatte seine rote Vespa neben ihnen angehalten und musterte sie ziemlich amüsiert.
„Uns ist nicht mehr zu
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