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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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Krieges müde geworden, er erfüllt sie nur mit Horror. Doch das europäische Tabu gilt nicht unbedingt für andere Kontinente und Kulturen, die nicht friedenssatt sind, erst recht nicht für frühere Zeiten.

Krieg als Motor der Geschichte
    Krieg als Kampf und Auseinandersetzung zwischen Mächten und Nationen, Kulturen und Religionen, rivalisierenden Staaten und Städten, als Gewalt zwischen einzelnen Menschen über die höfliche Diskussion hinaus ist - leider - ein Motor der menschlichen Geschichte. Der Krieg, so stellte der griechische Philosoph Heraklit schon ein halbes Jahrtausend vor Christus fest, »ist der Vater von allem«. Dabei ist es geblieben. Der preu ßische General Carl von Clausewitz (1780-1831) verfeinerte die Erkenntnis mit der bekannten Definition: »Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.« Das war lange die herrschende Meinung in der Geschichte der Menschen, der Christen wie der Muslime. Der Lehrsatz von Clausewitz wird auch heute noch auf den Militärakademien vorgetragen und in die Praxis umgesetzt. Siehe Afghanistan, erst von der Sowjetunion, dann von der NATO. Siehe die Länder des Persisch-Arabischen Golfs, Irak, Iran, die Vereinigten Staaten mit der Achse der willigen Bündnisstaaten.
    Erst in jüngster Zeit sind die Päpste strikt gegen Krieg. Johannes Paul II. wurde zum praktischen Pazifisten, der daraus nur keine Ideologie machen wollte. Krieg gilt ihnen und der freien Weltöffentlichkeit als höchst verwerflich, vor allem deshalb, weil Krieg, kriegerische und kriegsähnliche Anwendung von Gewalt durch die Atomwaffen zu gefährlich und wegen der Anfälligkeit der hoch entwickelten Gesellschaft zu zerstörerisch geworden ist.
    Doch auch da bleibt ein alarmierendes Problem: Die Bewohner von Felsenhöhlen stehen der Gewalt wohl unbekümmerter gegenüber als die Benutzer von Wolkenkratzern. Die extremistischen Verächter des westlichen Lebensstils in Europa oder Nordamerika sind weniger moderat als etwa Händler und Manager in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit ihren Zukunftsplanungen.
    Erst recht verdammenswert erscheint es, wenn die Definition vom Krieg als bloßer Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln auf die Religion angewandt wird. Gewalt darf unter keinen
Umständen die bloße Fortsetzung von Religionspolitik mit anderen Mitteln sein.

Herr der Heerscharen
    War sie aber. Theoretisch und praktisch. In der jüdischen Bibel taucht Jahwe als Gott »Sabaot[h]« oder »Zebaoth« zwar erst spät, noch nicht im frühen vorchristlichen Judentum auf, aber der »Herr der Heerscharen« kann ein kriegerischer Gott sein. Dieser mächtige Gott hat jedoch das jüdische Volk nicht zu einer weltpolitischen Großmacht im Orient erhoben. Er hat nicht einmal, wie eigentlich dem Stammvater Abraham verheißen, die Nachkommenschaft so zahlreich gemacht »wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres«.
    Diesen Gott haben die Christen im »Alten Testament« gleichsam übernommen. Sie haben auch - um nur ein Beispiel zu nennen - mit den Psalmen, die von katholischen Priestern regelmäßig am Tag gebet werden (sollten), ein typisches »Freund-Feind«-Schema übernommen, mit den Freunden des wahren Gottes und den Feinden der falschen Götter.
    Die Lehre des milden Jesus Christus weiß kaum etwas von Krieg und Gewalt. Es heißt zwar einmal in einem schwer deutbaren Wort bei Matthäus, 10. Kapitel, 34. Vers: »Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« Das steht in Widerspruch zu den viel häufigeren Worten vom Frieden. Vor allem gebietet Jesus dann, als es darauf ankommt, dem Petrus: »Stecke dein Schwert in die Scheide!« Diese Worte haben - jenseits aller wissenschaftlichen Exegese und Worttüftelei - das Wesen des Christentums als gewaltloser Religion bestimmt. Gerade diese Friedlichkeit des Christlichen haben entschiedene Religionskritiker wie Friedrich Nietzsche (1844-1900) dem Jesus von Nazareth vorgeworfen.
    Ganz anders stellt sich der Anfang des Islam in seinen ersten Jahrhunderten für die Anhänger Allahs und des Propheten Mohammed dar. Die Geschichte des Islam ist die einer meist wohl gelungenen Expansion. Muslimische Reiche entstanden
als Großmächte in weitem Bogen um das südliche Mittelmeer bis tief in den Balkan hinauf nach Norden, von der Arabischen Halbinsel bis zum Inselreich von Indonesien. Es ist historisch unmöglich, daraus Krieg

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