Zwischen Rom und Mekka
und Gewalt zu entfernen, den Propheten Mohammed als gänzlich Friedfertigen und seine Botschaft als lupenreine Gewaltlosigkeit erscheinen zu lassen. Aber die Erfolgsgeschichte des Islam ist keineswegs nur mit Gewalt und Kriegen zu erklären. Die Verheißung Gottes für Abraham hingegen hat sich an den Anhängern Mohammeds erfüllt. Bis zu der Möglichkeit, wegen der zahlreichen Nachkommenschaft und eines hohen Bevölkerungsüberschusses - statt der Heere und Flotten zwischen dem 7. und 17. Jahrhundert - Migrationsströme nach Europa fließen zu lassen. Mit offenem Ausgang für die Religionen.
Erfolgsgeschichte des Islam
Die Erfolgsgeschichte des Islam stockte jedoch mit dem Erstarken der modernen europäischen Mächte. Oder wurde sie nur unterbrochen? Weil die europäischen Staaten als Kolonialmächte in die Länder und Völker des Islam eingriffen, doch nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) auf dem Rückzug sind? In diese Entwicklungen mit verschiedenen Faktoren wurden die Päpste als Leidtragende mit hineingenommen. Als Träger der ältesten ununterbrochen bestehenden Weltkultur sind sie sich dieser weit zurückreichenden historischen Tradition und des weiten globalen Bogens bewusst.
Zur gleichen Zeit, im Lauf der letzten drei, vier Jahrhunderte, mussten die Päpste eine Schwächung des Christlichen und seines Absolutheitsanspruchs in Europa hinnehmen, von Religion insgesamt. Es kann deshalb sein, dass dem sechs Jahrhunderte jüngeren Islam diese Evolutionen noch bevorstehen. Mögliche Parallelen, wenn auch zeitverschoben, drängen sich auf.
Im 16. Jahrhundert wurde die religiöse Autorität der Päpste durch die Reformation erschüttert. Die Christen lehnten sich gegen religiöse Bevormundung durch die traditionellen Führer auf. Im 17. Jahrhundert wurde - etwa durch den Fall des
Galileo Galilei - evident, dass neue, wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, rational nachprüfbar, und traditionelle religiöse Vorstellungen auseinanderklaffen können; die Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik lehrte, Lebensverbesserung immer weniger von der Religion zu erwarten. Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts deckte die Unstimmigkeiten, die menschlichen Mechanismen der Religion, auch des Christlichen und Kirchlichen auf. Das 19. und das 20. Jahrhundert verstärkten diese Tendenzen. Die Geschichte der Papstkirche in dieser Zeit ist auch ein Kampf gegen diese modernen Errungenschaften. Und es gibt christliche Religion und Kirche immer noch.
Süßholz raspeln
Doch zurück zum byzantinischen Kaiser und seinen Kriegsproblemen: Dessen christliches (Oströmisches) Reich wurde seit dem Entstehen des Islam im 7. Jahrhundert, also seit bald 800 Jahren, in der Regierungszeit Manuels II. (1391-1425), ständig von Muslimen bedrängt und sollte nur eine Generation später mit der Eroberung von Konstantinopel gänzlich vernichtet werden. Seine Herrscherjahre waren diplomatisch und militärisch von nichts anderem bestimmt als von der Abwehr der kriegerischen Muslime. So die Fakten der Geschichte. Wie sollte Manuel II. da über den interreligiösen Dialog akademisch Süßholz raspeln können! Der Feind stand vor den Mauern, wie Benedikt ausführte: »Der Kaiser hat vermutlich während der Belagerung von Konstantinopel zwischen 1394 und 1402 den Dialog aufgezeichnet.«
Benedikt XVI. war auf dem Katheder so »feinfühlend« genug, nicht die Zitate und Aktionen von Päpsten gegen den Islam und gegen Muslime aus der Schatzkammer der Geschichte zu holen. Auch das sind Dokumente und Fakten der Geschichte.
Weil Krieg selbstverständlich war. Als Fortsetzung kultureller und religiöser Divergenzen mit den Mitteln der Gewalt. In der Geschichte des Christentums. Der Päpste. Ebenso wie bei der Expansion des Islam, aus einer kleinen arabischen Wüstenstadt in die halbe Welt.
Benedikt XVI. diente das Zitat, der kleine Exkurs in die Geschichte, dazu, sein generelles Anliegen zu verdeutlichen: Dass nämlich Gewalt und Religion nichts miteinander zu tun haben dürfen. Weil, so wörtlich, »Gewalt der Vernunftgemäßheit Gottes widerspricht«. Deshalb kann Gott nicht zur Gewalt anleiten, und auch der Prophet Mohammed nicht. Es sei denn, er würde »Schlechtes und Inhumanes« befehlen. Sodass Muslime ihrem Mohammed und Allah so nicht folgen dürften.
Ist das nun aber nur eine besondere Meinung des gegenwärtigen Papstes? Wendet er sich nur in Zeiten eines internationalen Terrorismus, eines muslimischen Extremismus gegen Gewalt? Oder muss
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