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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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[…]. Diese Übereinstimmung darf jedoch nicht die Unterschiede zwischen den beiden Religionen vergessen machen. Wir wissen in der Tat, dass die Einheit Gottes sich im Geheimnis der drei göttlichen Personen ausdrückt. Anderseits darf man nicht vergessen, dass der für das Christentum typische trinitarische Monotheismus ein Geheimnis bleibt, das der menschlichen Vernunft nicht zugänglich ist, die allerdings gerufen ist, die Offenbarung des innersten Wesens Gottes anzunehmen.
    4. Ein besonderes Zeichen der Hoffnung ist der interreligiöse Dialog, der zu einer tieferen Kenntnis und Wertschätzung des anderen führt. Beide Traditionen, die christliche wie die muslimische, haben eine lange Geschichte des Studiums, der philosophischen und theologischen Reflexion, der Kunst, Literatur und Wissenschaft, welche ihre Spuren in den Kulturen des Westens und des Ostens hinterlassen hat. Die Anbetung des einzigen Gottes, Schöpfers aller Menschen, ermutigt uns, in Zukunft unsere gegenseitige Kenntnis zu vertiefen.
    In der heutigen Welt, die tragisch gekennzeichnet ist von der Vergessenheit auf Gott, sind Christen und Muslime aufgerufen,
die Menschenwürde, die sittlichen Werte und die Freiheit stets im Geist der Liebe zu verteidigen und zu fördern. Der gemeinsame Pilgerweg zur Ewigkeit hin soll seinen Ausdruck in Gebet, Fasten und Werken der Liebe, aber auch in solidarischem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, für menschliche Entwicklung und Schutz der Umwelt finden. Wenn wir miteinander den Weg der Versöhnung gehen und in demütiger Ergebenheit in den Willen Gottes auf jede Form von Gewalt als Mittel zur Lösung von Meinungsverschiedenheiten verzichten, werden die beiden Religionen ein Zeichen der Hoffnung setzen können und die Weisheit und Barmherzigkeit des einzigen Gottes, der die Menschheitsfamilie geschaffen hat und lenkt, in der Welt zum Leuchten bringen.«

Kapitel 17
    Johannes Paul II. in der »Geografie der Heilsgeschichte« Gottes
    Es war der innige, »lang gehegte Wunsch« Johannes Pauls II., im besonderen Jahr 2000 nach der Geburt des Jesus Christus »heiliges Land« zu besuchen. Oder, wie er am 24. Februar 2000 am Beginn seiner »Jubiläumspilgerfahrt zum Berg Sinai« in Ägypten sagte, »an jenen Orten zu beten, die in besonderer Weise mit dem Eingreifen Gottes in die Geschichte der Menschheit verbunden sind«. Oder, wie er es vier Wochen später, am 23. März 2000, in Jerusalem beim Treffen mit Juden, Christen und Muslimen beschrieb, »eine Reise durch die Geografie der Heilsgeschichte zu unternehmen«. Da wäre er zuerst gern nach Ur in Chaldäa gezogen, in die Heimat Abrahams, des Glaubensvaters von Juden, Christen und Muslimen, im Zweistromland Mesopotamien, dem Irak. Aber die politischen und militärischen Umstände mit dem Diktator Saddam Hussein und die Gefahrenlage mit den Vereinigten Staaten von Amerika ließen es nicht zu.
    Ob der Papst je daran gedacht hat, unter das lokalisierbare Eingreifen Gottes in die Menschengeschichte auch die Ursprungsorte des Islam, Mekka und Medina, zu zählen, ist bei aller Dialogbereitschaft unwahrscheinlich. Die Christenheit glaubt an das Eingreifen Gottes im »Alten Bund« mit den Juden, dargelegt in der Bibel, im »Alten Testament«, und seine Offenbarung im »Neuen Bund« durch Jesus Christus, im »Neuen Testament« der Bibel. Damit ist Schluss für Christen. Im Gegensatz zu den Muslimen, für die es mit dem Propheten Mohammed im 7. Jahrhundert (unserer Zeitrechnung) erst richtig
beginnt und definitiv endet. Dennoch sollte sich der Bogen der Reise Johannes Pauls II. bis zum Besuch einer Moschee spannen, des ersten eines Papstes überhaupt, der Omaijaden-Moschee in Damaskus, am 6. Mai 2001.
    In Ägypten wollte Johannes Paul II. im Katharinenkloster am Fuß des Berges Sinai der Verkündigung der Zehn Gebote Gottes gedenken, zuerst an und dann durch Moses an das jüdische Volk. Das sollte kein Grund zur Zwietracht zwischen den Religionen sein. Hätte es aber angesichts der Spannungen im Nahen Osten werden können. Deshalb kritisierte der Papst in Kairo sogleich jede religiöse Feindschaft: »Böses zu tun, Gewalt und Feindschaft zu fördern im Namen der Religion ist ein schrecklicher Widerspruch und eine große Beleidigung Gottes. Leider bietet die vergangene und gegenwärtige Geschichte viele Beispiele für den Missbrauch der Religion. Wir müssen alle dafür arbeiten, unser Engagement für den Dialog zwischen den Religionen zu verstärken, als großes Zeichen

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