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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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Religion sehe und nicht mit dem Islamismus gleichsetze, der eine »politische Ideologie« sei.

Klarstellungen genügen nicht
    Der Sprecher des Vatikans, Federico Lombardi, Priester des Jesuitenordens und als langjähriger Chef von Radio Vatikan ein Medienexperte, doch erst zwei Monate im Amt, stellte schnell klar (14. September), es sei »nicht die Absicht des Heiligen Vaters gewesen, weit entfernt, die Sensibilität gläubiger Muslime
zu verletzen«. Aber die Wogen ließen sich damit nicht mehr glätten. Die zuerst hier und da aufflackernde Empörung wurde immer mehr zum Flächenbrand.
    Am Samstag (16. September) legte der gerade erst, am Vortag, ernannte neue Kardinalstaatssekretär Bertone nach, erklärte höchstoffiziell das »Bedauern« des Papstes und präzisierte in fünf Punkten:
    - »Die Haltung des Papstes zum Islam ist unmissverständlich in der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils dargelegt: ›Die Kirche betrachtet die Muslime mit Achtung‹« - auch wegen einiger gemeinsamer Glaubenssätze, so über den einen Gott, Abraham oder die Jungfrau Maria, und gemeinsamer religiöser Praktiken wie Gebet, Almosengeben und Fasten.
    - »Die Option des Papstes für einen Dialog der Religionen und Kulturen ist ebenso unmissverständlich.« Erst bei einem Treffen mit Muslimen im August 2005 in Köln habe er sich lebhaft für einen Dialog zwischen Christen und Muslimen ausgesprochen.
    - Was das Urteil des Kaisers Manuel in dem Zitat angehe, so »hat der Papst nie beabsichtigt und beabsichtigt es absolut nicht, es sich zu eigen zu machen«. Es habe ihm vielmehr als Ausgangspunkt dafür gedient, »einige Betrachtungen über das Thema des Verhältnisses zwischen Religion und Gewalt im Allgemeinen anzustellen und mit einer klaren und radikalen Absage an jede religiös motivierte Gewalt, von welcher Seite auch immer, zu schließen«.
    - »Dennoch bedauert der Heilige Vater tief, dass einige Stellen seiner Rede für sensible gläubige Muslime beleidigend haben klingen und in einer Weise, die seinen Absichten gänzlich nicht entsprach, haben interpretiert werden können. Im Gegenteil, der Papst hat angesichts des religiösen Eifers der gläubigen Muslime die westliche Kultur ermahnt, die Geringschätzung Gottes und den Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht, zu vermeiden.«
    - »Der Papst bekräftigt Respekt und Wertschätzung für jene, die den Islam bekennen, und bittet, dass seine Worte im rechten
Sinn verstanden werden, damit bald dieser nicht leichte Moment überwunden und das Zeugnis für den einen Gott bestärkt werde.«
    Doch das genügte nicht.

Die Kniefälle des Papstes
    Am Sonntagmittag (17. September) beim traditionellen Angelus-Gebet im Innenhof der päpstlichen Sommerresidenz von Castel Gandolfo bei Rom äußerte Benedikt sein »lebhaftes Bedauern«. Da hatten sich trotz des strömenden Regens Hunderte von Gläubigen versammelt, um ihre Solidarität mit ihm zu demonstrieren. Wörtlich sagte der Papst:
    »In diesem Moment möchte ich nur anmerken, dass ich lebhaft betrübt bin über die Reaktionen, die ein kurzer Passus meiner Rede in der Universität Regensburg hervorgerufen hat, der von sensiblen gläubigen Muslimen als verletzend empfunden wurde, während es sich um die Zitierung eines mittelalterlichen Textes handelte, der in keiner Weise mein persönliches Denken ausdrückt. Ich hoffe«, so schloss der Papst, »dass dies dazu dient, die Seelen zu beruhigen und den wirklichen Sinn meiner Rede zu klären, der in seiner Ganzheit eine Einladung zu einem offenen und ehrlichen Dialog in gegenseitiger Achtung war und ist.«
    Nach diesen Worten ließ in Castel Gandolfo auch der - von Benedikt nach den sonnigen Tagen in Bayern mehrfach verwundert angesprochene - prasselnde Regen nach, und die Gläubigen konnten ihre Schirme einklappen, um den weiteren religiösen Betrachtungen des Papstes zu lauschen. Im übertragenen Sinne jedoch - gegen das stürmische Tief aus der muslimischen Welt - konnte von einer Wetterbesserung keine Rede sein. Der Papst fragte nun nicht mehr wie Jesus bei der Geißelung: »Habe ich übel geredet, so beweise, dass es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?« Vielmehr suchte er selbst seine Unschuld herauszustellen.

    Zuerst mit einer diplomatischen Offensive bei den Regierungen aller muslimischen Staaten. Dabei gehe es, wie Kardinalstaatssekretär Bertone in einem Gespräch mit der italienischen Zeitung »Corriere della Sera« am

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