Zwischen Sehnsucht und Verlangen
und zugleich erregte, war wie ein Geschenk des Himmels. Sie spürte das Wunder in jedem Nerv, in jeder Pore, in jedem Herzschlag.
Es gab keine Hast, keine Eile, kein Ungestüm, kein verzweifeltes, verrücktes Verlangen. Sie hatten alle Zeit der Welt. Plötzlich war sie hellwach, nahm mit äußerster Klarheit die Dinge um sich herum wahr – die Muster von Licht und Schatten auf dem Parkett, das leise Zischen der Flammen, den betörenden Duft der Rosen, die in der Vase auf dem Tisch standen, und den noch tausendmal betörenderen des Mannes, der unter ihr lag.
Während ihre Lippen über seine Brust wanderten, vernahm sie seinen Herzschlag, der schneller und härter wurde, als sie den Mund öffnete und mit der Zunge den Vorhof seiner Brustspitze umkreiste. Mit einem tiefen Seufzer, der ihr in der Kehle stecken blieb, schlang sie die Beine um seine Hüften, als er sich unter ihr erhob und sie auf den Rücken rollte.
Die Zeit zog sich dahin, dehnte sich ins Endlose, wurde unwirklich. Die Uhr an der Wand tickte die Sekunden vorbei und die Minuten. Aber das war eine andere Welt. In der Welt, in der sie sich liebten, hatte die Zeit aufgehört zu existieren. In dieser Welt gab es nur ihr beiderseitiges Verlangen, das so langsam und allmählich gestillt werden wollte, als hätte es den Begriff Zeit nie gegeben.
Als er sie schließlich sanft und voller Gefühl zum Höhepunkt führte und noch darüber hinaus, flüsterte sie leise immer wieder seinen Namen, während sie sich ihm instinktiv entgegenhob, sich anspannte und gleich darauf wieder in die Kissen zurücksank mit einem Gefühl, als würde sie zerschmelzen wie Schnee unter der Sonne.
Sie öffnete sich ihm und zog ihn, nachdem er schließlich in sie hinein geglitten war, mit einem heiseren Aufstöhnen ganz eng an sich, so eng, als wolle sie für immer eins mit ihm sein.
Überwältigt von ihr und überwältigt davon, wie unendlich schön Zärtlichkeit sein konnte, barg er sein Gesicht in ihrem Haar und begann sich langsam in ihr zu bewegen.
Als sie am nächsten Morgen erwachten, sprachen sie nicht über die Geschehnisse der vergangenen Nacht. Sie verhielten sich betont sachlich, aber weder ihr noch ihm gelang es, an etwas anderes zu denken. Und das beunruhigte sie beide.
Während die Sonne langsam hinter den Bergen im Osten hervorkroch, stand Rafe vor dem Haus und winkte ihr zu, als sie davonfuhr. Nachdem ihr Wagen hinter der Biegung entschwunden war, legte er sich tief in Gedanken versunken die Hand auf die Brust. Dahin, wo sein Herz schlug.
Dort verspürte er bereits seit dem Aufwachen einen Schmerz, der nicht vorübergehen wollte. Und er wurde das Gefühl nicht los, dass sie der Grund dafür war.
Oh Gott, er vermisste sie bereits jetzt, dabei war sie noch nicht einmal fünf Minuten fort. Er verfluchte sich dafür, um gleich anschließend mit sich selbst zu hadern, dass er nach einer Zigarette gierte wie ein dressierter Hund nach einer Belohnung. Beides ist ja nur Gewohnheit, versuchte er sich einzureden. Wenn ihm der Sinn danach stand, konnte er sich so viele Päckchen Zigaretten kaufen, wie er wollte, und konnte rauchen, bis ihm die Lunge zum Hals heraushing. Genauso, wie er sich auch Regan wiederholen konnte, wenn ihm danach zumute war.
Sex war ein starkes Band. Es war nicht weiter überraschend, dass es ihn so erwischt hatte. Mehr war an der Sache nicht dran. Und sie hatten ja schließlich vorher alles geklärt, was zu klären war. War es denn ein Wunder, dass er nun, nach mehr als dreißig Stunden Sex mit einer großartigen Frau, leicht zittrige Knie hatte? Das würde einem Mann ja wohl noch gestattet sein.
Und mehr wollte er nicht. Ebenso wie sie.
Es war eine unglaubliche Erleichterung und ein Vergnügen, eine Geliebte zu haben, die nicht mehr und nicht weniger wollte als man selbst. Eine Frau, die nicht von einem erwartete, dass man die ewig gleichen Spielchen spielte, und einem keine unsinnigen Versprechen abpresste, die man sowieso nicht einzuhalten gedachte. Eine Frau, die keinen Wert darauf legte, Worte zu hören, die doch immer nur Worte bleiben würden.
Der Schnee begann langsam und still auf ihn niederzurieseln, während er noch immer dastand und seinen Gedanken nachhing. Als er es schließlich bemerkte, schnitt er eine Grimasse und schüttelte über sich selbst den Kopf. Missmutig griff er nach der Schneeschaufel, die an der Hauswand lehnte, und begann den Weg freizuräumen. Er hatte weiß Gott Wichtigeres zu tun, als hier draußen in der
Weitere Kostenlose Bücher