Zwischen Tod und Ewigkeit
durch die gigantischen Termitenbauten, von denen einige bis zu fünfzig Meter hoch sein mochten. Die obersten Stockwerke mußten abgebrochen und in die Tiefe gestürzt sein.
Es gab auch Öffnungen in den unregelmäßig geformten Überresten.
Mark betrachtete die Öffnungen mit besonderem Interesse.
Gerald sagte trocken:
»Ich weiß, was Sie denken, aber davon möchte ich vorerst abraten. Wissen Sie, was in diesen Termitenhügeln haust?«
Mark warf ihm einen fragenden Blick zu, sagte aber nichts.
Einmal sahen sie eine Ameise, die langsam über eine Schutthalde kroch und in einer Bodenspalte verschwand.
»Da haben Sie gleich die Antwort«, knurrte Gerald.
Mit schußbereiten Waffen arbeiteten sie sich mühsam durch das Trümmerfeld der Schlucht, die einmal eine Straße gewesen war. Sie erinnerte an einen Cañon, und die durchlöcherten Hänge, an den Seiten sahen aus wie verfallene Pueblosiedlungen.
»Ob es überall auf der Welt so ist?«
Gerald nickte.
»Ich bin davon überzeugt.«
»Wie wollen wir da finden, was wir eigentlich suchen? Die Karten sind nutzlos geworden, weil sich die Küste verändert hat, also werden wir auch nicht herausfinden, welche Stadt das hier einmal gewesen ist. Kennen Sie Monterey?«
»Genauso gut wie Sie, Mark. Aber nicht nur die Küsten, sondern auch die Städte haben sich in den hundertfünfzig Jahren verändert, in denen wir bis zum Weltuntergang schliefen. Wenn wir nicht selbst einen Hinweis finden, können wir suchen, bis wir schwarz werden.«
»Ob wir nun die Anweisungen oder zumindest Forschungsberichte finden oder nicht, wir hätten diese Stadt in jedem Fall besucht. Wir verlieren nichts.«
»Höchstens Zeit. Außerdem müssen wir an die Schläfer denken.«
Fach Nummer 276 besonders, dachte Mark.
Sie bogen in eine Seitenschlucht ein, die ein wenig schmaler war als die erste. Ein wenig später erreichten sie einen fast runden Platz – wenigstens schien es einst ein Platz gewesen zu sein. In der Mitte lag ein besonders hoher Schutthaufen. Gerald sah sich suchend um.
»Ich weiß nicht ... Monterey ...? Gab es da so einen Platz?«
»Man kann ihn später gebaut haben. Vielleicht hatte das Meer Monterey auch überflutet, und diese Stadt wurde erst danach neu errichtet. Ich fürchte, wir werden es nie erfahren.«
Mitten auf dem Platz, am Fuß der Schutthalde, wurden sie von einem halben Dutzend Ameisen angegriffen.
Gerald rief:
»Nicht schießen, wenn möglich! Die Kannibalen müssen nicht unbedingt gewarnt werden.«
Sie warfen Rucksack und Gewehr ab, ergriffen große Steine und schleuderten sie gegen die Angreifer. Bei Tageslicht wirkten sie weniger gefährlich, da sie doch verhältnismäßig unbeholfen waren und sich nicht so schnell bewegen konnten wie die beiden Männer.
Ehe sie ihre scharfen Beißzangen in das Fleisch ihrer Opfer schlagen konnten, starben sie unter dem Steinhagel. Ohne einen Schuß abfeuern zu müssen, konnten Gerald und Mark den Angriff abwehren. Nur eine Ameise entkam in einer Bodenspalte.
Gerald nahm das Gewehr auf.
»Wissen Sie nun, wer in der Stadt heute wohnt?« fragte er. Mark nickte.
»Termitenbauten – ich sagte es ja schon.«
»Sie haben das Erbe der Menschheit übernommen – wenigstens, was ihre Wohnungen angeht. Aber wenn es so ist, dann muß es Tausende von ihnen hier geben. Wo stecken sie?«
»Nachträuber«, stellte Mark fest.
Plötzlich zog Gerald ihn mit einem Ruck nach unten und warf sich dabei auf den Boden. »Pst!« warnte er.
Mark wußte sofort, was Gerald meinte. Aus einer der Straßenschluchten kamen die fünf Wilden, nur mit Lendenschurz bekleidet und ihre Speere wurfbereit. Die Art, in der sie sich bewegten, verriet eindeutig, daß sie sich auf der Jagd befanden. Und dann wurde auch klar, was sie jagten.
Ameisen!
Sie umstellten eine der zahlreichen Öffnungen und stocherten dann mit ihren Speeren darin herum, bis drei oder vier der wütenden Tiere hervorgekrochen kamen, um die Störenfriede zu vertreiben. Aber sie kamen nicht weit. Pfeile durchbohrten und töteten sie.
Zwei der Wilden sammelten die Beute mit den Bastkörben ein, dann zog der Trupp weiter und verschwand in der nächsten Schlucht.
Gerald richtete sich auf.
»Nun wissen wir wenigstens, was sie in der Stadt suchen. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber ich bin beruhigt.«
»Wieso?«
»Solange sie Ameisen jagen, suchen sie nicht nach anderen Dingen. Es könnte also sein, daß wir unter der Erde noch unberührte Räume vorfinden. Zumindest
Weitere Kostenlose Bücher