Zwischen Tod und Ewigkeit
Sie mich einweisen, kann ich das erledigen«, bot Mark an. Gerald nickte ihm zu.
»Gern, es ist nicht so schwierig. Wir müssen nur die Antennenleitung vom Ausgangspunkt aus verfolgen. Sollte sie unterbrochen sein, legen wir eine neue. Also los, worauf warten wir noch ...?«
Sie arbeiteten den ganzen Nachmittag, dann stand das Gerät empfangsbereit neben dem Energieverteiler. Ein erster Versuch ohne Antenne bewies, daß es funktionierte, wenn aus dem Lautsprecher auch nur statische Geräusche kamen. Das änderte sich nur ein wenig, als die Antenne angeschlossen wurde. Immerhin zog Gerald aus dieser Veränderung den Schluß, daß die Leitung noch zum Teil existierte, nicht aber mehr die eigentliche Antenne.
»Wir legen eine neue«, sagte Gerald.
Mark arbeitete den Rest des Tages, und erst als die Sonne unterging, hatte er die Antenne auf dem Gipfel der Pyramide aufgestellt und die Leitung verlegt. Sie führte durch den Gang und verlief dann neben dem Stromkabel für die Tür durch das Loch in der Wand.
Gerald schaltete das Gerät ein. Er nickte Mark zu.
»Es kann lange dauern, bis ich sämtliche Frequenzen und Längen durchgetastet habe. Sie werden Hunger haben. Warten Sie bitte nicht auf mich.«
»Viel Glück«, wünschte Mark. Er verspürte in der Tat nach der Arbeit in der frischen Luft einen mächtigen Appetit. Er wusch sich, nahm ein Buch aus der Bibliothek und ging ins »Restaurant«.
Kaum hatte er sich das Menü zusammengestellt, da stürzte Gerald in den Raum.
»Funkzeichen, Mark! Ich habe Funkzeichen aufgefangen!«
Mark blieb sitzen.
»Ich werde trotzdem erst zu Ende essen«, sagte er ruhig. Die unregelmäßigen Signale wurden auf dem UKW-Band ausgestrahlt und ergaben nicht viel Sinn. Immerhin konnte Gerald feststellen, daß sie nicht durch puren Zufall entstanden. Trotz der vielen Störungen erkannte er den Kennsey-Kode, eine Ende des zwanzigsten Jahrhunderts international eingeführte Verbesserung des alten Morse-Alphabets. Der aufgefangene Text bestand ausnahmslos aus Zahlen.
»Hm, seltsam, Mark. Nur Zahlen, und das auf UKW! Der Sender muß demnach in Sichtweite stehen, oder es gibt eine Relaisstation. Die Ultrakurzwelle macht die Erdkrümmung nicht mit.« Er schüttelte den Kopf. »Sie wird auch nicht von der Heavisideschicht reflektiert, falls es die überhaupt noch gibt. Aber das kann ich nur dann feststellen, wenn ich das Kurzwellenband überprüfe.«
»In Sichtweite?«
»Ja, aber auch der Mond ist für uns sichtbar. Der Sender kann also auch auf dem Mond stehen. Oder ein Satellit, der noch immer die Erde umläuft.«
»Und wie sollen wir das herausfinden?«
»Einen Mondsender können wir nur dann empfangen, solange er sich über dem Horizont befindet. Geht der Mond unter, so muß auch der Sender für uns verstummen. Können wir die Signale hingegen pausenlos hören, ist die Station in direkter Sichtweite oder in einem Satelliten, der die Erdrotation mitmacht und somit scheinbar stationär am Himmel steht. Keine Sorge, das finden wir leicht heraus.«
Eine Zeitlang noch machte er sich Notizen, schrieb die Zahlen auf, notierte sich die Wellenlänge, dann suchte er weiter.
Mark sah ihm eine Weile zu, dann ging er in sein Zimmer.
Gerald würde ihn schon wecken, wenn etwas geschah.
Gerald weckte ihn nicht.
Am anderen Morgen – die zusammengebastelte Uhr zeigte die neunte Stunde an – betrat Mark den »Schlafsaal«. Der Funkempfänger war ausgeschaltet und Gerald nicht da. Wahrscheinlich hatte er bis spät in die Nacht hinein gearbeitet und schlief nun. Auf dem Tisch lagen Notizen mit Zahlen, Wellenangaben und ungefähren Uhrzeiten. Ein Buch über Astronomie verriet, womit sich der Physiker beschäftigt hatte, bevor er ...
Bevor er ... was?
Mark lief schnell zurück zu den Wohnräumen, aber er fand Gerald nicht in seinem Zimmer. Nichts deutete darauf hin, daß er in dieser Nacht überhaupt im Bett gewesen war. Sein Revolver lag wie üblich auf dem kleinen Tisch zwischen den Betten.
Eine plötzliche Ahnung ließ Mark in den großen Saal zurückkehren, eine Ahnung, die sich sofort bestätigte, als er den Stromverteiler untersuchte.
Die Tür zur Oberfläche stand nicht mehr unter Strom.
Ein heißer Schreck durchfuhr ihn, als er daran dachte, daß Gerald vielleicht etwas zugestoßen war, als er nach oben ging, um seine astronomischen Beobachtungen anzustellen. Denn einen anderen Grund konnte es für den nächtlichen Ausflug und sein Ausbleiben kaum geben.
Mark holte seine Pistole
Weitere Kostenlose Bücher