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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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Tisch setzt. » Das finde ich auch!« Sie nickt bekräftigend und verschränkt die Arme vor der Brust.
    » Andererseits«, fährt Dad ruhig fort, » ist es wirklich eine tolle Chance und…«, Mom will zu einer Erwiderung ansetzen, aber Dad bedeutet ihr mit einer Handbewegung, ihn erst aussprechen zu lassen, » …und sie wollte immer schon die Welt sehen und reisen«, sagt er an sie gewandt. » Schon als kleines Mädchen hat sie von nichts anderem geredet. So ein Schüleraustausch ist die ideale Gelegenheit dafür. Du weißt, das wir niemals die finanziellen Mittel hätten, ihr so einen Aufenthalt zu ermöglichen.«
    Ich lächle ihn dankbar an, während Mom stirnrunzelnd einen Schluck von ihrem Leitungswasser trinkt.
    » Willst du damit etwa sagen, du ziehst ernsthaft in Erwägung, dass wir unsere sechzehnjährige Tochter für zweieinhalb Monate in einem fremden Land bei wildfremden Leuten leben lassen sollen, deren Sprache wir nicht sprechen?«, fragt sie ungehalten.
    » Señor Argotta hat gesagt, dass es keine bessere Methode gibt, um eine andere Sprache wirklich zu lernen. Natürlich werde ich nach den zwei Monaten nicht fließend Spanisch sprechen, aber ich mache bestimmt große Fortschritte.«
    » Also, ich weiß nicht.« Mom sieht von mir zu Dad, Dad sieht zwischen ihr und mir hin und her und keiner sagt etwas.
    » Es ist eine große Auszeichnung, für dieses Austauschprogramm vorgeschlagen zu werden.« Sie muss ja nicht wissen, dass es keine anderen Interessenten gab. Ein bisschen wundere ich mich selbst darüber, wie leidenschaftlich ich jetzt auf einmal dafür kämpfe, nach Mexiko zu dürfen, nachdem ich den Ordner mit den Bewerbungsunterlagen wochenlang nicht angeschaut habe. Aber damals war Bennett noch hier und ich brauchte keine Erlaubnis von meinen Eltern, um in ferne Länder zu reisen und Abenteuer zu erleben.
    » Bitte, Mom.« Ich sehe sie flehend an. » Lass mich diese Chance nutzen.«
    Sie starrt seufzend auf ihr Wasserglas, schiebt es nachdenklich auf der Tischplatte hin und her, antwortet aber nicht.
    ***
    » Lässt du mich hier raus?«, frage ich, obwohl wir noch zwei Blocks von der Buchhandlung entfernt sind.
    » Hier? Warum hier?« Emma fährt an den Straßenrand.
    Ich zeige auf die hellblaue Markise des Reisebüros Going Going Gone. » Deswegen.«
    » Oh. Verstehe.« Sie klingt traurig. » Warte. Ich parke schnell und komme mit rein.«
    Mein erster Impuls ist, ihr zu sagen, dass das nicht nötig ist, aber dann überlege ich es mir doch anders. Vielleicht fällt es ihr leichter, zu akzeptieren, dass ich tatsächlich nach Mexiko fliege, wenn sie mit eigenen Augen sieht, wie ich das Ticket kaufe. Ich habe nämlich das Gefühl, dass sie sich noch nicht wirklich mit dem Gedanken angefreundet hat, dass dies der erste Sommer seit drei Jahren sein wird, den wir nicht zusammen verbringen.
    Als wir die Glastür öffnen, begrüßt uns das gleiche melodische Glockenspiel, das wir auch in der Buchhandlung haben, und auf einmal erfüllt mich sein Klang wieder mit Zuversicht und Hoffnung. Eine kleine, rundliche Frau mit dicker Brille kommt aus einem Hinterzimmer, begrüßt uns und bittet uns, Platz zu nehmen. Sie selbst setzt sich uns gegenüber an einen Schreibtisch, auf dem ein riesiger Computermonitor steht, hinter dem sie fast vollständig verschwindet.
    » Was kann ich für Sie tun?«, fragt sie und faltet lächelnd die Hände.
    » Ich würde gern einen Flug nach La Paz in Mexiko buchen, hin und zurück, bitte– und zwar mit einer ganz bestimmten Fluglinie. Moment.« Ich greife in meinen Rucksack, ziehe das mittlerweile ziemlich zerknitterte Exemplar des Lonely Planet: Mexiko heraus, blättere zu der Seite über La Paz, die ich mit einem Eselsohr markiert habe, und nehme den Gutschein heraus. » Hier, der wurde in ihrem Reisebüro ausgestellt.« Ich schiebe ihn ihr über den Tisch zu und muss daran denken, wie ich Señor Argotta heute Morgen erst das von meinen Eltern unterschriebene Bewerbungsformular für den Schüleraustausch aufs Pult gelegt habe. Verrückt, wie schnell auf einmal alles geht.
    Die Frau greift nach dem Gutschein, liest ihn sich kurz durch und legt ihn dann neben ihre Tastatur. » In Ordnung. Wann möchten Sie denn fliegen?«
    » Am 20. Juni. Das ist ein Dienstag.«
    Die Finger der Frau fliegen über die Tasten, zwischendurch hält sie immer wieder inne, um irgendwelche Ziffern mit denen des Gutscheins abzugleichen.
    » Darf ich mal?«, fragt Emma leise, greift nach der Ausgabe des

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