Zwischen uns (German Edition)
ausgedrückt, ich wollte rein, rauf, runter, mich anziehen und raus.
Selbst damals war ich mir ziemlich sicher, dass der Rest meiner Klassenkameraden nicht so tickte. Ihnen war es wichtig, dass man sie als Pärchen zusammen sah - mit all diesen notwendigen Requisiten des Miteinander-Gehens wie Freundschaftsringe und Knutschflecke. Dinge, die deutlich machten, dass sie zu jemandem gehörten. Der Gedanke, zu jemandem zu gehören, war mir nicht nur fremd, ich fand ihn auch ein bisschen abstoßend. Als ich mir vorstellte, dass ich mir einen der Murphy-Brüder aussuchen sollte, um mit ihm vor allen herumzustolzieren, nur um das hier, was wir heimlich in ihrem Keller taten, zu legitimieren … Unwillkürlich verzog ich mein Gesicht, als hätte ich etwas Verfaultes angefasst.
Was für ein Gespräch die beiden Brüder auch vorgehabt hatten, mit mir zu führen - und ich war mir sicher, dass sie sich ausführlich darauf vorbereitet hatten -, ich würde es sie schon wieder vergessen lassen. Vor allem, als ich eine Faust um Chances Schwanz schloss, während ich seinem Bruder einen blies und er mit einem rauen Aufschrei in meinen Mund kam, einem Schrei, der mich zum Grinsen brachte, weil er ein bisschen … nun ja, wie mein Name klang.
„Wenn du dich für einen von uns entscheiden müsstest“, sagte Chance, nachdem ich in dem kleinen Badezimmer gewesen war und mir das Gesicht gewaschen hatte, den Mund ausgespült, die Haare gebürstet und den Slip wieder angezogen hatte, „Wen würdest du nehmen?“
Chase war schon nach oben gegangen. Es war Chance, der immer auf mich wartete und mich zu meinem Auto brachte, dieser Schrottkarre, die ich noch heute, neun Jahre später, fahre. Es war Chance, der seine Hand auf die Fahrertür legte, sodass ich sie nicht öffnen konnte, der mich mit ernstem Blick ansah. Es war Chance, der es unbedingt wissen wollte.
„Ich kann mich nicht entscheiden“, sagte ich ihm, obwohl ich wusste, dass das gelogen war. „Ich bin in euch beide verknallt.“
„Ja, aber …“
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen, und dachte - sicher im Gegensatz zu ihm - dass meine Zunge noch nach seinem Bruder schmeckte. „Nicht diese Freund-Freundin-Sache, ja? Es ist alles gut so. Okay?“
Er nickte. Was sollte er auch sonst tun? Er bekam regelmäßig und zuverlässig ziemlich abgefahrenen Sex geboten. Sollte er das ablehnen, nur damit wir Händchenhalten und gemeinsam zu Football-Spielen gehen konnten? Später vielleicht zum Abschlussball und zu Klassentreffen?
„Das ist nichts für mich“, sagte ich zu ihm, und meinte es auch so.
Er nahm seine Hand nicht von der Tür, obwohl ich sie irritiert anstarrte. „Warum nicht?“
Ich hatte darauf keine Antwort. Ich konnte diesem netten Jungen, dessen Mutter immer noch zu sehr an ihm klebte, nicht erklären, warum ich nicht wollte, was alle Mädchen wollten, die ich kannte. Also antwortete ich einfach nicht. Ich küsste ihn nochmal, und als ich mich von ihm losmachen wollte, legte er seine Hände um meine Hüften und zog mich dichter zu sich heran.
Später würde ich diesem Jungen das Herz brechen und mir keinen Kopf darum machen, weil mein eigenes Herz schon in Stücke gerissen war. Aber das wussten wir damals noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt küssten wir uns einfach, während die Herbstluft um uns herum immer kälter wurde.
Ich dachte an die beiden, als ich auf den Parkplatz von Autohandel Capriotti fuhr und eine Lücke für meinen Wagen suchte. Ich dachte noch daran, als ich ausstieg. Ich sah mich nach Cap um, stieß aber stattdessen auf Vic.
„Hallo. Was machst du denn noch hier? Wo ist Cap?“
Vic sah wieder einmal müde aus. Die Werkstatt schloss um sieben, aber die Autohandlung hatte bis neun offen. Von Dennis, dem Verkäufer in der Spätschicht, war nichts zu sehen.
Vic zuckte die Schultern und gähnte. „Ich musste ihn losschicken, ein paar Teile zu besorgen, die nicht rechtzeitig geliefert wurden.“
„Und Dennis?“
„Ist nach Hause gegangen. Krank. Hat die ganze Herrentoilette vollgekotzt.“
Ich verzog das Gesicht. „Igitt.“
Vic grinste. „Ja, das kommt davon, wenn du das Mittagessen von jemand anderem isst und vorher nicht guckst, wie lange es schon im Kühlschrank stand. Vielleicht lernt er ja daraus.“
„Trotzdem eklig.“ Ich warf ihm meine Schlüssel zu. „Wieder dieses Klappern, vorne links.“
Vic nickte und steckte die Schlüssel ein. „Vor morgen schaff ich es aber nicht. Weißt du schon, wie du nach
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