Zwischen uns (German Edition)
der Übelkeit ablenkte. Auch wenn meine Gefühle für Vic immer schon kompliziert waren und es auch immer bleiben würden, so stand meine Liebe zu Elaine außer Frage. Sie war die ältere Schwester, die ich nie gehabt hatte - die Art Frau, die ich nie sein würde.
„Hast du deine Liste neben das Telefon gelegt?“, fragte sie und nahm noch einen Schluck Ginger Ale, noch einen Happen Toast. Die erste Scheibe war fast weg, und sie sah etwas besser aus. „Ich gehe später noch einkaufen.“
„Das kann ich machen, wenn du willst. Vor der Arbeit.“
„Würdest du das machen?“ Sie sah erleichtert aus. „Ich hasse es, die Kinder mitzuschleifen.“
„Weiß ich doch.“ Sie brachte immer irgendwelche Cornflakes und Süßkram mit, wenn sie Max und Simone dabei hatte. Und auch wenn ich selbst ein Fan von Marshmallow Mateys war, fand ich es doch wesentlich besser, wenn mein finanzieller Beitrag zur Haushaltskasse sich in Nahrungsmitteln niederschlug, die nicht zu den Speckringen beitrugen, die ich so hart loszuwerden versuchte. „Ich gehe. Kein Problem.“
Zu meiner Überraschung griff Elaine nach meiner Hand. „Ich bin so froh, dass du da bist, Tesla. Das weißt du, oder?“
Die meisten Frauen würden ihr Zuhause nicht irgendeinem Mädchen öffnen, das ihr Ehemann mal auf einer schmierigen Couch mit dem Finger gefickt hat, und erst recht würden sie mich nicht so gut behandeln, wie Elaine es immer getan hat. Ohne Vic und Elaine wäre ich vielleicht in der Gosse gelandet. Nein, nicht vielleicht. Definitiv.
Trotzdem wischte ich das Kompliment beiseite, denn ich sah Tränen in ihren Augen. Eliane war super emotional, erst recht im schwangeren Zustand. Ich wollte den Tag nicht mit Tränen beginnen. Dafür fühlte ich mich selbst ein bisschen zu fragil.
„Ich bin ja auch euer Sklave“, erwiderte ich. „Euer Babysitter im Haus. Und Klo-Schrubber. Klar liebst du das.“
Sie drückte meine Hand, weil sie mich zu gut kannte, um beleidigt zu sein. „Tja. Wir lieben dich wirklich, Tesla Martin. Vergiss das nicht.“
Ich konnte das nicht vergessen und hätte es auch nicht gewollt. Ich befreite meine Hand aus ihrem Griff und streckte sie nach ihrem Teller aus. „Fertig?“
Sie seufzte schwer und nickte. „Kannst du für mich nach den Kindern sehen? Ich werde dann mal aufstehen und duschen gehen.“
„Kein Problem.“
Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass die Biester nicht allzu viel zerstört hatten, stellte ich fest, dass währenddessen eine SMS auf meinem Handy eingegangen war. Sie bestand nur aus drei Wörtern: Ruf mich an .
Ich wählte die Nummer und schob gleichzeitig dreckige Wäsche zu einem Haufen zusammen. „Cap. Was ist?“
„Ist Vic schon los?“
„Ja, ungefähr vor einer halben Stunde. Warum?“
„Hier ist eine Dame, die sagt, sie hätte um sieben einen Termin gehabt, aber …“ Mein Bruder stockte. „Vergiss es, Vic kommt grade. Sie wird ihm gehörig eins überbraten.“
„Damit kommt Vic schon klar. Hey, was meinst du, kannst du dir den Contour diese Woche mal ansehen? Er macht immer noch so ein seltsames Geräusch.“
„Welches denn?“
Mein Wagen - ein von Träumen zusammengehaltener Trümmerhaufen, wie unser Dad sagen würde - war so alt, dass er immer irgendwelche merkwürdigen Geräusche machte. Aber dieses klang wirklich seltsam. Ich ahmte es nach. „Ungefähr so: wha-h-hm wham-m-m. Wie die Tardis. - Ach leck mich doch.“
Mein Bruder hatte angefangen zu lachen. „Wie klingt das nochmal?“
„Du hast schon richtig gehört.“ Ich musste auch lachen. Ich liebte und hasste das, wie er mich immer zum Lachen brachte. „Kannst du das machen? Ich hab vergessen, Vic zu fragen.“
„Na klar. Bring ihn vorbei, wann‘s dir passt.“
„Ja, mach ich. Aber ich hab nicht die Zeit, um dann den ganzen Tag drauf zu warten.“
„Mensch, Tesla, du nervst vielleicht.“
„Wenn ich ihn dalassen muss, brauch ich was anderes zum Fahren.“
Cap machte ein ersticktes Geräusch. „Natürlich.“
Ich grinste. „Also?“
„Du kannst meinen Wagen nehmen. Wenn‘s unbedingt sein muss“, fügte er rasch hinzu. „Was nicht der Fall ist, schätze ich.“
Cap besaß einen tollen Schlitten, einen restaurierten 1978er Mustang, der aufheulte, wenn man aufs Gas trat. Cap hatte mehr Zeit und Geld in den Wagen investiert, als er je für eine Frau übrig gehabt hatte - was vielleicht einer der Gründe war, warum er alleine lebte. Oder es lag daran, dass er in seine Mitbewohnerin verliebt
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