Zwischen uns (German Edition)
Hause kommst?“
„Cap hat gesagt, ich kann seinen Wagen benutzen. Lyndsay nimmt ihn mit, oder er geht zu Fuß.“
„Cap lässt dich seinen Wagen fahren?“
Ich gab ein fieses Lachen von mir. „Hahaha! Na logisch! Er liebt mich.“
Vic schnaubte. „Er ist leicht zu manipulieren.“
„Das denkst du also von mir?“, erwiderte ich stirnrunzelnd. Mein Tonfall war ein bisschen zickig. Man könnte sogar sagen, spitz. „Wie nett.“
Vic sah mich überrascht an, bevor auch er die Stirn runzelte. „Häh?“
„Vergiss es.“ Der Traum hatte mich durcheinandergebracht. Es war nicht Vics Schuld, auch wenn er mit seinem unerwarteten Besuch in meinem Zimmer der Auslöser gewesen war. „Hör mal. Was ist eigentlich mit dir los?“
„Was? Mit mir? Nichts. Warum?“ Er wirkte ehrlich verwirrt.
„Du schläfst nicht“, erwiderte ich und fügte hinzu, bevor er mich unterbrechen konnte: „Und ja, ich weiß, ich bin nicht deine Mutter. Oder deine Frau. Das ist nichts Neues. Aber deine Mutter lebt nicht mit dir zusammen, und Elaine ist so erschöpft, dass sie überhaupt nicht mitbekommt, ob du nachts neben ihr im Bett liegst oder nicht. Deshalb bin ich die Einzige, die weiß, dass du die ganze Nacht auf bist.“
„Nicht die ganze Nacht.“
„Ich hör dich auf und ab gehen. Ich hör den Boden knarren.“ Ich überlegte kurz, ob ich seinen Besuch in meinem Zimmer erwähnen sollte. „Also, was ist los?“
„Schlaflosigkeit.“
„Uh-huh.“ Ich musterte ihn scharf. „Das klingt nicht nach dir.“
Bevor er sich verteidigen oder zustimmen konnte, kam mein Bruder ins Büro und brachte einen Schwall kalte Luft und den schwachen Geruch nach Öl und Benzin mit sich. Als er uns sah, blieb er stehen. Dann seufzte er.
„Mist. Er hat dir die Schlüssel schon gegeben, oder?“
Ich warf Vic noch einen Blick zu, aber die Chance war schon vorbei. „Ja. Und du kriegst ihn auch nicht mehr zurück.“
„Kannst du nicht kurz warten, während ich mir deinen Wagen ansehe?“, fragte Cap.
„Jetzt, wo Dennis nicht da ist, könnte ich gut Hilfe gebrauchen“, mischte sich Vic ein.
Er konnte natürlich nicht wissen, was ich geträumt hatte. Oder wie ich mich seitdem fühlte.
„Nee. Ich muss vor der Arbeit noch ein paar Sachen erledigen. Ich habe Elaine versprochen, dass ich für sie einkaufen gehe. Anscheinend haben wir kaum noch was im Haus.“
„Kannst du mir auch was mitbringen?“, fragte Cap.
Ich hob eine Augenbraue. „Was denn?“
„Butterkekse. Kaffeesahne.“
Meine andere Augenbraue ging hoch. „Wirklich? Wofür denn das, Captain?“
Mein Bruder zuckte zusammen, als er seinen vollen Namen hörte. „Lyndsay tunkt sie gern in ihren Kaffee, und ich knabber gern ab und zu einen.“
Ich lachte. „Du willst, dass ich was mitbringe für deine …“
„Halt bloß den Mund“, warnte Cap mich grimmig, damit ich nicht weiterredete. „Sie ist meine Mitbewohnerin, sonst nichts.“
Ich war mir ziemlich sicher, dass, entgegen ihrem Verhalten gegenüber der Außenwelt, Cap und Lyndsay wie zwei Kaninchen miteinander vögelten. Nein, nicht wie Kaninchen. Wie Ninjas, ganz geheim und nur im Dunkeln. Ich hörte auf zu lachen.
„Na klar. Ich bring es nachher vorbei. Da Dennis nicht hier ist, sollte es im Kühlschrank sicher sein. Hey, Cap … Sag mal, hast du Lust, diesen neuen Zombie-Film zu sehen, irgendwann nächste Woche. The Risen oder wie der heißt?“
„Wieso wird er gefragt und ich nicht?“, warf Vic ein, der nur halb zuhörte, weil er grade eine SMS schrieb.
„Weil er Single ist und du ein alter verheirateter Kerl mit einer schwangeren Frau.“ Ich wandte mich wieder meinem Bruder zu, „Hast du Lust?“
„Ja, klar.“ Cap zuckte seine breiten Schultern.
Ich zögerte kurz, um abzuwägen, wie tief ich das Messer in die Wunde stoßen sollte. „Musst du nicht erst Lyndsay fragen?“
Zu tief. Cap machte ein finsteres Gesicht. Ich wählte den Rückzug, hob die Hände, bereit, mich mit Gesten und Worten zu entschuldigen - aber nicht aus tiefstem Herzen. Er musste sich dem irgendwann stellen. Dass er wie verrückt in seine Mitbewohnerin verknallt war und sie auch ganz scharf auf ihn war, selbst wenn keiner von ihnen es zugeben würde.
„Ich hol dich dann also ab.“
„Mit meinem Wagen“, erwiderte Cap und seufzte so resigniert, dass Vic lachen musste.
„Es sei denn, du reparierst meinen vorher noch.“ Es gelang mir, meinen Bruder ein bisschen zu knuffen, obwohl er das problemlos hätte abwehren
Weitere Kostenlose Bücher