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Zwischen uns (German Edition)

Zwischen uns (German Edition)

Titel: Zwischen uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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den Witzen des anderen lachen mussten, oder wann sie dem anderen die Sahne oder den Zucker reichen sollten, ohne dass der gefragt hätte. Doch genau wie die Jungs aus meiner Vergangenheit waren sie zwei Individuen, die sich eindeutig voneinander unterschieden.
    Auf dem Parkplatz wartete ich darauf, dass sie mich fragten, ob ich noch mit zu ihnen nach Hause kommen wollte. Ich sah die Frage in Merediths Blick, auch wenn ich Charlie nicht gut genug kannte, um den seinen zu entziffern. Ich legte eine Hand auf den Griff meiner Wagentür und hielt kurz inne, um einem oder beiden die Möglichkeit zu geben, mich einzuladen.
    Ich war mir immer noch nicht sicher, was ich antworten würde.
    „Das war ein schöner Abend, Tesla.“ Charlie kam als Erster auf mich zu.
    Ich reckte ihm das Gesicht entgegen, doch anstatt mich auf die Lippen zu küssen, berührte er nur meine Wange. Mit seiner Hand drückte er kurz meine Hüfte, zog sich dann zurück. Er ging zwei Schritte zurück. Es hätte mir peinlich sein können, dass ich einen leidenschaftlichen Kuss angeboten und stattdessen einen freundschaftlichen bekommen hatte. Doch nichts, was Charlie tat, könnte mich in Verlegenheit bringen. So fühlte es sich zumindest für mich an.
    In diesem Moment wusste ich, dass ich ganz bestimmt Ja sagen würde, wenn der Zeitpunkt gekommen war.

16. KAPITEL
    Um vier Uhr morgens ist es schwer, gutgelaunt zu sein, selbst wenn man ein Morgenmensch ist wie ich. Ich kenne Leute, die sich dann gerade erst ins Bett rollen - mein Bruder, zum Beispiel, könnte durchaus noch unterwegs sein. Ich dagegen musste um fünf im Café sein, damit ich um sechs öffnen konnte. Es konnte Tumulte geben, wenn die Tür um diese Uhrzeit noch verschlossen war.
    Als ich die Treppen hochkam, saß eine dunkle Gestalt am Küchentisch. Ich kreischte erschrocken auf und stolperte rückwärts - hätte ich mich nicht gerade noch am Türrahmen festgehalten, wäre ich die Treppen runtergefallen. Für ein paar schreckliche Sekunden hingen meine Fersen in der Luft. Das war‘s, dachte ich, erstaunlich ruhig. Jetzt geht‘s ab in den Himmel .
    Aber dann gelang es mir, mich aufzurichten und wieder auf die Füße zu kommen.
    „Wie nett“, sagte eine vertraute Stimme.
    „Scheiße nochmal, Vic! Du hast mich zu Tode erschreckt!“ Ich legte eine Hand auf meine Brust, die andere auf einen Stuhlrücken. Für einen Moment glaubte ich wirklich, ich würde ohnmächtig, dann zwang ich mich, ruhig durchzuatmen. Noch wackelig auf den Beinen, ging ich zum Spülbecken, um mir ein Glas Wasser einzugießen.
    Ich wollte ihn nicht fragen, warum er hier im Dunkeln saß. Ich war zu feige, um mit ihm darüber zu reden. Aber das war nicht fair. Vic hatte mir oft genug seine Schulter angeboten. Wenn er jemanden zum Zuhören brauchte, durfte ich die Letzte sein, die ihn im Stich ließ.
    „Entschuldige“, sagte er leise. Er stand auf, ging zum Kühlschrank, nahm eine Dose Bier heraus. Er öffnete sie nicht. Klopfte nur ein paar Mal drauf, bevor er sie zwischen seinen Händen hin und her drehte.
    Meine Augen hatten sich inzwischen soweit an die Dunkelheit gewöhnt, dass ich das erkennen konnte. Ich drehte mich um, lehnte mich gegen die Arbeitsplatte, und trank mein Wasser. Den ganzen Tag lang hatte ich nur Kaffee oder Tee gehabt. Für Bier war es noch zu früh, selbst für mich.
    „Du bist früh auf“, sagte ich. „Oder vielleicht noch spät wach.“
    „Max hatte vor einer halben Stunde einen Albtraum. Bin mit ihm aufgestanden, um Elaine nicht zu wecken. Seitdem hab ich nicht mehr einschlafen können.“
    „Ah.“ Dazu gab es nicht viel zu sagen, aber ich versuchte es. „Warme Milch?“
    Das brachte ihn zum Lachen, was ein gutes Zeichen war. „Äh, nein. Zu eklig.“
    „Ich muss los zur Arbeit. Aber …“ Ich näherte mich ihm, um kurz seine Schulter zu drücken. Einmal war immer mehr als genug bei ihm. „Ist alles in Ordnung? Brauchst du … irgendwas?“
    Er sah mich an. Die abgewaschenen Gläser über der Spüle waren heller geworden. Der Tag begann. Ich konnte schwach die Konturen seiner Augenbrauen sehen, sein Nasenbein und den Schatten seines Mundes. Ich liebte diesen Mann auf eine vertrackte Weise, die keiner von uns beiden verstand und es vermutlich auch nie tun würde. Aber in diesem Moment konnte ich ihm nur einen Handdruck anbieten.
    „Nein. Nein, es geht mir gut. Hey“, sagte Vic bemüht ungezwungen, sodass ich unwillkürlich den Kopf hob und die Schultern erwartungsvoll

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