Zwischen uns (German Edition)
schlimmer.
Meredith stieg als Erste aus, so durchgestylt und schön wie immer. Sie winkte mir zu. Ihr Lächeln war vertraut, beruhigte mich aber nicht gerade. „Tesla! Hallo!“
Charlie sah vollkommen anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte.
Er war natürlich sehr attraktiv. Ich hatte nichts anderes erwartet, bei einer Frau wie Meredith. Doch ich hatte einen athletischen, braungebrannten Mann mit blonden Haaren und blauen Augen erwartet … einen Ken für die Barbie. Charlie allerdings war ein ganz anderer Typ.
Er war knapp einen Meter achtzig, trotzdem noch gute fünfzehn Zentimeter größer als ich und etwas größer als seine Frau. Er hatte dunkles Haar mit silbergrauen Schläfen, an den Ohren und im Nacken war es kurz geschoren. Um seine braunen Augen hatte er ein paar Fältchen. Um den Mund herum auch - eindeutig Lachfältchen. Unter seiner schwarzen Anzugjacke trug er ein blaugrünes Hemd und eine bunt gemusterte Krawatte. Er hatte sich schick gemacht … Für mich?
„Tesla?“ Er kam auf mich zu und nahm meine Hand. Dann legte er noch die andere darüber, umhüllte meine Hände. „Meredith hat mir so viel von dir erzählt. Schön, dich kennenzulernen.“
Für einen langen Augenblick standen wir so da, und all das, was eventuell vor uns lag, war irgendwie zwischen uns spürbar. Wie etwas Festes, das ich anfassen konnte, wenn ich mich doch endlich dazu überwinden würde, meine Hand Charlies Griff zu entziehen. Er grinste, das sah ich, bevor ich bemerkte, dass ich selbst auch lächelte wie ein Idiot.
Er ließ meine Hand nicht abrupt fallen, sondern ganz sanft los, und, ja, ungelogen: Es fühlte sich an, als ob meine Hand mehr zu mir zurück schwebte als fiel. Jeder einzelne Teil meines Körpers fühlte sich in dem Moment an, als wäre er schwerelos. Albern und taumelig. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass seine Frau ihm vielleicht viel von mir erzählt hatte, aber mir so gut wie nichts über ihn.
„Lasst uns reingehen“, schlug Meredith vor.
Wir folgten ihr beide sofort, und ich weiß nicht, wie es Charlie ging, aber ich war froh, dass ich nur hinterhertraben und mir keine Gedanken darüber machen musste, wo ich meine Füße hinsetzte. Sie schnatterte wie immer vor sich hin und hörte selbst dann nicht auf, als Charlie ihr - und mir - die Tür aufhielt. Er führte uns hinein und legte dabei kurz seine Hand ganz leicht auf mein Kreuz. Sie war so schnell wieder weg, dass ich vielleicht geglaubt hätte, es mir nur einzubilden, hätte sich dieser Abend nicht auf ewig und immer in meinem Hirn eingebrannt, mit allen Details.
An unserem Tisch angelangt, rückte Charlie einen Stuhl für mich zurecht.
Nun, gute Manieren waren mir nicht unbekannt. Meine Eltern, so freiheitsliebend sie auch gewesen waren, hatten sehr viel Wert auf „Bitte“ und „Danke“ gelegt. Aber einen Stuhl zurückzuziehen wäre für ihre lässige Haltung ungewöhnlich gewesen. Ich stockte für den Bruchteil einer Sekunde, während Meredith es sich auf ihrem Stuhl bereits bequem machte und Charlie mich neugierig ansah.
„Danke“, sagte ich.
Er lächelte. „Das ist doch selbstverständlich.“
„Ich sterbe vor Hunger.“ Meredith nahm die Karte in die Hand. „Was willst du, Schatz? Worauf hast du Appetit?“
„Ich weiß nicht …“, begann ich.
Und hielt inne, als Charlie sagte: „Ich glaube, ich …“
Es war Meredith, die die Situation mit ihrem Lachen rettete. Mir gefiel die Art, wie Charlie schüchtern den Kopf einzog und sich kurz die Hand vor die Augen hielt, bevor er mich ansah. Er machte mir eine Geste, dass ich als Erste sprechen sollte. Ein wahrer Gentleman.
„Ich bin hier noch nie gewesen. Was könnt ihr empfehlen?“ Ich studierte die Karte, um die aufsteigende Röte auf meinen Wangen zu verbergen.
„Ich mag das T-Bone-Steak“, sagte Charlie. „Oh … es sei denn, du bist Vegetarierin.“
Es rührte mich plötzlich, dass er genauso nervös wirkte, wie ich mich fühlte. „Gott, nein.“
„Oh, unsere Tesla mag Fleisch.“ Meredith zwinkerte mir zu und ließ meine Wangen noch mehr brennen. „Nicht wahr?“
Zu diesem Zeitpunkt war der Kellner gekommen, um uns zu fragen, was wir trinken wollten. Meredith bat Charlie, einen Wein auszusuchen, und gemeinsam debattierten sie, welche Flasche sie nehmen sollten, während ich dasaß und die Liebe zwischen ihnen spürte. Und urplötzlich hatte ich das Gefühl, ich müsste an meinem Neid ersticken.
„Tesla?“, sagte Charlie schließlich, während
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