Zwischen Vernunft und purem Verlangen
will ich.“ Dann küsste er sie. Erst sanft und gefühlvoll, dann immer leidenschaftlicher. „Aber ich habe auch Angst, dass wir beide wieder auf dem gleichen Pfad wie damals wandeln werden. Du hast mir Angst gemacht, Evie, weil du mit allem einverstanden warst und mir alles gegeben hast. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich danach gesehnt habe, alles zu nehmen. Und dann noch mehr zu fordern.“
„Du hast recht.“ Sie bedachte ihn mit einem dunklen, wissenden Blick. „Ich war mir damals nicht über die Gefahren unseres Verhaltens im Klaren. Jetzt weiß ich aber Bescheid.“
„Ich würde es mir niemals verzeihen, deinen Willen zu brechen.“
Die reine Wahrheit.
„Keine Angst, Logan, ich weiß, was ich tue.“ Sanft ließ sie die Zunge über seinen Mundwinkel gleiten und eine Hand seinen nackten Körper hinunter, um zu prüfen, ob Logan erregt war. O ja! Entzückt stöhnte sie leise auf.
6. KAPITEL
In den nächsten Stunden verließen sie nur selten das Bett. Viel zu schnell dämmerte der Montagmorgen herauf, und Evie musste um sechs Uhr aufstehen. Logan stand auch auf, um gemeinsam mit ihr die Wohnung zu verlassen. Er plante, den Tag in seiner Ferienwohnung zu verbringen. Nach dem Frühstück aus heißem Kaffee und getoastetem Sauerteigbrot mit Marmelade schlüpfte Evie in ihre Arbeitskleidung und warf missmutig einen Blick auf die Uhr. Es fiel ihr schwer, sich nach einer ausgefüllten Nacht mit Logan auf den Alltag umzustellen. Trotzdem ließ sie sich nicht in dem Vorhaben beirren, Logan zu zeigen, wie sie lebte. Ein Großteil ihres Lebens verbrachte sie nun mal mit Arbeit.
Evie war Max eine gute Geschäftspartnerin. Auch das wollte sie seinem Bruder vermitteln. So wie damals würde Logan sie nie wieder aus der Bahn werfen.
Um Punkt halb sieben schloss sie hinter sich und Logan die Haustür ab und freute sich bereits auf das gemeinsame Abendessen. Logan sollte das Restaurant aussuchen und Evie im Laufe des Tages über seine Wahl informieren. Das war kein Spiel, keine Hinhaltetaktik, um Evie im Ungewissen zu lassen, sondern schlicht und ergreifend eine Notwendigkeit, weil er sich in Sydney nicht auskannte und sich zunächst umhören musste, wo man gut essen konnte.
Ohne große Umstände trennten sie sich vor der Haustür, Evie machte sich auf den zwanzigminütigen Weg zum Büro, Logan ging in die entgegengesetzte Richtung. Nicht einmal einen Abschiedskuss gab es.
Geschäftsmäßig.
Bis Logan umdrehte, Evie an sich zog und sie wild und leidenschaftlich küsste, bevor er sich wieder auf den Weg machte. Dieses Mal mit einem frechen Grinsen im Gesicht.
So vergingen die ersten drei Tage und die schlaflosen Nächte. Am vierten Tag erkundigte Max sich bei Evie, ob sie wüsste, wo sein Bruder war und ob er ihr Hirn mitgenommen hätte.
„Mein Hirn befindet sich in meinem Kopf“, sagte sie geistesabwesend und betrachtete die Rechnungen auf ihrem Schreibtisch. Es gehörte nicht zu ihren Lieblingsaufgaben, das Material für die verschiedenen Baustellen zu ordern. Deshalb hatte sie diese Aufgabe an Carlo delegiert. Leider hatte er so schlechte Arbeit geleistet, dass sie den Job wieder übernehmen musste, um das Chaos in den Griff zu bekommen. „Was habe ich denn vergessen, Max?“
„Du hast den Bindedraht für das Henderson-Projekt nicht bestellt.“
Evie stöhnte. „Weißt du, was ich mir mehr als alles andere auf der Welt wünsche?“
„Dass dein Hirn wieder funktioniert?“, schlug Max vor.
„Ha ha. Ich wünsche mir einen fähigen Projektmanager.“
„Den kannst du haben, wenn wir den Zuschlag für den Bau des Verwaltungszentrums erhalten“, versprach Max.
Wortlos musterte sie ihn. „Und wer hat den Bindedraht besorgt?“, fragte sie dann.
„Carlo. Ich soll dir ausrichten, ihr seid jetzt quitt.“
„Carlo will auch einen fähigen Projektmanager. Ich krieche später bei ihm zu Kreuze.“
„Braves Mädchen.“
„Sonst noch was?“ Evie richtete den Blick wieder auf die vielen Rechnungen. „Keine Sorge, bis zum Feierabend bin ich damit fertig.“
„Triffst du Logan heute Abend?“, fragte Max – eine Spur zu interessiert.
„Ja, er kommt vorbei.“ Falls er ihre Wohnung überhaupt verlassen hatte. Er hatte nämlich ihr Arbeitszimmer entdeckt, und Evie hatte ihm großzügig gestattet, es zu benutzen. Immerhin brachte er seinen eigenen Laptop mit.
„Hast du eine Ahnung, was er die ganzen Tage getrieben hat?“
„Wahrscheinlich hat er geschlafen.“ Wie konnte er sonst jede
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