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Zwischen Vernunft und purem Verlangen

Zwischen Vernunft und purem Verlangen

Titel: Zwischen Vernunft und purem Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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„Nein.“
    Schon sehr früh war Evie klargeworden, dass Logan in seinem bisherigen Leben eine Menge verdrängt hatte. Jetzt hoffte sie, dass die alten Wunden endlich heilen konnten. Caroline hatte Logan verzweifelt um Vergebung gebeten, und er hatte ihr vergeben. Nach dreißig Jahren hatte Caroline den Mut aufgebracht, in einer ähnlichen Situation den Jungen zu schützen. Leider hätte sie diese Zivilcourage fast das Leben gekostet. Doch sie schien zu glauben, es habe sich gelohnt.
    Evie hatte keine Ahnung, was in Logan vorging, außer dass er furchtbar verzweifelt war.
    Max schaute sie erwartungsvoll an. Was würde sie als Nächstes sagen oder fragen?
    „Warum fährst du nicht nach Hause und ruhst dich aus, Max? Ich rufe an, wenn es etwas Neues gibt.“
    Max schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich kann auch hier schlafen.“
    „Das nennst du Schlaf?“
    „Es geht schon“, versicherte er ihr und lächelte müde.
    „Acht Stunden Schlaf wären aber besser für dich. Weiß Kit, wo du bist?“
    Max nickte und schloss die Augen. Über Kit wollte er offensichtlich nicht sprechen.
    „Wann hast du eigentlich zuletzt was Vernünftiges gegessen?“
    „Was verstehst du unter ‚vernünftig‘?“ Max hielt die Augen geschlossen.
    „Schon gut.“ Evie stand auf. „Ich kann hier nicht länger tatenlos herumsitzen. Wäre doch gelacht, wenn ich hier in der Nähe nicht etwas zu essen auftreiben könnte. Hamburger für dich, Apfelkuchen für mich.“
    „Pommes mit Chilisauce und Hähnchen“, murmelte Max.
    „Genau. Schön fettig und mit vielen Kalorien. Das ist gut für die Seele.“ Nach einem beunruhigten Blick auf die Glastür zur Intensivstation überlegte Evie, was sie Logan mitbringen könnte. „Meinst du, er ist okay da drinnen?“
    „Ich fürchte, er ist überhaupt nicht okay, Evie“, meinte Max resigniert. „Aber helfen kann ihm in dieser Situation wohl auch niemand.“
    Zu dieser Einschätzung war Evie auch schon gelangt. Sie lockerte ihre verspannten Schultern. „Vielleicht hat er Hunger. Ich frage ihn mal.“ Entschlossen machte sie sich auf den Weg zu Caroline Carmichaels Bett.
    Logan stand neben dem Bett seiner Mutter und blickte starr auf den Monitor, der anzeigte, wie es um die Patientin bestellt war. Als Evie hereinkam, wandte er sich kurz um und sah sie erleichtert an.
    Evie atmete auf. „Wie geht es ihr?“
    „Unverändert.“
    „Ich will uns etwas zu essen besorgen. Was hättest du gern?“
    „Ich komme mit.“
    „Das ist nicht nötig, Logan. Deshalb bin ich nicht hier. Max sitzt draußen im Wartezimmer und versucht verzweifelt, wach zu bleiben. Bleib du ruhig hier. Ich muss mir mal die Beine vertreten.“ Außerdem wollte sie sehen, ob es Tag oder Nacht war. Ihre innere Uhr hatte vorübergehend den Geist aufgegeben.
    „Ich komme mit“, beharrte Logan und ging mit ihr hinaus ins Wartezimmer. Als er Max entdeckte, runzelte er die Stirn.
    „Alles okay?“, wollte der wissen.
    „Du siehst völlig fertig aus.“
    „Na ja, ich …“ Max rieb sich das Gesicht. „Stimmt.“
    „Wir holen was zu essen. Sowie du was im Magen hast, machst du dich auf den Weg zu Mutters Haus und schläfst eine Runde“, sagte Logan – ganz der große Bruder. „Mindestens acht Stunden. Vorher lässt du dich hier nicht wieder blicken, es sei denn, ich rufe dich an.“
    Max rang sich ein Lächeln ab. „Du bist ganz schön herrisch.“
    „Das ist mir nicht neu“, konterte Logan.
    Also machten Evie und er sich auf den Weg zu einem nahegelegenen Imbiss und orderten Hamburger, Pommes frites und Kaffee zum Mitnehmen. Koffeinfrei für Max, denn der sollte ja schlafen.
    Nach dem Essen fuhr Max tatsächlich los, während Evie und Logan sich auf eine weitere längere Wartezeit einstellten.
    Nach einer Weile umfasste Logan Evies Hand und spielte mit ihren Fingern. Offenbar zog er es vor, die Wartezeit schweigend zu verbringen. Evie akzeptierte das, obwohl ihr etliche Fragen auf der Seele brannten. Beispielsweise, ob er sie damals, als sie nach dem unglückseligen Sturz im Krankenhaus behandelt worden war, nur deshalb fluchtartig verlassen hatte, weil ihr Anblick ihn an seine Kindheit erinnerte. Hatte er als Kind im Wartezimmer ausharren müssen, bis die Ärzte seine Mutter wieder zusammengeflickt hatten? Und wenn ja, wie oft? Wie oft hatte sein Vater die Beherrschung verloren?
    Doch diese Fragen mussten warten, denn nebenan kämpfte Caroline um ihr Leben. Logan war jetzt nicht in der Verfassung, Evies Neugier zu

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