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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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seinen leitenden Mitarbeitern behaupten konnte. Und es gefiel ihm. Sie gefiel ihm.
    „Aber?“
    „Ich denke, Sie sollten jemanden aus Sydney kommen lassen, der sich mit der Materie auskennt.“
    „Ich weise Sie ein.“
    „Ich habe noch andere Arbeiten zu erledigen.“
    Er legte den Kopf schräg. „Warum wollen Sie nicht mit mir zusammenarbeiten, Chloe? Ich weiß, ich sehe schrecklich aus, aber ich beiße nicht, versprochen.“
    Dabei hätte er nichts lieber getan, als zärtlich an ihrem weichen Hals zu knabbern.
    „Sie wollen mich nur, weil ich keine Bedrohung für Sie darstelle. Bei mir müssen Sie keine Angst haben, sich eine Blöße zu geben.“
    Oh ja, er wollte sie, aber aus völlig anderen Gründen. Er hatte gerade seine geheime Leidenschaft für aufmüpfige Frauen entdeckt.
    „Sie entwickeln sich zum Einsiedler, Declan. Das ist gefährlich.“
    Er setzte zu einer scharfen Erwiderung an, doch die ehrliche Besorgnis in Chloes Stimme ließ ihn aufhorchen. Es war lange her, dass sich jemand für sein Wohlergehen interessiert hatte – abgesehen von Ärzten, Pflegepersonal und Leuten, die ein geschäftliches Interesse an ihm hatten.
    „Ach, das bilden Sie sich nur ein.“ Er ging um den Schreibtisch herum und setzte sich in seinen schweren Ledersessel. Er hatte die Schritte zwischen allen Möbelstücken im Raum abgezählt, um sich frei bewegen zu können. Das und sein angestammter Platz verliehen ihm ein Minimum an Sicherheit in dieser fremden dunklen Umgebung.
    „Sie verstecken sich vor der Außenwelt.“
    „Ach was. Habe ich mich etwa versteckt, als ich letzte Woche in Sydney an den Konferenzen teilgenommen habe?“
    „Das war Teil Ihrer Arbeit. Sie verschanzen sich dahinter.“
    „Falls es Ihnen entgangen sein sollte …,“ er lächelte ironisch, „meinem Arbeitseifer habe ich es zu verdanken, dass ich heute einen Weltkonzern leite.“
    „Aber Sie treffen sich mit niemandem, gehen nie aus, es sei denn, es handelt sich um etwas Geschäftliches. Das ist nicht gesund! Vielleicht sollten Sie mal mit jemandem reden, der …“
    Er schoss von seinem Sessel hoch. „Schluss jetzt! Ich brauche keine Therapie. Sparen Sie sich Ihre unqualifizierten Ratschläge.“
    „Ich verstehe, dass Sie ärgerlich sind, aber …“
    „Sie beleidigen mich“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sein Knie tat durch die plötzliche Belastung wieder höllisch weh.
    „Es ist keine Beleidigung, jemandem zu empfehlen, sich Rat zu suchen.“
    „Vielleicht will ich einfach meine Ruhe haben!“ Immer diese Besserwisser, die ihm sagten, was er tun sollte. „Wenn Sie durchgemacht hätten, was ich erlebt habe, wären Sie auch lieber allein.“
    „Aber Sie sind nicht glücklich damit, oder?“
    „Sind Sie jetzt unter die Psychiater gegangen?“
    „Ich weiß nur, dass Sie eine schwere Zeit durchleben und dass es nicht hilft, sich zu verkriechen, denn dann wird man depressiv.“
    Depressiv. Adrian musste an einer Depression gelitten haben, sonst hätte er sich niemals umgebracht. Declan brach es fast das Herz. Sein cleverer, fröhlicher kleiner Bruder, so niedergeschlagen, dass er keinen Ausweg mehr gesehen hatte. Wie hatte er, Declan, das nur zulassen können?
    „Kennen Sie sich damit aus?“ Er hörte selbst, wie brüchig seine Stimme klang.
    „Ich kannte mal jemanden, der unter … Schwermut litt und dringend Hilfe gebraucht hätte.“
    Wie Adrian, dachte er verzweifelt. Warum war er nicht früher nach Carinya gekommen, um seinen Bruder zu sehen? Sein letzter Besuch in London hatte viele Monate zurückgelegen, und Adrian war ein ganzes Jahr lang nicht in Australien gewesen, bevor er heimkehrte. Declan hatte ihn vermisst, war aber davon ausgegangen, dass sich an ihrem engen Verhältnis nichts geändert hatte.
    Das hatte sich als fataler Irrtum erwiesen.
    „Ihr Freund, hat er …?“
    „Ich möchte nicht darüber sprechen.“
    Ihre belegte Stimme verriet ihm, dass sie Schweres durchgemacht hatte. Offenbar war sie wirklich nur um ihn besorgt. Das stimmte ihn versöhnlich.
    „Hören Sie, Chloe Daniels. Sie helfen mir bei der Arbeit, und ich erhöhe Ihr Gehalt und erlaube Ihnen, mich im Rollstuhl durch den Park zu schieben. Mit einer Decke auf den Knien, okay?“
    „Sie alter Zyniker.“
    Schon besser, dachte er. Er mochte es nicht, wenn sie traurig war.
    „Abgemacht?“
    „Wie könnte ich ein so verlockendes Angebot ausschlagen?“
    „Worüber lachen Sie?“
    Chloe, die wie üblich zwischen Büroarbeit

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