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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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etwas Wichtigem gestört, dabei starrte er nur mit blinden Augen vor sich hin.
    Es brach ihr das Herz, diesen reichen, mächtigen Mann so einsam und verloren zu erleben.
    Zögernd ging sie ein Stück auf ihn zu. Obwohl er ihre Schritte auf dem dicken Teppich unmöglich hören konnte, drehte er den Kopf in Chloes Richtung. Es erstaunte sie jedes Mal wieder, wie sensibel er auf ihre Nähe reagierte. Spielte sich vielleicht doch mehr zwischen ihnen ab, als es den Anschein hatte?
    Mark war ihr treuer Freund und einziger Liebhaber gewesen. Zu Declan aber fühlte sie sich in einer Weise hingezogen, die ihr selbst nicht geheuer war.
    „Und?“
    Sie riss sich zusammen. „Schlechte Nachrichten, fürchte ich. David hat die Windpocken.“
    „Soll das ein Scherz sein? Windpocken sind eine Kinderkrankheit.“
    „Ja, aber bei Erwachsenen können sie ziemlich unangenehm werden. Der Arzt hat ihn zwei Wochen krankgeschrieben.“
    „Zwei Wochen?“ Declans Miene gefror.
    „David lässt fragen, ob er eine Vertretung schicken soll, die Ihnen bei der Arbeit und …“, sie zögerte, „… allem anderen zur Hand geht.“ David war Declans unverzichtbarer Helfer, der ihm das verlorene Augenlicht ersetzte und ihm bei allem half, woran er trotz verbissenen Übens immer noch scheiterte.
    „Ich rede selbst mit David.“ Er klang resigniert und gar nicht mehr wie ihr arroganter, selbstsicherer Chef. Sie hätte ihm gern angeboten, die Verbindung für ihn herzustellen, doch alles, was nach Mitleid aussah, war ein rotes Tuch für ihn.
    „Dann gehe ich jetzt.“
    „Halt, nicht so eilig.“
    „Ja, Mr Carstairs?“
    „Declan, schon vergessen?“
    Wie hätte sie die Szene im Badezimmer je vergessen können? Ein heißer Schauer durchlief ihren Körper und ihre Wangen glühten, als sie nur daran dachte. Sie musste Declan aus dem Weg gehen, dann würde sich das schon geben …
    „Kommen Sie bitte in einer Stunde wieder, und gehen Sie meine E-Mails mit mir durch. Das wäre eigentlich Davids Aufgabe gewesen …“ Es war ihm anzumerken, wie sehr er es hasste, auf Hilfe angewiesen zu sein.
    „Sie meinen, ich soll Ihnen zur Hand gehen, bis Davids Vertretung eintrifft?“
    Er schüttelte den Kopf. „Es wird keine Vertretung geben. David kennt mich, und Sie kennen mich.“
    Einen endlosen Moment lang schien er ihr tief in die Augen zu sehen. So tief, dass Chloe glaubte, er müsse die brennende Sehnsucht darin erkennen, die sie so ängstlich vor ihm zu verbergen versuchte. Ihr Herz schlug erneut schneller.
    Dann folgte die Ernüchterung. Natürlich, er wollte nicht, dass jemand Fremdes ihn hilflos und verletzlich sah. Sie als Haushälterin zählte nicht. Sie hatte oft genug erlebt, wie er sich beim Essen bekleckerte oder Gegenstände nicht wiederfand.
    Es hätte sie nicht kränken dürfen, aber das tat es. Er sollte sie um ihrer selbst willen um sich haben wollen, nicht weil er fürchtete, sich vor anderen zu blamieren.
    Überhaupt wäre es ein Desaster, Tag für Tag mit ihm zusammenarbeiten zu müssen. Ein Tanz auf dem Vulkan, dem sie sich nicht gewachsen fühlte.
    „Sie wollen doch nur keine Fremden um sich haben“, platzte sie heraus.
    Declan horchte in ihre Richtung. „Was sagen Sie da?“
    „Sie wollen vor anderen keine Schwäche zeigen.“
    Ihre warme Stimme war jetzt ganz nah, Chloes zarter Duft hüllte ihn ein.
    Er wollte nach ihr greifen, schreckte aber davor zurück. Nur zu gut erinnerte er sich daran, was beim letzten Mal geschehen war, als er sie berührt hatte. Wie verzweifelt er sich nach ihr gesehnt hatte. Wie ein Blinder nach dem Licht.
    Noch nie hatte er sich so bedürftig gefühlt. So vom Schicksal betrogen.
    Schwer sank sein Arm herab. Seine Haut brannte. Vor Verlangen. Vor Reue. Und vor Zorn.
    „Ich bezahle Sie nicht dafür, dass Sie mich kritisieren. Ich bezahle Sie dafür, dass Sie tun, was ich sage.“
    „Auch wenn es falsch ist?“
    „Ich bin der Chef. Ich entscheide, was falsch und was richtig ist.“
    „Sie wollen lauter Duckmäuser um sich haben, die Ihnen nach dem Mund reden, anstatt Ihnen die Wahrheit zu sagen?“
    Wütend schob er das Kinn vor. „Wollen Sie mir etwa erklären, wie ich meine Geschäfte im Mittleren Osten abwickeln soll? Sind Sie neuerdings Wirtschaftsexpertin? Was ist mit dem Fachkräftemangel, den Regierungsgesprächen …“
    „Sie müssen nicht gleich sarkastisch werden. Sie wissen genau, dass ich davon nichts verstehe.“
    Dennoch bot sie ihm mutig die Stirn. Das war mehr, als er von

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