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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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und Abendessen eine Stunde freihatte, blickte auf und sah Declan in der Küchentür stehen. Sein dunkles Haar schimmerte rötlich im Licht der Spätnachmittagssonne, sein Lächeln war hinreißend charmant.
    Aus ihrer Zusammenarbeit hatte sich ein überraschend harmonisches Verhältnis entwickelt. Hinter der Fassade des von innerer Unruhe getriebenen, arroganten Mannes verbargen sich Humor und Großzügigkeit. Trotz seiner gelegentlichen autoritären Anwandlungen war er ein fairer und angenehmer Chef. Kein Wunder, dass David es bedauerte, immer noch krankgeschrieben zu sein.
    „Na, Chloe, was lesen Sie da? Den neuesten Klatsch und Tratsch?“
    „Knapp daneben. ‚Stolz und Vorurteil‘.“
    „Seit wann ist das lustig?“
    „Hören Sie mal: ‚Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau.‘ Ist das nicht ein herrlicher Anfang?“
    „Hm.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Jane Austen sagt, wie es ist. Zumindest aus Sicht der weiblichen Hälfte der Menschheit.“
    „Zyniker, sage ich doch.“ Lachend legte sie das abgegriffene Taschenbuch zur Seite. Es freute Chloe, wie gut sie jetzt miteinander auskamen.
    „Wenn Sie ein vermögender Junggeselle wären, wüssten Sie, wovon ich rede.“
    „Dann haben sicher schon viele Frauen die Angel nach Ihnen ausgeworfen.“
    „Allerdings, aber sie haben weit raffiniertere Waffen eingesetzt als eine Angel. Seide, Spitze, durchsichtige …“
    „Schon gut, ich verstehe.“ Chloe stellte sich vor, wie ganze Horden spärlich bekleideter Frauen über ihn herfielen. Ihre Eifersucht war lächerlich, schließlich war er ihr Arbeitgeber. Aber sie bekam diese Schwäche für ihn einfach nicht in den Griff.
    Wobei Schwäche eine sehr dezente Umschreibung für das Gefühlschaos war, das er in ihr anrichtete. Jetzt, da sie ihn besser kannte und hautnah miterlebte, wie hart er an sich arbeitete, empfand sie viel mehr für ihn als nur körperliches Verlangen. Respekt. Anteilnahme.
    Und nicht nur das.
    Es war zu viel, was sie für ihn empfand. Und zu früh.
    Wie war es ihm nur gelungen, sich in ihr verschlossenes Herz zu stehlen? Sie war doch ganz zufrieden gewesen mit ihrem kleinen bescheidenen Leben. Er aber forderte sie heraus, störte ihre Ruhe, brachte sie dazu, wieder etwas zu fühlen.
    Schaudernd dachte sie daran, wie sehr sie unter dem Verlust ihres geliebten Ehemanns gelitten hatte. Doch bei Declan war es keine allmählich wachsende Verliebtheit wie bei Mark. Es war eine Flut von Empfindungen, so mitreißend und intensiv, dass Chloe Angst hatte, darin unterzugehen.
    „Dass man mir nachstellt, brauche ich ja jetzt nicht mehr zu befürchten“, meinte er sarkastisch. „Obwohl … früher oder später kommt sicher irgendeine Frau auf die Idee, dass ich der ideale Ehemann bin. Blind, entstellt und dankbar für ein bisschen Aufmerksamkeit. Ein leichtes Opfer.“
    „Reden Sie nicht so daher!“ Zornig sprang sie auf.
    „Verzeihung“, sagte er steif. „Ich wollte mich nicht in Selbstmitleid suhlen.“
    „Darum geht es nicht.“ Sie hasste es, wenn er so abfällig über sich sprach. „Darauf würden Sie nie hereinfallen. Sie sind ein guter Menschenkenner.“
    „Nicht immer“, erwiderte er düster, und sie wusste, dass er auf Adrian anspielte. Dass er sich Vorwürfe machte, weil er nicht für seinen Bruder da gewesen war, machte ihn in ihren Augen nur noch sympathischer.
    „Eines Tages verlieben Sie sich, und alles wird gut“, sagte sie aufmunternd.
    „Verlieben? Da habe ich so meine Zweifel.“
    „Sie glauben nicht an die Liebe?“ Chloe war ehrlich entsetzt. Liebe war der Dreh- und Angelpunkt in ihrem Leben gewesen. Die Liebe ihrer Pflegeeltern und später die von Mark.
    Ohne diese Liebe wäre Chloe wohl immer das aufsässige, schwer sozialisierbare Mädchen geblieben, das seine Minderwertigkeitskomplexe hinter einer großen Klappe verbarg. Liebe war der einzig sichere Halt in einer Welt voller Gleichgültigkeit.
    „Sie denn?“
    „Oh ja.“
    Ihre Antwort schien aus tiefstem Herzen zu kommen.
    Declan bemühte sich vergeblich, die innere Distanz zu wahren, die ihm schon über so manche Schwierigkeit hinweggeholfen hatte. Im gnadenlosen Konkurrenzkampf internationaler Großkonzerne genauso wie im Umgang mit lästigen Verehrerinnen, die es auf sein Geld abgesehen hatten. Eine hatte ihm sogar eine unrechtmäßige Vaterschaftsklage angehängt, was ihn noch immer

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