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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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verbitterte.
    Er hätte Chloe gern widersprochen, doch etwas anderes ging ihm durch den Kopf. Er stellte sich plötzlich vor, wie es wäre, eine Frau wie sie – offen, ehrlich und unverschämt sexy – für sich zu gewinnen.
    Ihm wurde heiß bei dem Gedanken. Brennend heiß. Als gäbe es kein größeres Glück, als nur mit einer einzigen Frau zusammen zu sein. Einer Frau wie Chloe.
    Verwirrt rieb er sich den Nacken. Was war nur mit ihm los? Entschlossen durchquerte er den Raum, schaltete den Wasserkocher ein und griff nach der Teedose auf der Anrichte unter dem Küchenfenster.
    „Wie schaffen Sie das nur?“
    Ihre Stimme ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten. „Was denn?“
    „Woher wissen Sie, wo der Tee steht?“
    Der Tee. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Es war nicht schwer, sich in der Küche zurechtzufinden, da Chloe ihm zuliebe immer alles am selben Platz aufbewahrte. Doch meistens trank er Kaffee, keinen Tee.
    Scheppernd landete die Teedose auf der Anrichte, während er verstört blinzelnd ins Leere griff. Er hätte schwören können, dass er gerade Hell und Dunkel hatte unterscheiden können. Und für den Bruchteil einer Sekunde die Anrichte gesehen hatte, in gleißendes Sonnenlicht getaucht.
    Unsinn.
    Schwer atmend stand er da und versuchte, sich zu orientieren.
    „Haben Sie etwas … gesehen?“ Ihre hoffnungsvolle Stimme kam von dicht hinter ihm. Er spürte Chloes Nähe, roch ihren betörenden Duft.
    Doch um ihn herum war alles schwarz.
    Wütend schlug er mit der Faust auf die Holzplatte. Es war schlimm genug, dass er blind war. Er durfte sich nicht noch falsche Hoffnungen machen, die nur in einer Enttäuschung enden würden. Besser, er erstickte diese Anwandlungen gleich im Keim. Auch die bezüglich der faszinierenden Frau hinter ihm.
    „Ach was“, stieß er hervor. „Ich sehe verdammt noch mal gar nichts.“
    Ihr gekränktes Schweigen ließ ihn seine Schroffheit sofort bereuen. Eigentlich hätte Declan sich entschuldigen und ihr alles erklären müssen, aber er hatte Angst, was ihm herausrutschen könnte, wenn er erst einmal anfing.
    „Hier, für Sie“, sagte sie mit ihrer ruhigen klaren Stimme. Als er sich zu ihr umdrehte, legte sie ihm einen Gegenstand in die Hand und schloss seine Finger darum.
    Sein Puls beschleunigte sich. Seit der Szene im Badezimmer hatte er jeden Körperkontakt mit Chloe vermieden, aber eine einzige Berührung von ihr genügte, um sein Blut zum Kochen zu bringen.
    „Was ist das?“, fragte er heiser.
    „Es wird Ihnen gefallen“, meinte sie, einen Tick zu munter. „Ein Sensor. Den setzen Sie auf die Tülle des Wasserkochers, und beim Eingießen signalisiert er Ihnen, wann die Kanne oder die Tasse voll sind. Cool, oder?“
    Er spürte, wie sie sich von ihm entfernte, und hätte sie am liebsten festgehalten. Ohne ihre Nähe und Wärme fühlte er sich einsamer als je zuvor. Chloe war der einzige Lichtblick in seinem düsteren Leben.
    „Danke, Chloe. Perfekt.“ Er zwang sich zu lächeln. „Jeder Blinde sollte so ein Ding haben.“

5. KAPITEL
    Chloe ließ sich im warmen Wasser des Swimmingpools treiben, den Blick in den dunklen Himmel gerichtet. Die Sonne war rot glühend hinter den Bergen untergegangen, nur die Lampen rings um den Pool erleuchteten die friedliche Szene. Es war ein anstrengender Tag gewesen, aber an Schlaf war nicht zu denken.
    Und daran war Declan schuld.
    Sie bewunderte seine rastlose Energie, seinen scharfen Verstand, seinen Witz. Und seine anderen Vorzüge, die sie erst auf den zweiten Blick entdeckt hatte, weil er nicht damit hausieren ging. Sein Verantwortungsgefühl, zum Beispiel.
    Inzwischen überraschte es sie nicht mehr, dass er neben seinen prestigeträchtigen Großprojekten auch eine Stiftung gegründet hatte, die soziale Projekte in Indien, Haiti und Afrika unterstützte. Er war kein Träumer, aber er war großzügig und gewissenhaft, was sie nicht von allen ihrer früheren Arbeitgeber behaupten konnte.
    Arbeitgeber. Sie atmete tief durch. Als ihr Arbeitgeber war er eigentlich tabu, doch diese Schranke war längst aufgehoben: Sie sah den Mann in ihm, nicht den Chef. Einen Mann, der sie immer tiefer in seinen Bann zog.
    Declan war nicht Mark. Nicht nett und anständig auf eine stille, zurückhaltende Art. Declan war eine Naturgewalt. Er beanspruchte Chloes volle Aufmerksamkeit, reizte sie, forderte sie heraus. Sie mochte und respektierte ihn. Und litt mit ihm.
    Seine stumme Trauer, über die er nie ein Wort verlor, brachte auch

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