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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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quälten ihn höllische Schuldgefühle.
    „Ich bin … ich war der Ältere von uns beiden. Der Erfahrenere.“
    „Und dein Bruder hat immer getan, was du gesagt hast?“
    Er runzelte die Stirn. Adrian hatte nie einen Rat befolgt. Stets hatte er alles selbst herausfinden müssen. Stur wie ihr Vater. Und wie er, Declan, selbst.
    „Nein, aber ich hätte …“ Verzweifelt schüttelte er den Kopf. „Als ich sah, wie Adrian fiel …“
    Chloe drückte ihn zärtlich. Die Wärme ihres Körpers konnte seinen Schmerz ein wenig lindern.
    „Seid ihr denn nicht zusammen in die Schlucht gestürzt?“
    „Nein, nur Adrian. Das hier …“, er wies auf seine Augen und seine vernarbte Wange, „… habe ich mir zugezogen, als ich zu ihm hinunterkletterte.“
    Adrian hatte den Sturz nicht überlebt, aber Declan, so hatten die Zeitungen berichtet, war neben seinem toten Bruder gefunden worden.
    „Du hast getan, was du konntest. Mehr kann kein Mensch verlangen.“
    Er fühlte ihren warmen Atem an seinem Hals, als sie den Kopf hob, um ihn zu küssen. Ihre Brüste streiften seinen nackten Oberkörper. Voller Verlangen zog er Chloe an sich.
    Sie war das einzig Wahre, Verlässliche in dieser chaotischen Welt. Sie war der sichere Hafen in einem Meer von Albträumen und Gewissensqualen. Er klammerte sich an sie wie ein Ertrinkender.
    Er hatte seinen Bruder sterben sehen und die Frau, die dafür verantwortlich war, noch immer nicht zur Rechenschaft gezogen. Wenn er das erledigt hätte, würde seine eigene Schuld vielleicht nicht mehr ganz so schwer wiegen.
    Doch mit Chloe, diesem wunderbar warmen weichen Wesen in seinen Armen, war alles erträglicher. Er küsste sie so hart und fordernd auf den Mund, dass sie keine Chance hatte, ihn abzuweisen. Was sie gar nicht versuchte, im Gegenteil. Zärtlich legte sie die Arme um seinen Nacken und ließ sich von ihm auf den Rücken drehen.
    Sie protestierte auch nicht, als er nach ein paar hungrigen Küssen ohne weiteres Vorspiel in sie eindrang. Und sie so stürmisch liebte, als könnte er in ihren Armen Vergessen und Erlösung finden.
    Bereitwillig schlang sie die Beine um ihn, gab sich ihm hin, feurig und voller Leidenschaft, bis das Hämmern seines Herzens die quälenden Stimmen in seinem Kopf übertönte. Und es nur noch sie beide gab: Declan und Chloe.
    Ganz allmählich erwachte er aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Gern hätte er den inneren Frieden, den die angenehme Mattigkeit nach dem Sex und die schöne anschmiegsame Frau in seinem Bett ihm schenkten, noch länger ausgekostet. Nicht irgendeine Frau. Chloe. Seine Chloe.
    Schon sehnte er sich wieder nach ihr, doch er beherrschte sich und rückte vorsichtig von ihr ab, um sie nicht zu wecken. Sie brauchte ihren Schlaf.
    Noch immer kam er aus dem Staunen nicht heraus. Sex mit ihr war so unvergleichlich schön und intensiv wie nie zuvor. Jeder heiße Kuss, jede zärtliche Umarmung, jeder atemberaubende Höhepunkt verlieh Declan neue Kraft.
    Chloe bewahrte ihn davor, in Trauer und Schuldgefühlen zu versinken. Sie zerrte ihn zurück ans Licht, weckte Lebenslust und neue Hoffnung in ihm.
    Er spürte, wie sie sich neben ihm bewegte, und hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, weil er beim letzten Mal, als sie einander geliebt hatten, keinerlei Zurückhaltung gezeigt hatte. Sie aber hatte ihn mit offenen Armen aufgenommen und seine hemmungslose Leidenschaft mit ihm geteilt.
    Besser, er stand auf, bevor sein heldenhafter Entschluss, die Finger von ihr zu lassen, ins Wanken geriet. Wenn er sich nicht irrte, schien draußen die Sonne. Er fühlte die wärmenden Strahlen auf der nackten Haut, als er die Beine über die Bettkante schwang. Und er sah …
    Schockiert riss er die Augen auf.
    Tief durchatmen, sagte er sich. Ein, aus. Seine Brust war so eng, dass er kaum Luft bekam. Er krallte die Finger um das Laken, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    War es eine Sinnestäuschung, oder hatten die Ärzte ihm doch kein Märchen erzählt? Er hatte sich so lange eingeredet, dass sie ihn nur aufmuntern wollten, dass er die Möglichkeit einer Heilung gar nicht mehr in Betracht gezogen hatte.
    Doch da war er: ein Streifen grelles Licht, das seine Augen blendete.
    Schnell senkte er den Blick, und schon erwartete ihn der nächste Schock: Deutlich sah er den hölzernen Dielenboden vor sich, matt glänzend vom jahrzehntelangen Bohnern. Den handgeknüpften Läufer, den er vor ewigen Zeiten auf seiner ersten Geschäftsreise nach Asien gekauft hatte. Zwei nackte

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