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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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eigene Firma gegründet, anstatt in die Fußstapfen meines Vaters zu treten.“
    „Das ist bewundernswert.“
    Er wandte ihr das Gesicht zu. „Wie sah deine Rebellion denn aus?“
    Sie lächelte wehmütig. Wie gut es tat, dem Mann, der schon so lange ihre Gedanken und Gefühle beherrschte, etwas von sich erzählen zu können!
    „Ich bin nicht mit einem silbernen Löffel im Mund geboren und stamme aus einer armen Gegend. Mit zwölf schloss ich mich einer Graffiti-Gang an und war nächtelang mit Sprühdosen bewaffnet in dunklen Gassen und leeren Bahnhöfen unterwegs.“
    „Du überraschst mich immer wieder. Das passt gar nicht zu dir, wie du jetzt bist.“
    „Wie bin ich denn?“
    Er fuhr erneut mit den Fingerspitzen über ihren Rücken, und sie seufzte wohlig.
    „Kompetent, pragmatisch, zuverlässig.“ Seine Finger stahlen sich zu ihren Brüsten. „Süß, sexy und …“
    „Das reicht!“ Sie griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Es fiel ihr schwer, ihm zu widerstehen, aber sie fand es wichtig, gerade jetzt nicht schwach zu werden.
    „Du hast deinen Eltern sicher viele graue Haare beschert.“
    „Ich bin bei Pflegeeltern aufgewachsen.“ Ihre Lippen wurden schmal bei der Erinnerung an die diversen Familien, die sie durchlaufen hatte. An die Verzweiflung und die Unsicherheit, die bange Hoffnung und die ständige Angst, wohin man sie als Nächstes abschieben würde. Sie sprach selten über ihre Kindheit.
    „Das muss schlimm für dich gewesen sein.“
    Ihre Gedanken wanderten zurück zu der Zeit, als sie ständig unter dem Druck stand, brav, gefügig und anpassungswillig zu sein. Ein harter Kampf für die schlaksige rotblonde Göre mit den Sommersprossen und dem frechen Mundwerk, das nur dazu diente, ihre Unsicherheit zu verbergen.
    „Ich hab’s überstanden. Nach der Schule bekam ich einen Job als Zimmermädchen in einem Hotel, so rutschte ich in den Beruf der Haushälterin hinein.“
    Nicht nötig, ihm zu erzählen, dass sie mit ihren schlechten Schulnoten auch gar keinen anderen Job bekommen hätte. Schule und sie – das hatte nie funktioniert. Erst ganz zum Schluss, als sie bei Ted und Martha lebte, unter deren Liebe und Fürsorge sie regelrecht aufgeblüht war.
    „Und wie bist du an eine Stelle wie hier in Carinya gekommen?“
    Chloe zögerte. Declans und ihr eigener Werdegang hätten unterschiedlicher nicht sein können. Sein Leben war vom ersten Tag an eine Erfolgsstory gewesen, ihres das genaue Gegenteil. Jedenfalls bis sie Ted und Martha kennengelernt hatte. Und Mark.
    Declan arbeitete nicht, weil er es musste, sondern weil er die Herausforderung liebte, die ihm das Unternehmertum bot. Sie dagegen war auf jeden Cent ihres Verdiensts angewiesen, schon um Teds teure Reha bezahlen zu können. Irgendwann, wenn sie genug gespart hatte, würde sie ihren eigenen Catering-Service gründen.
    „Ich habe mich abgestrampelt, um etwas zu erreichen. Ich habe so viele Kurse in Hauswirtschaft absolviert, ich könnte dir im Handumdrehen Cordon bleu für zwanzig Personen zaubern. Oder eine zehnstöckige Hochzeitstorte …“
    Sie unterbrach sich, denn ihr zog sich der Magen zusammen bei der Vorstellung, ein Hochzeitsmahl für Declan und irgendeine Society-Schönheit zubereiten zu müssen. „Eine Portion Glück war auch dabei“, fügte sie schnell hinzu.
    „Erzähl.“
    Sie sah ihn an. Interessierte es ihn wirklich? Sein stolzes Gesicht mit der Narbe auf der Wange berührte sie wie am ersten Tag, obwohl es ihr inzwischen vertraut war.
    „Na los, ich will alles wissen.“ Er drückte einen sanften Kuss auf ihre Lippen, und das Unbehagen, das die Erinnerung an ihre traurige Kindheit und Jugend heraufbeschworen hatte, verschwand. Sie fühlte sich geborgen und beschützt in Declans Armen. Was konnte es Wichtigeres geben, als ihre Erfahrungen mit ihm zu teilen?
    Ihr Herz schlug schneller. Sie wollte ihn für sich gewinnen. Nicht nur für den Augenblick, sondern für ein ganzes Leben.
    „Ich arbeitete in einem Viersternehotel in Sydney, als Damon Ives dort abstieg.“
    „Der Schauspieler?“
    „Genau der.“ Sie dachte an die Aufregung unter dem Personal, als Damon während seines Aufenthalts im Hotel für den Oscar nominiert wurde. „Ich war als Zimmermädchen für seine Suite zuständig. Als er abreiste, bot er mir einen Job an.“
    „Ach, tatsächlich?“ Declan unterbrach sein zärtliches Streicheln.
    „Ja, tatsächlich.“ Es war nicht das erste Mal, dass ihr Kontakt zu einem der attraktivsten und

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