Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Atem streifte ihre Wange.
„Dich“, sagte sie, und es klang wie ein Schluchzen. „Ich will dich.“
Endlich, dachte sie bebend vor Glück, als er einen harten Kuss auf ihre Lippen drückte und seine Finger den Weg in ihren Slip fanden.
Doch plötzlich war alles vorbei. Er ließ sie los und zog sich zurück.
Fröstelnd stand sie da, in ihrem halb offenen Kleid, unter dem ihr Slip hervorsah. Sie hob die Hand, vielleicht um ihr Kleid zusammenzuraffen, vielleicht um nach Declan zu greifen, hielt jedoch erschrocken inne.
„Nein.“ Seine Stimme, kalt und schneidend, riss Chloe brutal aus ihrer sinnlichen Stimmung. „Es wird nie wieder vorkommen.“
8. KAPITEL
Luft. Er brauchte dringend frische Luft.
Declan durchquerte den Wohnraum, riss die gläserne Schiebetür auf und stürmte hinaus in den Dachgarten, um seine Lungen mit klarer kühler Nachtluft zu füllen. In der Küche hatte er geglaubt, ersticken zu müssen.
Vor Zorn, natürlich. Aus keinem anderen Grund. Vor Zorn und Hass auf die Frau, die seinen Bruder verraten hatte.
Sie beide waren schuld an Adrians Tod. Sie, weil sie ihn in den Selbstmord getrieben hatte, und er, weil er es nicht verhindert hatte. Und er hatte sogar noch größere Schuld auf sich geladen, indem er Chloe zu seiner Geliebten gemacht hatte.
Er hatte nach dem Glück gegriffen, das seinem Bruder verwehrt geblieben war.
Und Chloe hatte ihn zum Narren gehalten. Steinreich, blind und krank vor Trauer, war er das ideale Opfer für sie gewesen. Und so verdammt leichtgläubig! Er hatte mehr von ihr gewollt als von irgendeiner anderen Frau zuvor.
Selbst als er mit eigenen Augen gesehen hatte, wer sie war, hatte er sich noch geweigert, sie für schuldig zu halten. Doch die Beweise waren erdrückend.
Trotzdem sehnte er sich immer noch nach ihr. Er war sogar – und dafür schämte er sich in Grund und Boden – eifersüchtig auf Adrian, der sie vor ihm geliebt hatte.
Wie tief war er gesunken?
Völlig entsetzt war er an jenem Morgen aus Carinya geflohen. Er, der noch nie in seinem Leben die Flucht ergriffen hatte, war vor Chloe davongelaufen. Aus Angst, aus ihrem eigenen Mund zu hören, dass sie schuldig war. Wie feige von ihm!
Er rieb sich verzweifelt das Kinn.
Obwohl alles dagegen sprach, klammerte er sich immer noch an das Bild von der grundehrlichen, süßen jungen Frau, in die er sich verliebt hatte.
Gerade eben in der Küche hatte er es kaum geschafft, die Finger von ihr zu lassen. Er wollte ihre weichen Lippen küssen und sich in ihrem wundervollen Körper verlieren. Er wollte die Frau zurückhaben, die er in Carinya kennengelernt hatte. Die Frau, die er respektieren und … ja, lieben konnte.
Lieben? Er war einer Frau verfallen, die nur in seiner Fantasie existierte.
Chloe hatte sich ihn als Beute auserkoren, nachdem sie erfahren hatte, dass Adrian mit seiner Londoner Firma pleitegegangen war. Kaltblütig hatte sie den einen gegen den anderen Bruder ausgetauscht.
War sie erst später nach Carinya zurückgekehrt, weil sie befürchtet hatte, Adrian hätte ihm von ihr erzählt?
Er brauchte mehr als frische Luft. Er brauchte ein paar Runden im Pool, um Chloe aus seinen Gedanken zu vertreiben. Angesichts der Schwere seiner Schuld und ihres Betrugs war es ein Hohn, dass er bei ihrem Anblick immer noch schwach wurde.
Wütend riss er sich das Hemd vom Leib, dann zögerte er. Das letzte Mal, als er ins Wasser gesprungen war, hatte er beim Auftauchen Chloe in den Armen gehalten.
Plötzlich hatte der leere Pool jeden Reiz für ihn verloren. Wenn Declan jetzt durch das Wasser glitt, würde er ihre seidenweiche Haut und ihre zärtlichen Hände umso mehr vermissen.
Selbst in ihrem schlichten Kleid und ohne Schmuck hatte sie jede der aufgedonnerten weiblichen Gäste auf der Party ausgestochen. Mit ihrem zarten Teint und dem rotgoldenen, locker aufgesteckten Haar hatte sie seinen Blick sofort auf sich gezogen.
Sie war keine Schönheit, aber er liebte alles an ihr. Ihre zarte Haut, ihren verführerischen Körper …
Deshalb war er fast ausgerastet, als er gesehen hatte, wie sie die Hand auf den Arm eines anderen Mannes legte. Als sie dann auf ihn zukam, scheinbar ungerührt von dem Wiedersehen, hätte er die Frauen an seiner Seite am liebsten zum Teufel gejagt. Er hatte sich ohnehin nur mit ihnen abgegeben, um nicht gleich auf Chloe loszustürmen. Was fiel ihr ein, mit einem anderen Mann zu flirten?
Wie gebannt hatte er auf die Sommersprossen auf ihrer Nase gestarrt, als sie vor ihm
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