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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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da.
    Das also war sie für ihn. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Wie konnte sie sich nur so in ihm getäuscht haben?
    Er hatte mal eben seine Haushälterin vernascht, na und? Jetzt hatte er sein Augenlicht zurückgewonnen und freie Auswahl unter den schönsten Frauen Sydneys. Sie war nur noch die unbedeutende kleine Angestellte.
    Die Erkenntnis brach ihr das Herz.
    Dennoch trat sie Declan hocherhobenen Hauptes entgegen. Er sollte nicht merken, dass sie innerlich tausend Tode starb.
    „Tut mir leid“, murmelte die brünette Schönheit an seiner Seite. „Es ist mir einfach aus der Hand …“
    „Keine Sorge, Sophia“, meinte er galant. „Ein zerbrochenes Glas ist doch kein Drama. Ich bin sicher, mein Personal sieht das genauso.“
    Er streifte Chloe mit einem feurigen Blick, und schon sprühten wieder die Funken zwischen ihnen. Sie bemerkte ein kurzes unsicheres Flackern in seinen Augen, dann wandte er sich abrupt ab und ergriff die Hand seiner Begleiterin.
    Chloe stand da wie gelähmt. Der Mann, der ihre Gefühle und Sehnsüchte zu neuem Leben erweckt hatte, wandte sich ab, als wäre sie Luft für ihn.
    Er, der ihr gezeigt hatte, dass ihr scheinbar zufriedenes, routiniertes Dasein ohne emotionalen Tiefgang nur ein halbes Leben war, behandelte sie wie ein Nichts.
    Ihre Pflegefamilie hatte Jahre gebraucht, um sie davon zu überzeugen, dass sie es wert war, geliebt zu werden. Es hatte Chloe viel Mühe und Arbeit gekostet, ihre Selbstzweifel zu überwinden und etwas aus sich zu machen.
    Nein, sie würde sich nicht von ihm unterkriegen lassen.
    Wortlos ließ sie sich auf die Knie nieder, zwischen Rotweinpfützen und Scherben, und sammelte mit flinken Händen die Überreste des kaputten Glases auf. Tränen brannten in ihren Augen, doch sie blinzelte sie fort.
    Vor sich sah sie Declans blank polierte, handgenähte Lederschuhe und hörte ihn über ihren Kopf hinweg mit seinen Gästen plaudern, als wäre sie gar nicht da.
    Sie dachte an den Tag, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Auch damals hatte sie vor ihm gekniet und Scherben aufgelesen. Und sich wie jetzt über sein überhebliches Auftreten geärgert. Doch damals war er blind gewesen. Jetzt konnte er sehen.
    Er hatte sein normales Leben wieder.
    Dies war der wahre Declan.
    Zorn stieg in ihr auf. Mit glühenden Wangen erhob sie sich.
    „Oh Gott, Ihr Kleid! Das tut mir aber leid …“
    Es war Sophia, die sie darauf aufmerksam machte, dass auf ihrem Kleid ein nasser Fleck prangte. Sie hatte in einer Rotweinlache gekniet, ohne es zu merken.
    „Kein Problem“, versicherte sie liebenswürdig. Sie würde sich umziehen müssen, was den Vorteil hatte, dass sie Declan für eine Weile entfliehen konnte.
    Gegen drei Uhr morgens waren alle Gäste gegangen und Chloe wieder allein in der Wohnung. Bis auf Declan, der sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, wie sie an dem Lichtstreifen sah, der unter der Tür durchschimmerte.
    Ob jemand bei ihm war? Die attraktive Brünette vielleicht, die bis zuletzt wie eine Klette an seinem Arm gehangen hatte. Das bequeme Ledersofa war breit genug für zwei. Chloe verzog den Mund. Sollte er doch die Nacht verbringen, mit wem er wollte! Sie hatte ihre Lektion gelernt.
    Entschlossen trug sie die restlichen Kristallgläser in die Küche und machte sich an den Abwasch. Sie hatte gerade die Hände ins Spülwasser getaucht, als sie ein vertrautes Prickeln im Nacken spürte.
    Blitzschnell fuhr sie herum.
    Im Türrahmen stand Declan, jetzt ohne Jackett und Krawatte. Unter seinem halb offenen Hemd blitzte ein Stück sonnengebräunter Haut hervor.
    Chloe bekam weiche Knie bei seinem Anblick, lehnte sich an die Anrichte und hielt sich mit beiden Händen daran fest. Was wollte er hier, sich entschuldigen?
    „Ja, Mr Carstairs?“
    „Warum so förmlich?“ Zu ihrem Entsetzen kam er direkt auf sie zu.
    „Ach bitte, De…“ Sie atmete scharf ein und registrierte verwirrt, wie sein Blick zu ihrem Dekolleté glitt. Sie hätte ihn so gern darauf angesprochen, dass er wieder sehen konnte. Wollte die Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren, den Mann, der sich hinter der Maske verbarg.
    Doch der war wohl nur ein Produkt ihrer Fantasie gewesen. Der wahre Declan war egoistisch und oberflächlich. Anders war sein Verhalten nicht zu erklären.
    „Sie haben mir unmissverständlich klargemacht, wie Sie zu mir stehen, Sir. Sie sind der Chef, ich bin die Angestellte. Alles andere war ein Irrtum.“
    Und doch hegte sie gegen jede Vernunft immer

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