Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Diese verflixte Eifersucht!
„Es war doch vorbei“, erwiderte sie matt. „Dein Bruder war tot. Ich sah keinen Sinn darin, Ted damit zu belasten. Die Sache war zu Ende.“
Zu Ende. Weil Adrian sich in den Tod gestürzt hatte. Nachdem Declan ihn im Stich gelassen und Chloe ihn in den Selbstmord getrieben hatte.
Obwohl sie sehr überzeugend wirkte. Wie sie da mit bebenden Lippen vor ihm stand und tapfer Haltung bewahrte, brachte sie genau die richtigen Saiten in ihm zum Klingen. Denn insgeheim wünschte er sich nichts sehnlicher, als die Frau, der er vertraut hatte, in die Arme zu schließen, sie zu lieben und zu beschützen.
Doch er durfte ihr nicht glauben. Adrian war sein Bruder. Und sie hatte die ganze Nacht Zeit gehabt, sich eine Story auszudenken, um ihre wahre Rolle in diesem Drama zu verschleiern.
„Warum hast du dich nicht an die Personalabteilung gewandt?“
Sie lächelte gequält. „Weil ich Angst hatte, meinen Job zu verlieren, wenn ich mich über deinen Bruder beschwere.“
„Verstehe. Es gibt also keine Beweise für deine Version der Geschichte.“ Er war bitter enttäuscht. „Wie fühlt es sich an, den Ruf eines Mannes zu beschmutzen, der sich nicht mehr wehren kann?“
Chloes Wangen röteten sich vor Zorn. „Du irrst dich.“
Sie sah aus wie die Unschuld in Person.
Doch Declan hatte früh gelernt, dass Menschen nicht immer so waren, wie sie vorgaben zu sein. Und dass es Leute gab, die alles dafür tun würden, etwas von dem zu ergattern, was er besaß. Zu dumm, dass er das vergessen hatte, als er Chloe begegnet war.
„Du behauptest also, mein Bruder hätte sich wegen einer Frau umgebracht, die er kaum kannte. Und dass er sich diese ganze Liebesgeschichte nur eingebildet hat.“
„So etwas kommt vor, Declan. Manche Männer sind wie besessen von einer Frau, die sie kaum oder nur von einem Foto her kennen. Sie flüchten sich in Fantasievorstellungen, die befriedigender sind als die Realität.“
Er stieß seinen Sessel zurück und sprang auf. „Du bist wohl eine Expertin auf diesem Gebiet?“
„Das nicht, aber ich habe viel darüber gelesen und …“
„Schluss jetzt, Chloe. Ich bin nicht bereit, mir weitere Lügen anzuhören.“
Er hatte Adrian schon einmal im Stich gelassen. Noch einmal würde er es nicht tun. Chloe zu glauben hieße, Adrian zu verraten. Adrian, seinen geliebten Bruder, der niemals einer Frau etwas zuleide getan hätte.
„Ich lüge nicht.“
„Und wie erklärst du mir das hier?“ Er nahm ein schwarzes Büchlein aus einer der Schubladen und knallte es auf den Tisch.
„Was ist das?“
„Adrians Tagebuch.“ Er sah, wie sie erstarrte. „Darin hat er alle Einzelheiten eurer gemeinsamen Zeit festgehalten. Es gibt sogar ein Foto von euch am Echo Point in den Blue Mountains.“
Wütend schob Declan die Hände in die Hosentaschen. Es widerstrebte ihm, das Buch auch nur anzufassen. Er hatte gerade weit genug darin gelesen, um bestätigt zu finden, dass Adrian und Chloe ein Liebespaar gewesen waren.
Als er Chloe in Carinya allein gelassen hatte, war er völlig durcheinander gewesen. Doch schon auf dem Weg nach Sydney hatte Declan sich eingeredet, dass er sich geirrt haben musste. Bis ihm das Tagebuch in die Hände gefallen war, das all seine Hoffnungen zerstörte.
„Was immer darin steht, es ist nicht wahr. Das Foto hat ein Tourist gemacht, den Adrian darum gebeten hatte. Er war mir wieder einmal gefolgt.“
Declan war schon auf dem Weg zur Tür.
„Wo hast du das Buch her? Ich habe es noch nie gesehen.“
Sonst hätte sie es wohl auch vernichtet. „Ich habe es einen Tag nach deiner Abreise nach Sydney in Carinya gefunden.“
Er war so dumm gewesen, dorthin zurückzukehren, um nach Beweisen für ihre Unschuld zu suchen. Das Tagebuch hatte in einer abgeschlossenen Kommodenschublade gelegen, zusammen mit einem Teil des Familienschmucks, den Adrian von ihrer Mutter geerbt hatte. Hatte er den Schmuck aus dem Safe geholt, um ihn Chloe zu schenken?
Declan sah mit leerem Blick zum Fenster hinaus. Alles sprach gegen sie. Er konnte froh sein, dass er ihr auf die Schliche gekommen war.
Aber er war nicht froh.
9. KAPITEL
Chloe schaute auf seinen breiten Rücken in dem eleganten maßgeschneiderten Sakko. Die Kluft, die sie voneinander trennte, erschien ihr unüberwindbar groß.
„Was immer er geschrieben hat, ist ein Produkt seiner Fantasie.“ Sie mochte sich gar nicht vorstellen, was Adrian da zu Papier gebracht hatte.
Declan fuhr zu ihr herum. Im
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